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Rettungskreuzer Ikarus Band 014 - Phönix

Rettungskreuzer Ikarus Band 014 - Phönix

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 014 - Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kay
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dagegen wehren, unvermittelt die Brüste der anderen
zu mustern. Sie waren deutlich kleiner als ihre eigenen, was sie dann auch beim
Anlegen der hautengen Montur bemerkte, die über ihrem eigenen Busen kräftig
spannte. Die Kombination aus eng anliegender, figurbetonter Hose und langärmeligem
Top war in einem satten grünen Ton gehalten. Sonja schlüpfte in die
grauen Overkneestiefel, die sie im Spind fand und schnallte sich einen breiten,
metallenen Gürtel um die Hüfte. Sie sah noch Metallbeschläge,
die als Schutz an den Stiefelschaft angebracht werden konnten, doch als sie
danach griff, sagte die andere Frau: »Die wirst du nicht brauchen. Und
gib dir keine Mühe, Waffen findest du dort auch nicht.«
    Sonja drehte sich um und betrachtete die andere eingehender. Verdutzt stellte
sie fest, dass die Frau mit der Waffe haargenau die gleiche Kleidung trug wie
sie selbst. Nur dass sie eben die Metallbeschläge über die Stiefel
geschnallt hatte und an ihrem Gürtel das Pistolenholster hing. Und ihre
Haut war nicht grau. Sie wirkte blass, fast weiß. Ihre Wangen, Lippen
und Lider waren übermäßig mit Make-up bedeckt, so dass sie schon
fast wie eine Porzellanpuppe aussah. Die kurzen schwarzen Haare waren im Nacken
ausrasiert. Ein dichter Pony fiel ihr in die Stirn. In ihren Augen flackerte
ein seltsamer Glanz, den Sonja nicht recht einzuordnen vermochte – sie
vermutete jedoch, dass die andere unter Drogen stand.
    »Was glotzt du denn so?«, fragte die Frau, als Sonja sich nicht rührte,
sondern sie einfach nur ansah. »Bist du scharf geworden, oder was?«
    Sonja grub in ihren spärlichen Erinnerungen, fand aber keinen Hinweis darauf,
dass sie je gleichgeschlechtlichen Sex gehabt hatte. Ihr altes Ich, das irgendwo
in den Tiefen ihres Unbewussten verbuddelt lag, schien hetero ausgerichtet gewesen
zu sein. Was nicht bedeutete, dass sich dies nicht ändern konnte. Allerdings
fand Sonja an der anderen nichts Erregendes. Und im Grunde glaubte sie, dass
sie nicht wirklich an Körperkontakt mit irgendjemandem interessiert war.
    »Wollten wir nicht irgendwo hingehen?«, versuchte Sonja das Thema
zu wechseln.
    Enttäuschung zeichnete sich auf dem Gesicht der anderen Frau ab. Ihr Alter
war schwer zu schätzen. Auf der einen Seite wirkte sie eher jugendlich,
doch der eigenartige Glanz in ihren Augen und einige Falten, die sich in ihren
Wangen eingegraben hatten, ließen sie deutlich älter und verlebter
erscheinen. Sie hatte wahrscheinlich schon eine Menge durchgemacht und oft genug
ihr Leben in der Gosse gefristet.
    »Ganz wie du meinst«, sagte sie und deutete erneut mit der Blastermündung
zur Tür.
    Sonja folgte achselzuckend dem Wink. Hinter der Tür schloss sich ein weiterer
Raum an, in dem zwei weitere Schotten zu sehen waren. Dieser Bereich des Quartiers
war eine Art Freizeit- und Essraum. Gepolsterte Sitzmöbel, niedrige Couchtische,
eine Platte für Laserbillard sowie zwei Simulatoren für Action-Holo-Spiele
waren hier zu finden. Das Zimmer sah recht unordentlich und unaufgeräumt
aus. Überall lagen leere, teils verbeulte Dosen mit der Aufschrift Galaxy
Wake Shake sowie unzählige Tücher, Schachteln, Teller und Besteck
herum. Es roch unangenehm nach Speiseresten und auch Urin. Letzterer Geruch
strömte durch ein halb geöffnetes Schott in das Quartier.
    Sonja rümpfte die Nase. »Gemütlich habt ihr es hier.«
    »Es lässt sich leben«, sagte sie andere. »Weiter!«
    »Habt ihr keine Putzfrau?«
    »Das braucht dich nun wirklich nicht zu interessieren.«
    Das gegenüberliegende Schott öffnete sich. Dahinter erstreckte sich
ein etwa zwanzig Meter langer Korridor schnurgerade, bis er vor einem Loch im
Boden abrupt endete.
    »Es wäre vielleicht besser, wenn du mir deinen Namen sagst«,
meinte Sonja, während sie auf genau dieses Loch zugingen. »Wie soll
ich dich denn sonst anreden?«
    »Eigentlich hat Wadda gesagt, ich soll dich nicht anquatschen«, gab
die andere zurück. »Aber Wadda ist ein Ekel, ich lass mir von ihm
nichts sagen. Er hat mich genug herum gestoßen.«
    Gut , dachte Sonja. Es gibt einen Konflikt .
    Wo immer sie war, wer immer sie entführt hatte, es gab Unzufriedenheit
in den eigenen Reihen – vielleicht etwas, das sie später zu ihrem
Vorteil nutzen konnte. Falls es ein später gab ...
    Sie gelangten an das Loch im Boden. Als Sonja aufblickte, erkannte sie, dass
es ebenso durch die Decke führte.

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