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Rettungskreuzer Ikarus Band 042 - Gesandtschaften

Rettungskreuzer Ikarus Band 042 - Gesandtschaften

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 042 - Gesandtschaften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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würden es möglich machen, den
Inhalt des Zylinders – was auch immer es sein mochte – in den Flüssigkeitsstrom
zu pumpen. An'ta ließ ihre Fingerspitzen über die Apparatur gleiten.
Sie war fein, sie war ordentlich, sie war nicht in Benutzung und augenscheinlich
auch noch nie verwendet worden.
    Das war keine Installation von Hetty und ihrer Crew. Vermutlich wusste die Vorarbeiterin
nicht einmal, dass es diesen Kasten gab, denn er wirkte so, als wäre er
noch nicht lange hier. An'ta blickte nachdenklich auf die leuchtenden, sauberen
Kunststoffteile. Vielleicht irrte sie sich, und dieses Ding gehörte zu
der Tankanlage, die die Infizierten aus einem der Raumer ausgebaut und in ihre
Arche verschleppt hatten, und sie hatten es einfach nicht entfernt, die ursprüngliche
Funktion war in Vergessenheit geraten. Doch wenn nicht...
    Sorgsam befestigte An'ta wieder den Metallkasten, dann ging sie weiter zum nächsten
Ventil, als hätte nichts ihren Weg unterbrochen. Sie kontrollierte pflichtbewusst
alle Verbindungen zwischen den Tanks, fand aber keine weiteren Schwachstellen
und kehrte zu Hetty zurück, um Bericht zu erstatten.
    Die Frau lächelte, es war die gleiche ruhige Geste wie immer, und wies
sie an, sich nun etwas zu Essen zu holen und eine Ruhepause einzulegen. Die
Schicht war zu Ende.
    An'ta wusste nicht, wie lange sie gearbeitet hatte, sie war erschöpft,
aber sie fühlte sich erstaunlich gut. Ganz anders, als nach den ewigen
Stunden des Wartens auf einen Einsatz an Bord der Ikarus . Natürlich
war es besser, wenn ein Rettungskreuzer gar nicht erst gebraucht wurde, doch
An'ta konnte vor sich selber nicht leugnen, dass sie beim Aufklingen des Einsatzalarms
fast jedes Mal Erleichterung verspürte.
    Ich muss da weg , dachte sie mit erstaunlicher Klarheit, die sie selbst
verblüffte. Warum bleibe ich noch bei der Ikarus ? Wenn das hier
vorbei ist, muss ich weg. Und ich werde froh sein, wenn ich die anderen nicht
mehr sehen muss...
    »Erschöpft?« Anande trat neben sie und lächelte schmal.
Er hob die Hand und strich sich eine schweißnasse Strähne aus der
Stirn, seine Hand zitterte leicht. »Ich weiß nicht, wie es Ihnen
geht, aber ich könnte umfallen und drei Tage schlafen. Ich glaube, die
letzten Wochen im Labor haben mich total verweichlicht.«
    »Schlafmangel sind Sie ja gewohnt, aber keine körperliche Arbeit«,
bemerkte An'ta trocken.
    Der Impuls war da, einen Schritt zur Seite zu treten, um etwas Distanz zwischen
sich und den schwitzenden Mann zu bringen, doch der Arzt kam ihr zuvor, als
hätte er ihren Blick bemerkt.
    »Hetty sagte, ich soll in die Messe gehen. Scheint so, als ob ich nicht
zur Strafe nur Wasser und Brot kriege.«
    »Strafe? Für echtes Wasser und Brot sprenge ich hier jeden Tank.«
An'ta musterte Anande.
    »Ihre Hände zittern.«
    Der Arzt blickte auf seine bebenden Finger, dann schüttelte er den Kopf.
    »Ich weiß. Es ist lange her, dass ich etwas Schwereres gehoben habe
als ein Reagenzglas oder eine Injektionspistole. Das wird vorbei gehen.«
Etwas an der Leichtigkeit, mit der er es sagte, klang verkehrt, doch er sprach
weiter, ehe An'ta dem nachspüren konnte. »Sehen Sie, meine Patientin
ist wieder auf den Beinen.«
    An'ta folgte Anandes Blick und sah die Frau, die fast ertrunken war, wie sie
zusammen mit zwei anderen Metallteile trug, mit denen der neue Tank repariert
und fertig gestellt werden sollte. Ihre Kleidung war noch immer nass, und sie
bewegte sich mit einer gewissen Behutsamkeit, doch das war alles, was darauf
hin deutete, dass sie noch vor einer Stunde an der Schwelle des Todes gestanden
hatte.
    »Erstaunlich schnelle Erholung.«
    »Ja. Ich schätze, es liegt am Virus, er erhöht die regenerativen
Kräfte. Spannend fand ich, dass alle sie ignoriert haben, während
sie da lag. Sobald sie sich erhob, kam Hetty her, sprach mit ihr und wies ihr
kurz darauf eine Aufgabe zu.«
    »Wie diese Tiere...«, begann An'ta, zögerte aber. Sie hatte einen
Bericht gesehen, konnte sich aber kaum erinnern. Zoologie war nicht ihre Leidenschaft.
»Es gibt Tiere, die kranke oder verletzte Artgenossen komplett ignorieren.
Erst wenn sie anzeigen, dass sie überleben werden, nimmt man sie wieder
in die Gemeinschaft auf. Übergangslos, als wäre nichts geschehen.
Natürlich kann es sein, dass sie verhungern oder erfrieren, solange sie
alleine und ausgeschlossen sind.«
    »Ja, das ist nicht selten.

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