Rettungskreuzer Ikarus Band 038 - Urlaub auf Shahazan
andere dachte, und es waren diese Augenblicke, die ihr Zusammensein
so kostbar machten. Sie beobachteten, wie der Arzt Frederick untersuchte und
atmeten erleichtert auf, als bei ihrem Sohn nichts festzustellen war. Nicht
einmal leicht erhöhte Werte, es war alles im Normalbereich, und somit waren
ihre Sorgen, ihn betreffend, unbegründet. Offensichtlich hatte er das Unwohlsein
seiner Eltern gespürt und deshalb eine so unruhige Nacht verbracht.
»Ich würde Ihnen empfehlen, sich eine Auszeit zu gönnen. Unternehmen
Sie eine Tour, oder nutzen Sie die Sportmöglichkeiten. Nun, nach Ihrer
letzten Nacht sollten Sie sich natürlich nicht gleich verausgaben, aber
versuchen Sie sich abzulenken, nicht an Ihren Dienst zu denken. Der kommt früh
genug wieder, da können Sie sicher sein. Vielleicht lassen Sie Ihren Jungen
auch einfach mal einen Tag in der Krippe? Viele junge Eltern nutzen diese Einrichtung,
und es ist ja nicht so, als ob Sie Ihren Sohn für immer dort ließen.
Und die Pflege ist wirklich hervorragend, das kann ich Ihnen versichern. Und
nein, ich werde nicht vom Management dafür bezahlt, für diese Einrichtung
Werbung zu machen«, bemerkte der Arzt lächelnd. »Aber für
den Kleinen wäre es eine Bereicherung, da er Gleichaltrige und überhaupt
andere Kinder kennen lernen kann, und Sie wüssten ihn in guten Händen
und könnten sich ganz sich selbst widmen.«
»Wahrscheinlich haben Sie gar nicht so Unrecht, was unsere Haltung diesem
Urlaub gegenüber angeht«, antwortete DiMersi, während Sentenza
ihren Sohn auf den Arm nahm und sich bemühte, ihn ruhig zu halten. Frederick
hätte zu gerne das Sprechzimmer weiter erkundet und war wenig begeistert
von der Aussicht, dieses jetzt nicht tun zu dürfen.
»Wir stecken wohl zu häufig bis über den Kopf in den chaotischsten
Einsätzen und müssen ständig auf der Hut sein. Der Tribut dafür
mag die jetzige Situation sein. Aber wir werden uns Ihren Rat zu Herzen nehmen,
Doktor.«
»Das freut mich«, erwiderte der Arzt, der nun auch aufgestanden war
und Sonja die Hand reichte. »Und scheuen Sie sich nur nicht, jederzeit
wieder hierher zu kommen. Besser ein paar Mal zu viel untersucht, als einmal
zu spät! Aber natürlich sind Sie auch herzlich willkommen, mich jederzeit
zu besuchen. Sie sehen ja selbst«, Faahrd umfasste mit einer Bewegung sein
leeres Wartezimmer, das sie mittlerweile betreten hatten, »hier ist zur
Zeit nichts los.«
Sie verabschiedeten sich voneinander, und der Arzt kehrte in sein Büro
zurück.
Eine ungelesene Nachricht wartete in seinem Posteingang, und als der Arzt sie
aufrief, hätte er seine Aussage revidieren müssen. Lorence hatte den
jungen Louis gefunden, und gemeinsam stand ihnen eine große Anzahl Hausbesuche
bevor.
Sie wiesen Faahrd ausdrücklich darauf hin, dass er an seinem Platz bleiben
solle und sie das gemeinsam schon hinbekämen. Schließlich musste
auch im Haupthaus immer ein Arzt erreichbar bleiben.
Faahrd blätterte durch die Meldungen und Anfragen, und es wurde ihm schnell
klar, warum sein Wartezimmer leer war und im Gegensatz dazu die Besuche in den
abgelegenen Ressorts überproportional zugenommen hatten. Während sich
hier um das Hauptgebäude von Faun hauptsächlich die ältere
Generation der Urlauber ihre Unterkunft suchte, waren in den äußeren
Ressorts meistens die jüngeren Leute unterwegs. Und dort schien es einige
erwischt zu haben. Die Symptome ähnelten denen, die auch DiMersi und Sentenza
bei sich festgestellt hatten, nur waren sie bei den anderen Gästen offenbar
schwerer und länger andauernd. Er würde Sentenza und seine Frau fragen
müssen ob sie sich eventuell bereits auf eine Tour begeben und dort möglicherweise
Kontakt mit etwas hatten, das diese Wirkung hätte haben können. Aber
dann hätten die beiden mit Sicherheit davon erzählt.
Seit vor wenigen Tagen diese Fieberfälle erstmalig aufgetaucht waren, drehten
sich die Gedanken des Arztes immer um die gleichen Dinge: Möglicherweise
gab es Probleme mit den sanitären Einrichtungen in den anderen Bereichen?
Probleme mit den Speisen und Getränken?
Aber wie auch schon in den letzten Tagen zeigten die Auswertungen, die täglich
von diversen Angestellten der Sanit-Abteilung erstellt wurden, dass es diesbezüglich
keine Beanstandungen gab. Und es wurde dort mehr als exakt gearbeitet. Mehrfach
wurde schon der Verdacht geäußert, die dort Beschäftigten
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