Rettungskreuzer Ikarus Band 029 - Tod den Unsterblichen
ich wüsste. Ich habe die Drei erst auf der Paracelsus kennen gelernt.«
»Danke, Dr. Wiland, Sie haben uns sehr geholfen.«
Pakcheon bemerkte Cornelius' fragenden Blick und seufzte. Sentenza würde
nicht erfreut sein. »Wir können gehen«, sagte er.
»Einen Augenblick.« Der Captain beugte sich herab und hob zwei Flaschen
auf, die er auf das Möbel neben dem Bett stellte. »Dr. Wiland, haben
Sie vielleicht ein Alkoholproblem?«
Careena lief rot an und wandte sich ab.
»Vielleicht wäre es besser, Sie würden die Hilfe eines Psychologen
annehmen, statt Trost im Alkohol zu suchen. Glauben Sie mir, ich weiß,
wovon ich spreche. Ich habe das selbst durchgemacht, und der Alkohol hat meine
Probleme nicht gelöst.«
Als das Schott sich hinter den Männern geschlossen hatte, schauten Sentenza
und Cornelius Pakcheon erwartungsvoll an.
»Der Alkohol beeinträchtigt das Denken von Dr. Wiland«, erklärte
Pakcheon zögernd. »Ich habe nicht viel finden können. Wenn sie
sich an ihren Mann erinnerte, empfing ich starke Emotionen und sah erstaunlich
viele klare Bilder. Das dürfte verständlich sein. Es war jedoch nichts
dabei, was uns weiterhelfen würde. Alles andere blieb verschwommen.«
»Und was sie uns erzählte«, ergänzte Cornelius, »bestätigte
die Informationen, die wir von Mr. Trooid erhielten. Mir sind keine Widersprüche
oder Lücken in ihrer Geschichte aufgefallen.«
»Mir auch nicht«, gab Sentenza zu, »obwohl ich das Gefühl
nicht loswerden, dass wir alle uns von ihren Brüsten viel zu sehr haben
ablenken lassen. Besteht die Möglichkeit, dass sie uns angelogen haben
könnte?«
Pakcheon schloss für einen Moment die Augen. Er hatte keine Anhaltspunkte
gefunden, nur nebelhafte Bilder und eine extrem schwankende Emotionsskala. Die
Xenobiologin hatte ein berauschendes Getränk, vielleicht sogar ein Schlaf-
oder Beruhigungsmittel zu sich genommen, das auf das Gehirn einwirkte.
»Ja.«
»Dann behalten wir die Dame sicherheitshalber im Auge, bis wir klüger
sind«, bestimmte Sentenza. »Eventuell sprechen wir noch mal mir ihr,
wenn sie nüchtern – und angekleidet – ist. Schauen wir uns jetzt
Dr. Kravic an.«
4.
»Ich brauche mir das nicht gefallen zu lassen«, schrie Dr. Hero Kravic.
»Solange Sie mir nichts nachweisen können, gelte ich vor jedem Gericht
als unschuldig und verlange eine angemessene Behandlung. Niemand liest meine
Gedanken, erst recht kein dahergelaufenes Alien. Ich habe nichts getan!«
Ärgerlich schlug Sentenza mit der flachen Hand auf den Tisch. »Niemand
hat Sie für schuldig erklärt. Das ist lediglich eine Routine-Befragung,
der sich jeder unterziehen muss. Merken Sie nicht, dass Sie sich durch Ihre
Weigerung erst verdächtig machen? Jeder war bisher kooperativ. Sie sind
der Erste, der nicht helfen will. Und ich frage mich: Warum?«
»Ich bin nicht jeder«, fauchte Kravic. »Meine Gedanken gehören
allein mir. Suchen Sie nach Fingerabdrücken an der Maschine, nach einer
Waffe, nach einem Zeugen, nach was auch immer. Ich lasse mich erst verhören,
wenn Sie beweisen können, dass ich etwas mit dem Mord zu tun habe. Aber
solange Sie nichts gegen mich in der Hand haben, spioniert keiner in meinem
Kopf herum«
Cornelius fand den kleinen Mann, der wie ein Giftzwerg zornig in seinem Zimmer
umher sprang, Beleidigungen ausstieß und für kein Argument zugänglich
war, auf Anhieb unsympathisch. Es fiel ihm nicht schwer, sich vorzustellen,
dass Kravic eine heftige Debatte mit Krshna gehabt haben mochte, die vielleicht
hässlich eskaliert war. Konnte dieser Mann im Affekt einen Mord begangen
haben? Und um der Tat nicht überführt zu werden, hatte er später
versucht, Pakcheon zu beseitigen. Aber wie passte Dr. Shen dazu?
»Können Sie trotz der Weigerung seine Gedanken lesen?«, fragte
Cornelius nur für Pakcheon hörbar.
»Ungern, allerdings ...« Sein rechtes Augenlid zuckte.
»Ja?« Cornelius hatte eine üble Ahnung.
»Lassen Sie sich nichts anmerken, sonst verlieren wir unser momentan einziges
Druckmittel. Dr. Kravic gehört zu den Wenigen, deren Gedanken ich nicht
lesen kann . Vielleicht erlitt er eine Schädelverletzung, nahm Drogen,
oder er verfügt über einen natürlichen Schutz. Ich weiß
es nicht. Wie ich bereits erklärte, meinen Fähigkeiten sind Grenzen
gesetzt.«
Sofort bedauerte Cornelius, dass er seine Enttäuschung nicht besser verborgen
hatte. Es wäre
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