Rettungskreuzer Ikarus Band 039 - Ehrliche Geschäfte
hatte Jason vermisst, keiner war ihm zu Hilfe geeilt. Offenbar litt Niren Colesman an keinem Quäntchen Neugierde und blieb artig auf ihrer Seite der Bürotür, wenn sie nicht in Sentenzas Raum gerufen wurde. Hätte sie nicht einmal die Blumen gießen können? Sonja DiMersi mochte sich gerade le dernier cri auf dem Catwalk ansehen, mit Freddy in den Hydro-Gärten spazieren gehen, Erfahrungen mit anderen jungen Müttern austauschen, welche Windel und welcher Brei zu bevorzugen sei – oder was Frauen mit Kleinkindern am Rockzipfel sonst in ihrer Freizeit unternahmen. Taisho hielt auf der Celestine Stellung. Da er wusste, dass Jason zusammen mit Cornelius Shilla und Pakcheon suchen wollte, würde er Funkstille halten, um nicht im denkbar ungünstigsten Moment mit einer Meldung herein zu platzen. Tja, dumm gelaufen. Was sollte Jason nun machen? Er hatte keine Ahnung, was Cornelius vorhatte und wo sich dieser inzwischen aufhielt. Gemeldet hatte er sich bislang nicht, was hieß, dass sich die Geiseln noch immer in der Hand der Schwarzen Flamme befanden – oder der Plan missglückt und keiner mehr am Leben war.
Falls mein Plan nicht klappt, schauen Sie in Sentenzas Schubladen nach und denken Sie um die Ecke , hatte Cornelius gesagt. Was meinte er damit?
Jason hinkte zum Schreibtisch und ließ seinen Blick über die breite Platte gleiten. Alles war penibel aufgeräumt. Systematisch öffnete er eine Schublade nach der anderen. Auch hier herrschte strenge Ordnung. Was konnte Cornelius versteckt haben? Dass es der gesuchte Kristall sein würde, bezweifelte Jason.
Ohne zu wissen, wonach er Ausschau halten sollte, durchwühlte er die Fächer. Was er fand, war der übliche Bürobedarf – und dazwischen: ein pornografisches Magazin. Aha, dann war Sentenza doch nicht so staubtrocken, wie Jason immer vermutet hatte, und die geheimen Lektüren versteckte er hier vor seiner Frau.
Als er mit der Durchsuchung fertig war, war Jason so schlau wie zuvor. Gefunden hatte er nichts. War das, was Cornelius verborgen hatte, so winzig, dass man es nicht gleich sah? Oder hatte er es in etwas hinein gelegt? Wenn beides zutraf, dann konnte Jason noch lange die Sachen eines anderen auf den Kopf stellen. Und Zeit war das, was er überhaupt nicht hatte. Allerdings war der Tipp vielleicht der einzige Hinweis auf den Verbleib von Shilla, Pakcheon und Cornelius.
Um die Ecke sollte er denken … Wie war das zu verstehen? Konnte es ein Zeichen sein, das nur Jason erkennen würde? Kaum, denn Cornelius hatte nicht ahnen können, wie die Situation eskalieren würde, selbst wenn er für alle Fälle einen Fingerzeig zurückgelassen hatte. Sicherlich handelte es sich um etwas, das jedem auffallen mochte, insbesondere Sentenza, der der eigentliche Adressat der Botschaft war.
Noch einmal öffnete er eines der Schubfächer und nahm das Magazin heraus. Es war das einzige Objekt, das nicht so recht zu Sentenza passen wollte. Es hätte Jason nicht gewundert, wenn Cornelius das Heft absichtlich versteckt hätte, um dem Captain einen kleinen Streich zu spielen. Sonja hätte ihrem Mann sicher etwas erzählt , wenn sie es entdeckt hätte, so missbilligend, wie sie den Mund verzogen hatte, während Cornelius interessiert durch die Seiten blätterte.
Jason betrachtete das Magazin genauer und erkannte es als eines von denen, die er dem Septimus mitgebracht hatte. Seite für Seite schlug er auf und betrachtete aufmerksam Text und Bilder. Auf einem Foto befand sich eine Kritzelei. Es sah aus, als habe jemand versucht, einen länger nicht gebrauchten Stift dazu zu bringen, dass er wieder gleichmäßig schrieb. Das war das Einzige, was Jason ins Auge fiel. Unterstrichene Worte oder andere Markierungen waren Fehlanzeige.
Was sollte man erkennen, wenn die Puzzlestücke, die man hatte, ein Pornomagazin, ein dunkelblaues Geschmier auf Seite 29 über dem Foto einer halbnackten Brünetten war? Vergeblich wartete Jason auf Erleuchtung und gab nach einem letzten Moment des Grübelns zornig auf. Hätte Cornelius nicht etwas deutlicher sein können, falls das tatsächlich der Wink war?
Jason zog sein Funkgerät aus der Jackentasche und rief Taisho an. »Alles ist schief gegangen«, bekannte er deprimiert.
»Was?« Entsetzen schwang in Taishos Stimme. »Ist Shilla …? Sind die anderen …?«
»Ich weiß es nicht. Cornelius hat mich betäubt und ist allein losgezogen, um Shilla und Pakcheon zu befreien. Ich habe seither nichts mehr von ihm gehört. Hast du irgendetwas beobachtet? Sind
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