Rettungskreuzer Ikarus Band 016 - Ansarek
Antriebsaggregate explodiert, denn nach der Detonation war
die Sentok von ihrem Kurs abgewichen.
Es folgten zwei weitere Explosionen. Diese waren weniger heftig als die erste,
die das ganze Schiff erschüttert hatte, doch deuteten sie an, dass eine
Kettenreaktion in Gang kam, die dringend gestoppt werden musste, anderenfalls
würden von der Sentok und ihrer Besatzung in wenigen Minuten nur noch Atome
übrig sein.
»Jason?«, vernahm er Shillas Gedanken in seinem Kopf.
Die Telepathin war ebenfalls durch die Detonationen aufgeschreckt worden und
von ihrer Kabine aus – oder wo auch immer sie sich aufgehalten haben mochte
– zur Unfallstelle geeilt. Wie er selbst und etliche andere wollte sie
helfen.
Die ganze Aktion erfolgte völlig unorganisiert, denn vor kurzem war die
interne Sprechanlage ausgefallen, so dass man Boten durch das riesige Schiff
sandte, um Befehle und Anfragen weiterzuleiten, was bei einem solchen Unglücksfall
viel zu viel Zeit kostete.
»Die Verletzten müssen geborgen werden«, gab er zurück,
wieder einmal froh, dass er geistig mit ihr kommunizieren konnte und seine Kehle
nicht noch stärker dem giftigen Rauch aussetzen musste. »Hilf bei
der Evakuierung. Sorge dafür, dass niemand übersehen wird und alle
schnell rauskommen. Ich will versuchen, die Mechanismen dreier Schleusenschotte
manuell zu aktivieren. Sie reagieren nicht auf die Impulse von der Zentrale,
sind vermutlich defekt. Sobald mir das gelungen ist, muss dieser Sektor abgesprengt
werden, bevor sich der Brand zu den anderen Triebwerksteilen durchfrisst.«
Jason hatte, da er entbehrlich war, sogleich die Zentrale verlassen, um sich
des Problems anzunehmen, während die Crew die Abtrennung des nutzlos gewordenen
Sektors einleitete. Zumindest würde man durch die Anzeigen wissen, ob sein
Vorhaben erfolgreich verlaufen war. Er war im Augenblick der Einzige außerhalb
der Zentrale, von Shilla einmal abgesehen, der von den Defekten wusste. Versagte
er …
»Allein schaffst du das nicht.« Die Silhouette der Telepathin schälte
sich aus den Rauchschwaden. »Ich begleite dich. Die Helfer haben die Verletzten
bereits gefunden und sind dabei, den Maschinenraum zu räumen.«
Jason verzichtete darauf, Shilla auf die Gefährlichkeit seines Vorhabens
hinzuweisen. Dessen war sich die Vizianerin natürlich bewusst, und es war
zwecklos, mit ihr zu argumentieren, wenn sie einen Entschluss gefasst hatte.
Außerdem rannen die Minuten unerbittlich davon – er konnte jegliche
Unterstützung gut gebrauchen, und schafften sie es nicht, spielte Shillas
Aufenthaltsort ohnehin keine Rolle.
»Drei Schotte müssen geschlossen werden. Du gehst nach links, wir
treffen uns am Mittleren. Falls es Schwierigkeiten gibt, melde dich.«
Shilla verschwand kommentarlos im Qualm.
Jason wandte sich in die andere Richtung. Um sich in dem Gigantraumer nicht
zu verirren, hatte er sich die wichtigsten Sektoren und Verbindungswege eingeprägt,
darunter glücklicherweise auch die Lokalitäten dessen, man auf der
Sentok als Maschinenraum bezeichnete. Er wusste, wo sich das Antriebsaggregat
befand und wie er den Brandherd umgehen konnte.
Hoffentlich lief Shilla nicht blindlings in die Irre … Jason hatte keine
Ahnung, womit sich die Telepathin befasste, wenn sie stundenlang in ihrem Gemach
brütete oder allein durchs Schiff streifte, jegliche Kontakte zur Mannschaft
vermeidend. Ausgenommen ein Kontakt. Und das wurmte Jason besonders … Seine
Aufgabe genoss jedoch Priorität, so dass er den Ärger hinunterschluckte
und sich das Bild seiner Umgebung in Erinnerung rief.
Eigentlich besaß die Sentok keinen wirklichen Maschinenraum, zumindest
nicht im wörtlichen Sinn und wie Jason es von den Schiffen, die er kannte,
gewohnt war. Es gab mehrere Sektionen mit dieser Bezeichnung, die über
den Außenbereich der Sentok wahllos verstreut schienen und nach keinem
ersichtlichen Schema – womöglich nach dem Zeitpunkt der Installation?
– durchnummeriert worden waren. Auf komplizierte Weise waren sie alle miteinander
verbunden und bildeten eine leistungsfähige Einheit, die das gigantische
Schiff durchs All bewegte. Der Chef-Ingenieur war zwar ständig im Raumer
unterwegs und musste recht weite Strecken zurücklegen, um die regelmäßigen
Routine-Kontrollen durchzuführen, doch ein Vorteil dieser Aufteilung war,
dass im Falle eines Defekts das schadhafte Teil einfach
Weitere Kostenlose Bücher