Rettungskreuzer Ikarus Band 022 - Die letzten Movatoren
Augen benutzte, hatte dafür
eine Erklärung.
»Sie ist aktiv abgesprengt worden, vermutlich genau in dem Moment, in dem
Raketen oder Torpedos sie berührt haben. Auf diese Weise konnte sich die
Hauptenergie der Explosion nicht nach innen durch die Bordwand bewegen, sondern
verpuffte gewissermaßen davor, ohne einen direkten Kontakt zu Hülle.«
»›Verpuffen‹ würde ich das nicht nennen«, wandte An'ta
ein und deutete auf riesige Flächen, an denen die zweite Panzerungsschicht
geschmolzen, geschwärzt und teilweise weggebrannt war. »Aber ich verstehe
das Prinzip: ablative Panzerung. Hilft allerdings nicht viel, wenn mehrmals
die gleiche Stelle anvisiert wird.«
»Das scheinen die Gegner auch gewusst zu haben. Zudem schützt es nicht
vor Strahlenwaffen. Aber ich bin mir sicher, auch wenn wir jetzt nichts davon
bemerken, dass ein Schiff wie dieses Schildfeldgeneratoren hat. Im Endeffekt
hat das die Angreifer jedoch auch nicht wirklich aufgehalten.«
»Ob es die Outsider waren?«
»Möglich. Wenn wir Gelegenheit haben, die Beschädigungen genau
zu untersuchen und mit denen zu vergleichen, die die Hairaumer unseren Schiffen
bei Seer'Tak zugefügt haben, wüssten wir es mit Sicherheit.«
An'ta verzog das Gesicht. »Ja, das würde helfen. Vielleicht fange
ich auch einfach schon an, in jedem Tümpel einen Hai zu sehen.«
Schweigend setzten sie ihren Erkundungsflug fort. An einigen Stellen bemerkte
An'ta längliche, geschwärzte Körper, die in der zertrümmerten
Außenhülle des Raumers steckten. Sie waren mehrere Meter lang und
erinnerten an nichts mehr als an einen Torpedo. Obwohl sie mit enormer Wucht
eingeschlagen waren – stets an Stellen mit zerstörter Panzerung –,
war es nicht zu einer Explosion gekommen. Wie schwarze Dornen ragten die Torpedos
aus dem verletzten Riesenkörper, eine stumme Drohung. Es war sonderbar
zu sehen, dass auch hochentwickelte Kriegstechnologie Blindgänger produzierte,
und es wäre sicherlich sehr interessant, die Torpedos zu untersuchen. Aber
vorerst galt es nur, einen großen Bogen um sie zu machen und das Schicksal
nicht herauszufordern. Sollte eines der Dinger sich dazu entschließen,
doch noch zu explodieren, dann war das Shuttle in Sekunden nichts als Staub.
Die einzige Stelle des großen Schiffes, die Energie abstrahlte, war ein
Bereich an der unteren Seite der großen Achteckform, wo es einen großen
kuppelförmigen Aufbau gab. Trooid vermutete, dass es sich dabei um die
Restenergie des Sprungantriebes handelte, die den Raumer hergebracht hatte.
Sie entsprach nicht der Signatur eines Sprungantriebes, wie die Raumcorps-Flotte
ihn benutzte, aber wies zumindest Ähnlichkeiten auf. Abgesehen von dieser
langsam schwächer werdenden Energiequelle blieb das Schiff reglos, dunkel
und schweigend.
Auf ihrem langsamen Vorbeiflug sahen sie Ausleger, deren Bedeutung unklar blieb,
erloschene Positionslichter und große Schleusentore, die in das Innere
des Schiffes, vermutlich in einen Hangar, führten. Auch sie schienen keine
Energie zu haben. Trooid und An'ta waren sich einig, dass man sicherlich versuchen
könnte, sie zu reaktivieren, es aber trotzdem besser wäre, noch eine
Alternative zu haben. Als sie um eine Kante des achteckigen Schiffsrumpfes bogen
und eine Seite erreichten, die von der Ikarus her nicht einzusehen war,
lag diese Möglichkeit vor ihnen. Die Waffen der Gegner hatten es hier geschafft,
die mehrschichtige Panzerung zu durchbrechen. Vor ihnen gähnte eine dunkle
Öffnung mit gerissenen, geschmolzenen Kanten, groß genug, dass die Ikarus ohne Probleme hätte hineinfliegen können. Trooid brauchte
das Shuttle nicht einmal zu verlangsamen, um einen guten Blick in das Innere
des fremden Schiffes zu erlangen. Nicht, dass es viel zu sehen gab, was Aufschluss
über die Insassen gegeben hätte, außer dass sie in diesem Teil
des Raumers mit Sicherheit nicht mehr lebten. Die ersten Meter waren nicht mehr
als eine bizarr geformte Landschaft, deren verflüssigte und wieder erstarrte
Materialien im Suchscheinwerfer des Shuttles glitzerten oder Flächen völliger
Schwärze bildeten. Jegliche Struktur, die es einmal gegeben hatte, war
völlig zerstört und in einem kochenden Inferno neu geschaffen worden.
Dahinter, in der Dunkelheit, konnten sie Schemen erahnen, und die Sensoren malten
ihnen die Abbilder noch halbwegs intakter Formen auf den Bildschirm: den Rest
einer
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