Rettungskreuzer Ikarus Band 017 - Das Anande-Komplott
damaligen Ereignisse selbstverständlich, sondern als
nächste Bekannte des jetzigen Jovian Anande. Während wir an dem Prozess
teilnehmen, wird die Phönix Doppelschichten schieben, unterstützt
vom Kreuzer der Pronth Hegemonie.« Der Captain lächelte schief. »Wie
in alten Zeiten. Dann werden sie mal sehen, wie wir damals rotiert haben. Auf
jeden Fall bleibt der Rettungsdienst einsatzbereit.«
»Captain, vielleicht braucht die Besatzung der Phönix einen
Offizier der Ikarus zur Begleitung – gewissermaßen als Absicherung.
Ich habe mit der Crew schon mehr zu tun gehabt und würde mich zur Verfügung
stellen«, warf An'ta ein. Sentenza runzelte die Stirn und musterte die
Grey eingehend.
»Dafür besteht keine Notwendigkeit, An'ta. Die Phönix kommt ganz gut alleine klar. Zudem wird Arthur Trooid auf Vortex Outpost bleiben
– als Android darf er nicht vor dem Gericht auf Regulus aussagen. Und er
hat die Mannschaft der Phönix am Anfang begleitet. Sie werden, wie
wir anderen, in dem Prozess gebraucht.«
»Captain, ich kenne Doktor Anande weitaus weniger gut als alle anderen«,
widersprach die Ceelie mit einer sonderbar kalten Stimme. »Sicherlich ist
meine Aussage weniger wichtig.«
»Darum geht es nicht. Ich glaube, Sie haben mich noch nicht richtig verstanden:
Es steht nicht zur Debatte, ob Sie mitkommen möchten oder lieber nicht.
Sie werden an dem Prozess teilnehmen. Das ist ein Befehl.«
»Ja, Captain.«
Der Rest der Besprechung verlief in einer kalten Atmosphäre, die vor allem
den Pentakka sehr verstörte – er verstand noch zu wenig von den Menschen
und den Grey, um aus all dem hier schlau zu werden. Ein kleiner Teil von ihm
war entzückt, dass er die Möglichkeit bekommen würde, an einem
Gerichtsprozess teilzunehmen und somit Bereiche der Gesellschaft zu erforschen,
zu denen er sonst keinen Zugang gehabt hätte. Doch hauptsächlich war
er besorgt um Anande und wegen der seltsamen Spannungen innerhalb der Crew.
Er, lauschte fast angstvoll den weiteren Gesprächen und den Vorbesprechungen
für die Reise nach Regulus und hoffte, dass alles ein gutes Ende nehmen
würde.
»Nein, ich kann Ihnen dabei nicht helfen ... nein, das entspricht nicht
meinem Ressort ... ich könnte sie weiterleiten ... nein, wirklich ,
ich kann Ihnen nicht ... was? Oh, Sie mich auch!«
Ay hieb auf die Kommtaste und lehnte sich schwer zurück, fuhr sich mit
beiden Händen über das Gesicht und versuchte, sich nicht zu ärgern.
»Na, hatten wir gerade ein wirklich schönes Gespräch?« Eine
dunkle Stimme und das verheißungsvolle Geräusch eines Bechers, der
auf den abgeschabten Schreibtisch gestellt wurde, holten es aus seinen Gedanken
zurück. Als Ay aufblickte, glitten die grünlichen Nickhäute erst
mit einem kurzen Moment Verzögerung zurück und Giuseppe Deros lachte,
als er das sah.
»Oh, ein schlechtes Zeichen. Wenn du das Ding mit den Nickhäuten machst,
dann ist es meist besser, sich auf eine halbe Meile Abstand zu dir zu bringen.«
»Keine Sorge, Giu, ich bin mehr erschöpft, als wütend«,
winkte Ay ab und griff nach dem Becher. »Und ich wünschte, ich wäre
mehr davon erschöpft, einer tollen Story hinterher zu rennen, als Leute
am Komm abzuwimmeln, die einen Reporter auf der Hochzeitsfeier ihres Sohnes
haben wollen – selbst wenn es der Spross der altehrwürdigen Familie
Chinag von Parresk ist.«
»Was, der Knabe heiratet? Wie hat der eine Frau gefunden, die an seinem
hässlichen Gesicht und seinem miserablen Charakter vorbeischauen konnte?«
Ay konnte ein schiefes Lächeln nicht unterdrücken. »Vermutlich
hat er sich hinter seinem großen Scheckbuch versteckt. Ist es nicht ein
Sprichwort von deiner Welt, dass kein Topf so schief ist, dass nicht auch ein
Deckel darauf passt?«
»Ahja. Es sei denn, der Topf ist ein Reporter und fast nie zu Hause. Dann
fallen alle Deckel ziemlich fix wieder runter.« Der leicht dahin gesagte
Spott konnte die Bitterkeit in der Stimme des wuchtigen Mannes nicht ganz verbergen.
»Deine neue Freundin hat dich verlassen?«
»Noch nicht ganz. Aber es gab da so eine Art Ultimatum – wenn ich
nicht die nächste Woche Zeit finde, um den längst versprochenen Ausflug
ins Seenland mit ihr zu machen, macht sie ihn eben mit jemand anderem.«
»Das tut mir leid. Ich hoffe, du kriegst das wieder hin.«
»Mal sehen.« Deros zuckte mit den Schultern. »Manchmal denke
ich, dein Volk hat da
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