Rettungskreuzer Ikarus Band 022 - Die letzten Movatoren
Wand, einen Laufsteg, eine Gleitschiene? Eine zerborstene Röhre aus
einem glasartigen Material, die aus ihrer Aufhängung gerissen war. Die
Reste eines Durchganges, dahinter der Anfang eines Ganges oder ein Steg, der
in eine Halle führte. Das bloße Auge sah nicht mehr als Finsternis,
in der noch dunklere Schatten Gestalt annahmen. Trotzdem spähte An'ta angestrengt
in die Öffnung, als könnte sie Dinge erkennen, die den Sensoren verborgen
blieben. Plötzlich zuckte sie zurück, und ihre Hände flogen zur
Steuerung des Suchscheinwerfers.
»Ich habe Bewegung gesehen«, behauptete sie und ließ den Lichtkegel
über einige eingestürzte Wandteile gleiten.
»Treibende Trümmer?«, schlug Trooid vor und zog das Shuttle in
eine sanfte Kurve. »Hier ist keine Atmosphäre, kein Zeichen von Leben.«
An'ta schüttelte den Kopf.
»Es wirkte – zielgerichtet.« Sie führte das Licht ein zweites
Mal über die Stelle, dann noch einmal. Weiter hinten wurde es von der Dunkelheit
verschluckt. Schließlich schüttelte An'ta den Kopf.
»Vielleicht haben mir meine Augen einen Streich gespielt«, sagte sie,
klang aber nicht überzeugt. »Auf jeden Fall ist hier unser alternativer
Einstieg, vermutlich ganz ohne Sicherheitssysteme und dergleichen, die uns an
dem Schott erwarten dürften. Immerhin ist das hier ein Kriegsschiff, und
ich glaube nicht, dass sie es Entermannschaften allzu leicht machen wollen.«
»Nicht gerade ein Haupteingang mit einem roten Teppich«, scherzte
Trooid und bekam dafür einen verwunderten Blick von An'ta. »Aber dann
können wir jetzt zur Ikarus zurückkehren.«
Sie hatten die halbe Strecke zum Rettungskreuzer hinter sich gebracht, als ein
Signalton sie aus ihren Gedanken riss. Neben ihnen, in relativer Nähe des
havarierten Raumers, sprangen zwei Schiffe aus dem Hyperraum. Sie verlangsamten
ihre Geschwindigkeit, nahmen aber nicht Kurs auf Vortex Outpost , wie
zu erwarten gewesen wäre, sondern verhielten in einiger Entfernung und
hingen nach kurzer Zeit wie abwartend in einem Dreieck mit der Ikarus und dem fremden Raumschiff.
»Trooid? An'ta? Alles in Ordnung bei Ihnen?« Die Schnelligkeit, mit
der Captain Sentenza am Funk war, zeigte nur, dass er seine Ruhepause vermutlich
in einem unbequemen Halbschlaf im Kommandosessel verbracht hatte.
»Alles okay, Captain«, antwortete Trooid umgehend. »Die beiden
Schiffe sind weit genug entfernt hier angekommen.«
An'ta hatte das Bild vor Augen, wie Captain Sentenza die Neuankömmlinge
musterte, die eleganten Schiffskörper, die wie ein flacher, leicht in sich
gedrehter Ring aussahen, der an einer Stelle eine breite Öffnung hatte.
Gegenüber dieser Öffnung saß die Kommandozentrale in einer großen
Kuppelkonstruktion, von der aus alles überblickt werden konnte. Die Innenseite
des Ringes war, von hier aus kaum erkennbar, mit einer Vielzahl technisch hochwertiger
Sensoren und Werkzeuge an enormen Auslegern ausgestattet, verfügte über
mehrere Schleusen und Kopplungsanlagen. Die Hülle der Schiffe war schlicht
und ohne eine erkennbare Signatur oder Verzierung. An'ta hörte das schlecht
unterdrückte Aufseufzen des Captains und lächelte dünn.
»Ich habe diesen Schiffstyp noch nie gesehen«, gab er über Funk
zu. »Wer können die jetzt sein? Trooid, An'ta, haben Sie irgendeine
Ahnung, was das für Schiffe sind?«
»Sie kennen sie nicht, Captain?«, mischte An'ta sich jetzt ein, und
ihr Lächeln wurde breiter, ihre Stimme tiefer. »Dann kommen Sie doch
mal in meiner Kabine vorbei. Ich habe ein paar ganz ausgezeichnete Holoaufzeichnungen
von diesem Typ, die ich Ihnen gerne zeigen würde.«
Für einen Moment war Stille im Funk, und An'ta konnte sich lebhaft vorstellen,
dass Sentenza sich jetzt fragte, wie ernst sie diese Aufforderung meinte –
und was hinter ihr stand. Zu langweiligeren Zeiten hätte sie die Situation
vielleicht ausgeweitet, so aber sprach sie weiter, ehe Sentenza etwas sagen
konnte.
»Was Sie da sehen, Captain, ist der Traum meiner schlaflosen Nächte.
Es sind zwei Bergungsraumer der Greyson-Storm-Klasse. Das mit Abstand Beste,
was die Ceelie zu bieten haben. Wenn ich eines Tages das Kommando über
einen habe, lade ich Sie zu einem Rundgang ein, Captain«, fügte sie
mit leicht bitterer Ironie hinzu, während sie die vor der Schwärze
schimmernden Bergungsraumer mit einem sehr seltsamen Gemisch von Gefühlen
betrachtete. Und schränkte
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