Rettungskreuzer Ikarus Band 016 - Ansarek
ausgeschaltet und repariert
werden konnte, ohne dass der Flug unterbrochen werden musste; die Leistung der
übrigen Triebwerksteile war ausreichend. Notfalls ließ sich ein ganzer
Bereich einfach abtrennen. Um das Schiff lahm zu legen, waren mehrere Ausfälle
notwendig, aber das hatte es in der langjährigen Geschichte der Sentok
kein einziges Mal gegeben, hatten die Logbücher Jason verraten.
Die Aufgabe dieses Sektors war unvermeidbar, das hatte Jason sofort begriffen.
Das Feuer, das hier wütete, konnte mit konventionellen Mitteln nicht rechtzeitig
gelöscht werden und würde selbst im Vakuum noch eine Weile brennen,
bis es endlich keine Nahrung mehr fand. Die veralteten Löscheinheiten waren
ineffizient, viel zu langsam und unorganisiert. Als man merkte, dass man nichts
ausrichten konnte, waren sämtliche Versuche, die Flammen unter Kontrolle
zu bringen, abgebrochen und die zügige Evakuierung eingeleitet worden.
Das Feuer würde bald auf andere Bereiche übergreifen und sich durch
die Verbindungsröhren zu den übrigen Maschinenräumen fortpflanzen.
Jason kannte das Prinzip nicht, auf dem der Antrieb basierte, war jedoch froh,
dass es sich trotz aller Rückständigkeit nicht um Atomreaktoren handelte;
in dem Fall wäre die Mannschaft längst tot oder würde in Kürze
an Strahlungsschäden qualvoll sterben.
Die verschiedenen Segmente der Sentok waren von dicken Außenwandungen
umgeben, die daran erinnerten, dass der Raumer ein Flickwerk aus vielen kleinen
Schiffen war. Sobald die Schleusen hermetisch verriegelt waren, konnte dieser
Bereich abgesprengt werden. Kurz war in Erwägung gezogen worden, die angrenzenden
Teile ebenfalls aufzugeben, aber die defekten Schotte verbanden den Maschinenraum
mit der Wiederaufbereitungsanlage für Luft und Wasser.
Im Gegensatz zu anderen wichtigen und weniger wichtigen Aggregaten gab es ausgerechnet
von diesen keine Reserveanlagen. Die Einrichtungen in den älteren Bereichen
waren schon lange defekt und demontiert worden, um die jüngsten Maschinen
instand zu halten. Man hatte aus Zonen, die praktisch nicht benötigt wurden,
sogar die Luft abgepumpt, um die genutzten Abteilungen besser versorgen zu können,
so dass es auch keine nennenswerten Reservoirs gab, auf die man hätte zurückgreifen
können. Die Sentok brauchte zu lange für den Flug nach Imasen, um
auf diese Anlagen verzichten zu können. Dass rechtzeitig Hilfe eintraf,
war unwahrscheinlich, denn es gab keine private Raumfahrt, und dass sich zufällig
ein Rendezvous mit einem anderen Frachtschiff ereignete, war in diesen Weiten
genauso wenig zu erwarten wie die Unterstützung durch ein Schiff des Nexus'.
Eine Stichflamme schlug Jason entgegen und versengte ihm das Haar. Gerade noch
rechtzeitig konnte er den Arm hochreißen und sein Gesicht schützen.
Das stabile Material seiner Kleidung bewahrte ihn vor schweren Verbrennungen.
Er umging einige kleinere Feuerherde. Die Hitze wurde immer unerträglicher,
je tiefer er in den Maschinenraum vordrang. Auch das Atmen fiel ständig
schwerer, da die Flammen den Sauerstoff verzehrten.
Endlich hatte er das Doppelschott erreicht. Auf den ersten Blick erkannte er,
dass sich das äußere Tor verbogen hatte und nicht mehr luftdicht
schließen würde; vermutlich ein alter Defekt, der bei der Wartung
übersehen oder mangels geeigneter Werkstoffe nicht repariert worden war.
Bei einer Sprengung würde es zu einem Vakuumeinbruch und Schäden im
Nachbarsektor kommen.
Entschlossen zog Jason seinen Strahler, stellte ihn auf geringste Intensität
und verschweißte das Schott mit dem Rahmen. Das würde zumindest eine
Weile halten, und die Techniker konnten sich dann den Kopf über eine dauerhafte
Lösung zerbrechen. Das andere Tor spielte keine Rolle; die Trennung würde
die Schleusenkammer ohnehin zerstören.
Jason hastete weiter. Ein Kabelstrang, der sich von der Decke löste, streifte
ihn an Kopf und Rücken und ließ ihn straucheln. Knapp entging er
einer herabstürzenden Metallplatte; die extremen Temperaturen griffen bereits
die Verbundmaterialien an. Den scharfen Schmerz an der linken Wange ignorierend,
setzte Jason seinen Weg fort.
Ob Shilla etwas passiert war? Sie hatte sich nicht mehr gemeldet.
Er fand sie vor dem letzten Schott, das sie gerade untersuchte. Offenbar hatte
die Vizianerin weniger Probleme gehabt, sich bis hierher durchzuschlagen. Ihre
Kombination qualmte an
Weitere Kostenlose Bücher