Rettungskreuzer Ikarus Band 016 - Ansarek
der linken Schulter, schien sie jedoch ansonsten vor
ernsthaften Verletzungen bewahrt zu haben. Das Haar reichte ihr an dieser Seite
nur noch bis ans Kinn. Gemeinsam verschlossen sie die letzte klemmende Schleuse
von Hand und befanden sich nun außerhalb dieses Teils des Maschinenraums
in relativer Sicherheit.
Jasons Blick blieb an einer – nicht funktionierenden – Kommunikationsanlage,
die in regelmäßigen Abständen an den Wänden angebracht
waren, hängen. »Jetzt müssten sie den Maschinenraum separieren
…« Falls nicht auch die Kontrollanzeigen versagt hatten. Oder die
Mechanik für die Abtrennung. Oder was auch immer. Verdammter Müllkasten!
Hoffentlich hielt das Schott …
Müde sank Jason zu Boden. Jetzt erst spürte er die Schmerzen.
Seine Kappe hatte er verloren.
Komisch, dachte er, in all den Jahren hatte er sie, egal, was passierte, immer
bei sich gehabt. Aber noch komischer war, dass er sich über eine Kappe
Gedanken mache. Vielleicht musste er sich Sorgen um Bagatellen machen, um seine
geistige Gesundheit bei all dem Irrsinn zu bewahren.
Millionen von Lichtjahren entfernt von Daheim … Keine Aussicht auf Rückkehr
… Gestrandet im Reich eines unbekannten, mächtigen und grausamen Feindes.
Das war doch Irrsinn höchster Qualität – oder nicht?
Es war, als ob Stück für Stück Teile seines bisherigen Lebens
wegbrachen: die Celestine, seine Ausrüstung, die Kappe – so unwichtig
sie im Vergleich auch war. Was würde er als nächstes verlieren?
Jason bemerkte, dass Shilla ihn mit ihren violetten Augen prüfend musterte.
»Alles in Ordnung?«
Er nickte schwach. Sie brauchte seine Gedanken nicht zu lesen, um seine Verzweiflung,
die er sonst besser verbergen konnte, zu bemerken.
Die Vizianerin ging in die Hocke, streckte ihre Ruß geschwärzte Hand
aus und strich ihm übers Haar. Versengte Strähnen rieselten hinunter
und kitzelten seine Nase. »Und dein Bart ist auch ab.«
Dann ging ein heftiger Ruck durch das Schiff und riss beide zu Boden.
Commander Charkh hatte den Sektor abgesprengt.
»Ihr mutiger und schneller Einsatz hat unser aller Leben gerettet, Knight«,
sagte Commander Charkh zu Jason. Seine acht Beine hatte der Arachnoide unter
dem kugeligen Körper zu einer für ihn bequemen Haltung eingeknickt,
wodurch sich seine Punktaugen in der Höhe von Jasons Gesicht befanden.
»Ohne Sie und die Erhabene wären wir verloren gewesen. Bitte danken
Sie auch der Erhabenen in meinem Namen.«
Jason nickte kaum merklich. »Wir taten lediglich das Erforderliche, Commander.«
Die anerkennenden Worte waren unnötig, fand er, denn wäre er nicht
in den Maschinenraum gestürmt, hätte sich jemand aus der Zentrale
um die Schotte gekümmert. Tatsächlich hatte Jason nichts weiter getan,
als sein und Shillas Überleben, sowie den Erhalt ihrer Zuflucht zu gewährleisten.
Er hatte geduscht, seine Verbrennungen und Schürfwunden versorgt und eine
frische Kombination angelegt. Sein eigenes Gesicht, das sich auf dem Monitor
neben ihm spiegelte, erschien ihm fremd. Das rote Haar war kürzer, und
nur einige widerspenstige Strähnen fielen ihm in die Stirn. Von der rechten
Augenbraue bis zum Unterkiefer zog sich eine frische Schramme. Ohne den Kinnbart
fühlte er sich nackt …
Shilla hatte nach der Aktion wieder die Abgeschiedenheit ihrer Kabine aufgesucht.
Sie hatte sich keinerlei Verletzungen zugezogen und nur ihr Haar auf Kinnlänge
gekürzt. An diesen neuen Anblick würde Jason sich auch erst gewöhnen
müssen …, keine langen Locken mehr, die wie ein Vorhang über
ihn fielen und seine Haut liebkosten, wenn sich die Vizianerin über ihn
beugte, keine seidenweichen Strähnen mehr, die man spielerisch um einen
Finger schlingen konnte. Er seufzte.
»Sie sind sicher erschöpft«, bemerkte Charkh voller Mitgefühl,
Jasons Reaktion falsch deutend. »Warum ruhen Sie sich nicht einige Stunden
aus?«
»Das ist nicht nötig«, lehnte Jason ab. »Ich möchte
bei den Reparaturen helfen. Hat es bei der Explosion Opfer gegeben?«
Noch immer hatte er ein schlechtes Gefühl dabei, die Mannschaft der Sentok
für seine und Shillas Zwecke auszunutzen, daher wollte er Charkh wie ein
Crewmitglied dienen und ihm seine Kenntnisse zur Verfügung stellen. Würden
die Ordnungskräfte des Nexus' die Sentok inspizieren und die beiden gesuchten
Fremden vorfinden, hätte dies auch schlimmste Folgen für die mutigen
Männer und
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