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Rettungskreuzer Ikarus Band 042 - Gesandtschaften

Rettungskreuzer Ikarus Band 042 - Gesandtschaften

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 042 - Gesandtschaften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylke Brandt
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fügte er aufmunternd hinzu, aber es war
die Arztstimme, mit der er sprach, und An'ta wusste, dass ein Vortrag über
die Gefahren der Dehydration folgen würde, wenn sie sich weiter widersetzte.
Mit drei großen Schlucken stürzte sie das Getränk hinunter,
dann schnappte sie nach Luft.
    »Widerlich!«
    »Ja, nicht wahr? Es ist wirklich abscheulich«, nickt Anande munter,
setzte eine Injektionspistole an und verabreichte An'ta eine Dosis.
    »Und was war das ?«
    »Ein Universalantidot, zumindest so weit, wie ich eines zusammen bauen
konnte. Es wird die Wirkung möglicher Keime, des Alkohols und der meisten
Drogen im Wasser aufheben... oder zumindest abmildern.«
    An'ta starrte auf den Becher in ihrer Hand.
    »Sie haben gesagt, es wäre trinkbar!«
    »Im weitesten Sinne. Man kann es trinken, es ist nicht sehr giftig, aber
die Nebeneffekte der Drogen sind... nun ja, berauschend. Das Antidot wird helfen.«
    »Warum haben Sie das nicht vorher gesagt? Drogen sind für Ceelie...«
    »Wenn ich es Ihnen vorher gesagt hätte, hätten Sie es dann getrunken?«
    An'ta zögerte mit ihrer Antwort. Hätte sie? Vermutlich nicht. Die
Vorstellung, in irgendeiner Weise freiwillig die Kontrolle über sich aufzugeben,
war unmöglich. Und sie musste sich eingestehen, dass sie nicht genug Vertrauen
in Anande und sein Gegengift gehabt hätte, um sich darauf einzulassen.
Für einen Moment war sie versucht, wütend zu werden, aber sie brachte
nicht die rechte Entschlossenheit dafür auf. Anande hatte getan, was getan
werden musste, auf seine Weise.
    »Wir fühlen Sie sich?«
    »Gut. Unverändert, denke ich. Ein wenig schwindelig vielleicht.«
    »Das wird vergehen. Das Antidot hält zwei Tage an, trinken Sie also,
so viel Sie kriegen können, es wird keine schädliche Wirkung haben.
Von dem Geschmack natürlich abgesehen.«
    »Und es wird sich zeigen, ob der auf Dauer tödlich ist.«
    Anande grinste und für einen kurzen Augenblick teilten sie den Galgenhumor
und seine aufmunternde Wirkung.
    Ein kurzer, heftiger Knall ließ sie zusammen zucken und sie liefen los,
ehe sie überhaupt wussten, wohin eigentlich. An'ta wartete auf Schreie,
aber stattdessen hörte sie ein lautes Rauschen und dann ein Geräusch,
als würde jemand im Inneren des neuen Tanks mit Felsen um sich werfen.
    »Das Ventil ist gerissen!«, rief Trooid ihnen entgegen und deutete
auf die Leitung zu dem bereits befüllten Speicher.
    Hetty und zwei weitere Arbeiter standen an dem Ventil, hatten aber die Hände
nutzlos erhoben und wussten nicht, was sie tun sollten.
    Anande hingegen hielt abrupt inne und wurde bleich. »Es ist noch jemand
im Tank! Eine Frau...«, rief er und zeigte auf die transparente Fläche
in der Röhre, hinter der ein undeutlicher Schemen zu sehen war.
    Die Gestalt war völlig von der gelben, wild strömenden Flüssigkeit
umspült, die an ihr zerrte, schien aber irgendwo fest zu hängen. Noch
während sie zusahen, wurden ihre Bewegungen immer schwächer.
    An'ta wandte den Blick von dem Sichtfenster und sah sich um. Alle hatten ihre
Arbeit unterbrochen und konzentrierten sich auf den Tank, aber keiner handelte.
Sie wirkten nicht gleichgültig, aber auch keineswegs alarmiert. Es war,
als würden sie schlichtweg akzeptieren, dass sie keine Möglichkeiten
hatten, etwas an der Situation zu ändern.
    Was ein Irrtum war.
    Mit einem kurzen Spurt war An'ta bei dem geborstenen Ventil, schob Hetty zur
Seite und besah sich den Schaden. Hier war nichts mehr zu retten, sie konnte
das Ventil nicht erreichen, solange die Flüssigkeit mit solchem Druck hindurch
strömte. Es gab keine Notfallsperre, kein zweites Sicherheitsventil, das
ihr auch nur ein paar Minuten Zeit verschaffen würde.
    Ein Teil von ihr tobte über diese Nachlässigkeit – ein Rudel
von Dilettanten, die ein gigantisches Raumschiff zusammen schweißten,
als wäre es ein Modellbausatz, ohne Ahnung, ohne Plan! –, doch sie
ließ ihm keinen Raum. Stattdessen lief sie hinüber zu den Kontrollen
des Tanks, aus dem die Flüssigkeit rann, orientierte sich kurz und hieb
auf ein paar Knöpfe, um den Strom umzuleiten. Es war ihr gleichgültig,
wohin das Zeug jetzt floss – vielleicht überflutete sie gerade die
Kantine – solange nur diese eine Röhre frei wurde.
    Dann eilte sie weiter zu dem Ventil, das diesen und den nächsten Tank verband,
um die Zuflusskette zu unterbrechen. Sie würden einen Speicher voll Flüssigkeit

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