Rettungskreuzer Ikarus Band 022 - Die letzten Movatoren
weit gegangen, Captain, und entschuldige mich dafür. Wir
werden uns den Zugang zu dem Raumer nicht mit unserer derzeitigen militärischen
Überlegenheit erzwingen. Trotzdem kann und darf ich Ihnen die Quelle unserer
Informationen nicht verraten. Schon gar nicht über eine Funkverbindung.
Selbst meine eigenen Leute«, hier warf er einen kurzen, ermahnenden Blick
zu In'ban, »wissen nicht, warum genau wir hier sind.«
»Das macht die Situation nicht leichter«, beharrte Sentenza, aber
seine Stimme hatte den wütenden Unterton verloren.
El'ak nickte und fuhr fort.
»Wir sind keine Gegner, Captain. In der Schlacht, die vor uns liegt, werden
wir Seite an Seite gegen einen überlegenen Feind antreten. Meine Regierung
hat die Botschafter des Raumcorps empfangen, den Bündnisvorschlag geprüft
und wird innerhalb der nächsten Tage eine umfassend positive Antwort schicken.
Wir werden uns mit dem Raumcorps verbünden und nichts zurückhalten:
nicht unsere Streitkräfte, unser Wissen oder – soweit es möglich
ist – unsere Technologie.«
Sentenza sagte kein Wort, wirkte aber wieder hellwach und konzentriert wie am
Beginn des Gesprächs. Dass die Botschafter des Raumcorps bei den Grey recht
zuvorkommend empfangen worden waren, war für ihn kein Geheimnis. Die Entscheidung
der Regierung auf Ceelus jedoch schon. Sentenza war sich sicher, dass nur eine
Handvoll der Grey von dem bevorstehenden Bündnis wusste, und vermutete,
dass er der erste Vertreter des Raumcorps war. Sally, schoss es ihm unvermittelt
durch den Kopf, würde für diese Vorabinformation ihren rechten Arm
geben.
Sentenza begriff den Vertrauensbeweis, der hinter den Worten des Grey-Kommandanten
steckte, trotzdem fiel es ihm nicht leicht, zu nicken.
»Dann ist unsere Diskussion hier überflüssig. Wenn dieser Raumer
Technologie oder Wissen enthält, die uns bei dem Kampf gegen die Outsider
behilflich sein können, kommen sie beiden Völkern zugute. Wir kooperieren
demnach bei der Bergung. Wenn die Besatzung allerdings noch am Leben ist ...«
» ...hat sie alleine das Recht zu entscheiden, ob sie sich uns anschließen
will. Das ist klar.«
»Bleibt die Frage, woher Ihre Informationen über das Auftauchen des
Raumers stammten.« Der Captain der Ikarus erinnerte In'ban an ein
Tier, über das er einmal gelesen hatte. Ein Haifisch. Es hieß, sie
ließen ihre Beute einfach nicht wieder los, selbst wenn es sie ein paar
Zähne kostete. Aber Sentenza lehnte sich nun seinerseits zurück und
nickte. »Aber die können wir später klären, jetzt haben
wir einen Haufen Arbeit vor uns. Glauben Sie aber nicht eine Sekunde daran,
Kommandant El'ak, dass ich dieses Detail vergessen werde.«
»Ich wäre ein Narr, wenn ich das täte, Captain. Ah, nebenbei:
Aus meinen Unterlagen geht hervor, dass Captain An'ta 35-7 an Bord der Ikarus ist?«
»Ja, das ist sie. Möchten Sie sie sprechen?«
»Nein, wir werden uns ohnehin bald begegnen. Aber Sie können sie von
mir grüßen.«
»Kommandant El'ak, ja?« Es fiel Sentenza wirklich schwer, An'tas Gesichtsausdruck
zu deuten, als er ihr die Grüße überbrachte. Sie standen in
der Schleuse der Ikarus und warteten darauf, dass Trooid das Andockmanöver
an den viel größeren Bergungsraumer der Grey beendet haben würde.
Dann wollten sie mit einem gemeinsamen Einsatzteam zu dem fremden Raumschiff
hinüber fliegen, um den ›Hintereingang‹, wie Trooid das Loch
in der Hülle nannte, genauer zu erforschen. Die erzwungene Wartezeit gab
Sentenza genug Muße, um An'ta unauffällig zu mustern. Er kam zu dem
Schluss, dass sie amüsiert und zutiefst verärgert zugleich war. Eine
seltsame Mischung, die ihn bei der Grey aber nicht weiter verwunderte.
»Sie kennen ihn gut?«, hakte Sentenza nach, einerseits, um das Schweigen
zu durchbrechen, andererseits auf der Jagd nach kleinen Happen an Informationen
über sein eigenes Crewmitglied, das ihm oft immer noch sehr fremd erschien.
»Das kann man so sagen. Wie sah er aus?«
»Äh, gut«, antwortete Sentenza probehalber, um neutral zu bleiben,
aber An'tas tadelnder Blick ließ ihn kurz auflachen.
»Alt«, gab er jetzt zu. »Ich habe selten mit einem so alten Mann
gesprochen. Als er ... ungehalten wurde, hatte ich für einen Moment Sorge,
seine Haut könnte über den Knochen reißen, sie sieht aus wie
dünnes Pergament.«
»Ah«, sagte An'ta nur und nickte. »Immer noch der Gleiche.«
Dann, als
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