Rettungskreuzer Ikarus Band 038 - Urlaub auf Shahazan
antrat.
Faahrd hatte den Eindruck, dass Louis, trotzdem er körperlich gesund zu
sein schien, noch nicht ganz auf dem Damm war. Er machte einen etwas nervösen
Eindruck, der natürlich auch mit seiner neuen Stelle zu tun haben mochte.
In seinem Büro angekommen wurde er von der Anwesenheit Lorence Matthews
überrascht.
»Hallo Doc. Es geht mir soweit gut, und du treibst dich jetzt schon seit
Tagen hier herum, ohne dir mal etwas Ruhe zu gönnen, also dachte ich, ich
schau mal vorbei«, begrüßte sein Vertreter ihn.
»Bist du sicher? Wie geht es Kary? Hat sich ihr Zustand auch verbessert?«
»Hervorragend! Kaum dass sie sich etwas erholt hat, bereitet sie schon
die nächste Reise vor. Sie möchte mal etwas ganz Neues ausprobieren.
Keine der üblichen Pauschalgeschichten.«
»Und? Wirst du dieses Mal mit ihr unterwegs sein? Du hast schließlich
auch schon lange keinen richtigen Urlaub mehr gemacht und erzählst selbst
jedes Mal, wenn Kary weg fährt, dass sie sich darüber beschwert, dass
du dich hier zu sehr einbringst. Jetzt, mit unserer neuen Vertretung ...«
»Das sagt der Richtige. Wann warst du das letzte Mal hier weg? Und erzähl
mir nichts von den Vorlesungen und Fortbildungen, auf denen du dich regelmäßig
herumtreibst, das ist doch kein Urlaub! Du musst mal richtig abschalten.«
»Da magst du Recht haben, Lor. Aber ich glaube, ich bin schon zu alt fürs
Abschalten. Die meisten Patienten - oder besser gesagt: Urlauber kommen schon
seit Jahren und sind fast wie Freunde. Ich habe hier alles was ich brauche,
glaube es mir. Aber du solltest dich mehr um deine Familie und vor allem um
deine Frau kümmern und dafür nicht nur die dir zustehende Freizeit
nutzen.«
»Du hast natürlich Recht. Kary und ich haben uns in den letzten Tagen
auch lang und breit darüber unterhalten. Und ich muss sagen, der Gedanke
an Urlaub gefällt mir sehr gut. Ich weiß nicht, warum es vorher nicht
so war, aber Kary hat mich wohl endlich auf den Geschmack gebracht. Und ich
will dir mal glauben, dass du hier alles hast. Einfach weil es mir dann leichter
fällt, meinen Urlaub anzutreten. Aber versprich mir, dass du dir nach meiner
Rückkehr ebenfalls ein paar Wochen frei nimmst. Okay?«
Faahrd nickte lächelnd. »Das werde ich tun, ja. Vielleicht mache ich
sogar Urlaub hier auf Faun ? Schließlich bin ich ein Angestellter,
da werde ich auch ein paar Vergünstigungen in Anspruch nehmen können!«
»Bevor ich dich dann mit deiner geliebten Arbeit allein lasse, könntest
du mich ja aufs Laufende bringen, was die nächsten Tage angeht?«
»Das Übliche«, begann Faahrd und teilte dann die Aufgaben zwischen
Lorence und sich auf. Er fühlte sich erleichtert, dass er nun nicht mehr
alleine die ärztliche Versorgung der Anlage übernehmen musste. Lorence
war, im Gegensatz zu ihm, gerne unterwegs und deshalb für die Hausbesuche zuständig. Zudem kontrollierte er regelmäßig die diversen zur
Anlage gehörenden Ressorts, die etwas außerhalb lagen, und war so
fast den ganzen Tag unterwegs. Er wollte aber versuchen, wenn er mittags im
Hauptgebäude war, den jungen Louis aus den Fängen des Managers zu
befreien und ihn auf seiner Tour mitzunehmen.
Lorence machte einen nahezu übermütigen Eindruck, als er schließlich
Faahrds Büro verließ und sich auf den Weg machte. Faahrd freute sich,
dass Kary ihren Mann endlich zu einem Urlaub hatte überreden können.
Wie oft hatte sie schon bei ihm angerufen und sich darüber beschwert, dass
Lorence so viele Überstunden schob, selten pünktlich nach Hause kam.
Aber Faahrd hatte sie immer wieder überzeugen können, dass es tatsächlich
keine andere Liebschaft war, dass die Anlage einfach immer zu viel von ihren
Angestellten forderte. Insbesondere von denen, die ihre Arbeit liebten und wie
Lorence einfach nur helfen wollten. Aber jetzt? Als der Arzt darüber nachdachte,
fiel ihm auf, dass sich Lorence und Louis irgendwie ähnelten. Er konnte
es nicht festmachen, aber etwas in ihrem Verhalten, der Art und Weise wie sie
sprachen, gingen ... Unruhe, Rastlosigkeit waren die Schlagworte, die Faahrd
dazu einfielen, ohne dass er eine konkrete Spur finden konnte.
Bis am späteren Vormittag Henry a'Grenock in der Praxis auftauchte, war
Faahrd schon wieder so in seiner Arbeit aufgegangen, dass das vermeintlich ungewöhnliche
Verhalten seiner beiden jüngeren Kollegen schon längst aus seinen
Gedanken verdrängt worden
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