Rettungskreuzer Ikarus Band 029 - Tod den Unsterblichen
wirklich zu schön gewesen, hätte Pakcheon in den
Gedanken des Wissenschaftlers Hinweise auf die Attentate gefunden. »Sie
haben uns dennoch sehr geholfen. Ohne Ihre Unterstützung wären wir
nicht so weit gekommen oder hätten noch mehr Opfer zu beklagen. Sagen Sie,
ist es auch möglich, sich anzutrainieren, seine Gedanken vor Telepathen
zu verbergen?«
»Es gibt mit Sicherheit Mittel und Wege. Denken Sie an Geheimagenten, die
gegen verschiedene Verhörmethoden resistent sind. Um gezielt die Kräfte
eines Telepathen unwirksam zu machen, muss man zunächst von seiner Existenz
wissen und sich von ihm bedroht fühlen. Ich bezweifle, dass es Dr. Kravic
in den wenigen Stunden, die er von mir weiß, schaffen konnte, sich für
mich praktisch unsichtbar zu machen. Nein, das tut er nicht absichtlich. Gewiss
ist er vorher nie jemandem wie mir begegnet oder hat hier mit einem Telepathen
gerechnet, so dass er sich langfristig darauf hätte vorbereiten können.«
»Was halten Sie – ungeachtet dieses Umstands – von dem Mann?«
»Ein Widerling«, kam die spontane Antwort. »Wir sollten uns jedoch
nicht zu voreiligen Schlüssen hinreißen lassen. Warten wir erst einmal
ab, was er zu erzählen hat.«
»Falls Sentenza ihn beruhigen kann.«
»Sieht nicht so aus.«
»Im Fach diplomatisches Geschick hatte er bestimmt stets ungenügend .«
»Helfen Sie dem armen Captain.«
Cornelius trat einen Schritt vor und legte Sentenza beschwichtigend eine Hand
auf die Schulter.
Der Captain verstand und ließ ihn vorbei. Viel Glück , sagte
sein Blick.
Mit einem neutralen Lächeln blieb Cornelius vor Kravic stehen. Er wartete,
bis der Radiologe ihn ansah und sagte, bevor dieser erneut losplärren konnte:
»Dr. Kravic, wir wären Ihnen wirklich sehr verbunden, würden
Sie uns einige Fragen beantworten. Es hat bereits einen Todesfall gegeben, und
zwei Anschläge sind gerade noch glimpflich ausgegangen. Wir befürchten,
dass der Mörder solange Attentate verüben wird, bis er sein Ziel erreicht
hat.«
»Was suchen Sie dann hier und stören mich während meiner Freischicht?«
Kravic funkelte zornig zurück. »Jagen Sie gefälligst Ihren verdammten
Mörder.«
»Bisher können wir über die Pläne des Täters und den
Kreis seiner Opfer nur spekulieren. Auch Sie sind in Gefahr. Vielleicht hat
er Sie sogar als Ziel seines nächsten Anschlags ausgewählt.«
»Pah, wer sollte schon etwas gegen mich haben?«
Sentenza hustete vernehmlich, und Cornelius hatte Mühe, sich die passende
Antwort zu verkneifen. Er ignorierte den Einwand. »Daher ist es wichtig,
dass wir mit jedem sprechen. Vielleicht haben Sie etwas beobachtet, dass uns
Aufschluss über die Identität des Mörders gibt.«
»Nein, ich habe nichts beobachtet, und nun hauen Sie schon ab.«
Ungerührt fuhr Cornelius fort: »Vor zehn Jahren waren Sie auf Cerios
III. Sind Sie dort Dr. Nadir, Dr. Krshna oder Dr. Shen begegnet?«
»Ich habe Ihnen nichts zu sagen. Sie sind nicht einmal vom Raumcorps, und
wenn, könnten Sie mir ebenso den Buckel runter rutschen wie der Captain.
Verschwinden Sie endlich! Und vergessen Sie nicht, das blaue Monstrum mitzunehmen,
sonst –«
Es krachte. Cornelius lächelte immer noch, während die Wucht des Faustschlags
den kleineren Mann in den Sessel katapultierte, der zufällig hinter ihm
gestanden hatte.
»Sie haben Recht, Dr. Kravic, ich gehöre nicht dem Raumcorps an. Als
Botschafter der Conföderation Anitalle genieße ich überdies
diplomatische Immunität. Captain Sentenza wird gleich für zehn Minuten
diesen Raum verlassen. Bis er zurückkommt, wird das blaue Monstrum alle Ihre Geheimnisse kennen: Wann Sie zum letzten Mal das Bett nässten,
wie oft Sie im entscheidenden Moment keinen hoch bekamen, weshalb sie mit Krshna
Streit hatten und, und, und. Und jeder wird es erfahren. Eine Beschwerde ist
zwecklos. Der Captain hat nichts gesehen, Ihr Wort steht gegen das eines Botschafters
und eines Telepathen. Sie können aber auch kooperieren und sich die Peinlichkeiten
ersparen. Haben Sie sich nichts zu Schulden kommen lassen, besteht für
Sie kein Grund zur Besorgnis. Die Entscheidung liegt ganz bei Ihnen.«
Ein dünner Blutfaden sickerte aus Kravics linkem Mundwinkel. Er war so
geschockt über den unerwarteten Angriff, dass er es nicht einmal merkte.
Einen Moment lang stierte er Cornelius an, dann sackte er zusammen. »Fragen
Sie«, krächzte er
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