Rettungskreuzer Ikarus Band 038 - Urlaub auf Shahazan
Plätzchen für die Fahrt zu suchen.
Viola und ihr Mann begrüßten den Kapitän überschwänglich
und freuten sich offensichtlich, ein weiteres bekanntes Gesicht in ihrem Urlaub
wieder zu sehen.
»Wolltet Ihr Euch nicht schon längst zurückziehen? Ich meine
mich daran zu erinnern, dass Ihr dies schon vor einigen Jahren angedacht hattet!
Was sagt denn Eure Frau dazu, dass Ihr Euch immer noch in den Weltmeeren herumtreibt?«
Der Kapitän erwiderte die Begrüßung und hob die Arme in einer
entschuldigenden Geste nach oben. »Es ist ja nur zur Vertretung; meine
Vollzeitbetätigung hier habe ich tatsächlich schon beendet. Und was
soll die Gute schon sagen? Sie wird froh sein, dass sie mich alten Kauz nicht
die ganze Zeit um sich haben muss. Wahrscheinlich ist sie auch neidisch, dass
Sie nicht mit so netter Begleitung unterwegs sein darf.«
Viola kicherte auf diese Bemerkung hin und ließ sich dann von ihrem
Henry ins Innere des Bootes lotsen.
Als sie die Schleuse durchschritten hatten, bestätigte der Kapitän
am Display daneben den Schließvorgang und verabschiedete sich dann in
den Kommandostand des Tauchboots.
Der Kapitän hatte nicht zu viel versprochen, und so vergingen die folgenden
Stunden wie im Flug. Sie passierten gewaltige Korallenansammlungen, Felder,
auf denen das Leben sichtbar pulsierte, die in weiter Ferne fluoreszierende
Schleier in die Tiefsee warfen, die an seltene Lichterspiele im Weltraum erinnerten.
Kamen sie in ihrem Tauchboot dann näher an diese Schleier, konnte man gewaltige
Schwärme von Nesseltieren erkennen, Quallen, die meterlange Fäden
hinter sich herzogen, die Fäden gespickt mit winzigsten Zellen, die bei
der geringsten Berührung aufplatzen und potente Gifte unter Hochdruck freisetzten..
Der Kapitän, der immer wieder Erklärungen und Anekdoten zum Besten
gab, hielt respektvollen Abstand zu den Ansammlungen. Je größer der
Schwarm, umso intelligenter schienen sich die Tiere zu verhalten; es
gab Berichte von der Vernichtung großer Fischbestände durch wandernde
Quallenschwärme.
»Allerdings behaupten die meisten Forscher nach wie vor, dass es sich dabei
nur um Unfälle handelt«, berichtete der Kapitän über Lautsprecher.
»Sie seien nur von der Strömung aufeinander zu getrieben und die Fische
nicht absichtlich angegriffen worden. Aber ich denke, etwas Vorsicht kann nicht
schaden, und bei einer Länge von über drei Metern und einem Gewicht
von mehreren 100 Kilogramm könnten diese Wesen auch unserem Tauchboot Schaden
zufügen. Selbst wenn sie dies unabsichtlich bewerkstelligten, beruhigte
uns das nicht wirklich, nicht wahr?«
Das nervöse Lachen der ungefähr zwanzig Gäste in der Glaskuppel
bestätigte dem Reise- und Schiffsführer, den richtigen Ton getroffen
zu haben. Auch wenn es bisher noch nie Unfälle gegeben hatte und sie tatsächlich
sehr unwahrscheinlich waren, taten die Berichte über die Möglichkeit
das ihrige, um dem Ausflug eine gefährliche Komponente zu verleihen. Etwas,
was den meisten Gästen nach ihrer Rückkehr genügend Stoff für
lange Abende lieferte. Zerks beobachtete auf einem seiner Bildschirme das Verhalten
der Urlauber und steuerte dann die Gegensprechanlage wieder etwas runter, um
sich ganz dem nächsten Tauchgang widmen zu können. Was die Urlauber
wohl zu dem Vampyromorpha sagen würden?
Die Gäste an Bord ließen sich vorerst noch an der Bar mit Drinks
und Snacks verwöhnen, während sie immer wieder nach draußen
deuteten und sich gegenseitig auf neue Sehenswürdigkeiten aufmerksam machten.
Flora und Fauna schienen sich überbieten zu wollen und hatten auf diesem
kaum übersehbaren Korallen bewachsenen Spalt, der in die Tiefe führte,
die unterschiedlichsten Formen in den ungewöhnlichsten Farben gebildet.
Die verschiedensten Symbiosen wurden eingegangen und konnten sich, dank der
strengen Vorschriften in den Urlaubs- und Ausflugsgebieten, frei und ungestört
weiter entwickeln.
Nicht alles, was auf den ersten Blick nach leblosem Gestein aussah, war auch
fester Bestandteil der Felswand, an der sich das Tauchboot weiter nach unten
bewegte.
Ein plötzlicher Aufschrei riss die Urlauber aus ihren Betrachtungen.
Ein Paar stand nahe an der Glaskuppel, um auch alle geologischen Besonderheiten
aufnehmen zu können, als sich der vermeintliche Felsbrocken plötzlich
als Lebewesen entpuppte.
Dünne Tentakel waren auf die Kuppel zugeschossen, verharrten aber
Weitere Kostenlose Bücher