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Rettungskreuzer Ikarus Band 032 - Vor der großen Stille

Rettungskreuzer Ikarus Band 032 - Vor der großen Stille

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 032 - Vor der großen Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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ihm zu, das erste Mal, dass Hozz aktives Interesse im Gesicht des Gouverneurs
sah.
    »Was meinen Sie damit?«
    »Die Fallbahn. Sie stottert.«
    »Stottert.«
    Hozz suchte nach einer schnellen Erklärung.
    »Es ist noch jemand an Bord und er hat Zugang zur Steuerkontrolle. Möglicherweise
der Pilot selbst. Er zündet Steuerdüsen, da der Hauptantrieb offenbar
ausgefallen ist und das Schiffsheck brennt. Er versucht, die Flugbahn zu beeinflussen
oder zumindest die Sinkgeschwindigkeit zu bremsen, um die kinetische Energie
des Aufpralls zu minimieren.«
    Gul beugte sich vor, seine Augen voller Konzentration. Dann sah er es auch.
Wieder ruckte das abstürzende Raumschiff unmerklich zur Seite. Die Flugbahn
wurde um einen Deut flacher. Dann, ein helles Aufblitzen. Der Raumer kam ins
Schleudern, brennende Wrackteile lösten sich vom herumwirbelnden Druckkörper.
    Was auch immer der verzweifelte Pilot versucht hatte, es klappte. Der wilde
Absturz verwandelte sich in einen etwas kontrollierteren Fall. Die Geschwindigkeit
wurde geringer, die Sturzbahn noch eine Spur flacher, und die Computer errechneten
voller Hektik den möglichen Aufschlagpunkt, der sich mit jedem Trick des
dem Tode geweihten Piloten wieder etwas mehr verschob. Hozz sah mit Erleichterung,
dass das Stadtzentrum aus dem Fokus des Absturzes glitt und die wahrscheinlichste
Absturzstelle sich in die Außenbezirke der großen Metropole verlagerte.
Außerdem würde das Schiff mit geringerer Geschwindigkeit und einem
flacheren Winkel aufschlagen. In jedem Falle würde es eine Bahn der Verwüstung
durch die Gebäude schlagen, aber mit etwas Glück würde es weder
einen Explosionskrater geben noch großflächige Zerstörungen
außerhalb der eigentlichen Absturzstelle.
    Gul schaltete. Auf einer zweiten Projektion entstand eine Karte der Hauptstadt.
Ein glühend roter Kreis, der langsam vom Zentrum fortwanderte, markierte
die voraussichtliche Einschlagstelle.
    »Noch zehn bis fünfzehn Minuten«, murmelte Hozz und beobachtete
mit morbider Faszination, wie die Steuerdüsen ein letztes Mal aufflammten
und erstarben. Sein Instinkt sagte ihm, dass dies das letzte Aufbäumen
gewesen war. Der Pilot hatte getan, was er konnte.
    Hozz salutierte im Stillen.
    Der rote Kreis wanderte noch ein kleines Stück, dann blieb er stehen und
Gul zoomte den Ausschnitt näher heran.
    »Stadtviertel III-C«, las der Gouverneur ab. Er wusste, dass er keine
Befehle geben musste. Die Einsatzkräfte waren bereits auf dem Weg dorthin
– soweit sie nicht die anderen Brände löschten und Verletzten
retteten. Immer mehr Trümmerteile hatten sich von dem abstürzenden
Raumer gelöst und waren wie ein feuriger Regen auf das gesamte Stadtgebiet
heruntergegangen, lösten heftige Brände aus und ließen die Stadt
aussehen, als ob sie in Flammen aufgegangen sei. Hozz wusste rational, dass
es nicht halb so schlimm sein würde, wie es aussah, doch die Rettungskräfte
waren bis über Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit belastet.
    Und das designierte Viertel gehörte zum armen Teil der Stadt. Über
manche Dinge würde sich auch Gul keine Illusionen machen. Auf der Prioritätenliste
der Rettungsdienstleistung würde diese Gegend sicher nicht ganz oben stehen.
    Ein Beben ließ den Bunker erzittern. Hozz hatte dem roten Kreis für
einen Augenblick keine Aufmerksamkeit geschenkt, jetzt war er fort. Dafür
blinkte dort jetzt das Katastrophensymbol.
    Der Raumer war abgestürzt. Nicht so heftig und nicht so direkt wie es hätte
sein können. Der Pilot hatte dadurch wahrscheinlich weitaus mehr Leben
gerettet als durch seinen Kampfeinsatz im Orbit. Ob er sich freiwillig dazu
entschieden hatte oder ob die Rettungsauswürfe der Brücke nicht mehr
funktioniert hatten, das würde man wahrscheinlich nie mehr erfahren. Die
Zerstörungen an der Absturzstelle mussten aber trotzdem erheblich sein.
    Hozz sah Gul an, dessen Gesichtsausdruck wieder wie vorher war. Sie konnten
von hier nichts tun außer abwarten. Draußen in der Stabszentrale
war endgültig Hektik ausgebrochen. Sprachfetzen drangen bis in das Bunkerbüro
und Hozz wollte bereits die Zwischentür schließen, als er plötzlich
aufhorchte.
    »Gouverneur – bitte entschuldigen Sie mich einen Augenblick!«
    Gul schaute gar nicht auf, nickte nur.
    Hozz bewegte sich in seinem Exoskelett erstaunlich geschmeidig aus dem Büro
hinaus. Er durfte sich überall frei bewegen und hatte

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