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Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen

Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 030 - Held wider Willen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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Brüder und Schwester hier sind sonderbar: sie beugen sich dem Wind, aber
sie trotzen dem Sturm. Ich wollte dir das erklären, aber du wolltest es
nicht hören.«
    Asiano winkte unwirsch ab, Abscheu verzerrte sein Gesicht.
    »Lass diese Reden, alter Mann. Es ist widerlich, wenn du dich in deinem
Großmut und deiner Weisheit sonnst. Du hast diese kleine Schlacht gewonnen,
aber in dem ganzen Krieg bist du nur ein kleines Licht. Ein Funke, der nebenbei
ausgelöscht werden wird.«
    »Vielleicht. Vielleicht auch nicht.«
    »Oh, ganz sicher«, wiederholte Asiano unbeirrt. Sein Lächeln
hatte jetzt etwas von einer kunstvollen Maske. »Wie auch immer, mir wird
das gleichgültig sein. Was mich mehr interessiert: was tust du, wenn ich
das nächste Mal für deinen Geschmack zu aufsässig werde? Wenn
ich nicht dein Loblied singe? Tauchen dann neue Beweise auf, dass ich doch den
Mord veranlasst habe? Oder liegt dann eines Morgens eine missbrauchte und verstümmelte
Schülerin in meinem eigenen Bett und bringt mich in Erklärungsnot?«
    »Nur, wenn du selber dafür sorgst, was ich nicht gänzlich unwahrscheinlich
fände«, wehrte Decorian mit kalter Stimme ab. »Nein, so etwas
wird es von meiner Seite aus nicht geben.«
    »Und welche Versicherung habe ich dafür?«
    »Die allerbeste. Ich werde niemals irgendwelche Beweise auftauchen lassen
müssen, weil du schlichtweg nicht mehr – wie nanntest du es? –
aufsässig wirst. Ich werde keinen Grund haben, weil du mir keinen lieferst.
Ich denke, damit ist alles geklärt?«
    Das Schweigen zwischen den beiden Männern hatte etwas von den Fäden
eines Spinnennetzes: straff gespannt und mit einem tödlichen Versprechen.
Es zog sich hin, bis Asiano ein knappes Nicken schaffte.
    »Alles«, antwortete er nur, ehe er sich umwandte und mit gemessenem
Schritt aus den Räumen des Erzpriors schritt. Das Spinnwebschweigen folgte
ihm wie ein Schatten.

    »Der Held ist für die Katastrophen verantwortlich?«, wiederholte
Kentnok ungläubig. Sie saßen in seinem Gleiter vor der verlassenen
Imbissbude und Ruklei sah nicht so aus, als ob ihre Behauptung ein Scherz gewesen
sein sollte.
    »Aber ... aber er rettet die Leute und macht alles wieder gut! Er ist der Held ! Warum sollte er irgendwas in Brand stecken oder einen Vulkan ausbrechen
lassen?«
    »Damit er ein Held sein kann, darum.« Ruklei seufzte. »Sieh mal,
was nutzen ihm all seine Fertigkeiten, wenn er sie nicht einsetzen kann? Er
kann fliegen, ist feuerfest, superstark, er kann kämpfen und hat ein Immunsystem,
dem anscheinend nichts etwas anhaben kann. Vermutlich löscht er das Feuer
in dem Chemielager in diesem Moment, indem er es auspustet oder nur eiskalt
anlächelt. Er braucht diese Katastrophen, um ein Held sein zu können!
Und ich glaube ja nicht, dass er selber losgeht und das Feuer legt, bevor er
kommt, um es löschen. Wie sollte er denn einen Vulkan ausbrechen lassen?
Nein, das nicht. Aber es ist trotzdem so: der Held ist für die Katastrophen
verantwortlich«, wiederholte sie mit Nachdruck.
    Kentnok schüttelte den Kopf, mehr aus Verwirrung als zum Zeichen des Widerstandes.
    »Aber wenn dem so ist, dann soll er doch einfach damit aufhören! Er
ist jetzt ein Held, er muss nicht noch mehr Leute in Gefahr bringen. Warum hört
er nicht einfach auf?«
    »Er kann nicht, denke ich. Das kann nur derjenige, der ihn erschaffen hat.«
    »Erschaffen? Ist er denn eine Art ... Roboter oder sowas? Wer könnte
denn so eine Maschine bauen?« Vor Kentnoks innerem Blick formte sich blitzschnell
das Bild eines Erzschurken, eines wahnsinnigen Wissenschaftlers, der mit der
arglosen Gestalt des Helden einen düsteren Plan verfolgt. Erst würden
alle seinen Roboter verehren, dann – wenn der Held den Vorsitz im Rat einnehmen
würde – konnte nichts mehr die Macht seines Schöpfers aufhalten.
Für einen Moment verlor sich Kentnok in diesem Gedanken, dann bemerkte
er, dass Ruklei nicht auf seine letzte Frage geantwortet hatte. Sie saß
neben ihm, rang ihre Hände und sah unbestreitbar unglücklich aus.
    »Was ist denn los?«, fragte er. »Weißt du etwa, wer dahinter
steckt?«
    Ruklei hob den Kopf und sah ihn an, als ob sie wüsste, dass ihr etwas sehr
Unangenehmes bevorstand. Ihre nächste Frage traf ihn völlig überraschend.
    »Hast du eine besonders lebhafte Phantasie, Kentnok?«
    »Ich?« Phantasie zu haben war unter Schluttnicks nicht gerade eine
gute

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