Rettungskreuzer Ikarus Band 044 - Zusammenbruch
Millimeter – das Zeichen, dass sie eintreten durfte, anderenfalls befände sie sich bereits wieder in dem schlecht beleuchteten Korridor.
Nicht nur schummriges Licht und Luft, die zu schneiden es mehr als eines Messers bedurft hätte, lösten ein Gefühl der Beklemmung in ihr aus. Unwillkürlich fragte sie sich, was die Massen an Lebewesen dort unten trieben, dass es so aussah, als würde ein Madenteppich auf einem Leichnam seine Arbeit verrichten. Es dröhnten zwar dumpfe Rhythmen durch den Raum, doch sich richtig bewegen oder gar tanzen konnte kaum jemand in der Enge. Und wie sich die wenigen Glücklichen, die einen der Tische entlang der Wände oder einen Platz an der Theke ergattert hatten, trotz des Lärms unterhalten konnten – sie sah Mundbewegungen –, war Skyta ein Rätsel.
»Da willst du wirklich rein? Okay, Du bist schon drin, aber überleg dir gut, ob du nicht doch vielleicht woanders nach deinen Männern suchen möchtest.«
Siroj hatte die Kommunikationseinheiten modifiziert, wodurch die Verbindungen besser und auch über weitere Entfernungen nutzbar wurden. Ihre Stimme klang klar in Skytas rechtem Ohr.
Sie seufzte und mischte sich unter die Maden , bei denen es sich um Frauen und Männer verschiedenen Alters und von zumeist humanoider Statur handelte. Obwohl sie sich geschickt durch die Masse schlängelte, war es unvermeidlich, hin und wieder einen Ellbogen in die Seite oder einen Tritt gegen den Knöchel hinnehmen zu müssen. Irgendeine Hand fand den Weg zu ihrem Hintern und verschwand wieder mit gebrochenen Fingern. Falls ihr Besitzer vor Schmerz geschrien hatte, war dies im Gedröhne der Musik untergegangen. Einmal wurde ihr fast ein bauchiges Trinkgefäß ins Gesicht gerammt.
Sich inmitten einer Gruppe Scharfschützen zu befinden, war auch nicht so viel lebensgefährlicher, als in einer solchen Kneipe von einer Ecke zu anderen laufen zu wollen. Skyta spürte, wie sich langsam Aggressionen in ihr aufbauten, und sie zwang sich zur Ruhe, um nicht auf jeden unbeabsichtigten Schubs mit der Faust zu antworten. Bloß keine Schlägerei; sie konnte es sich nicht leisten, verletzt oder gar verhaftet zu werden.
»Hast du schon jemanden ins Auge gefasst?«, fragte Siroj.
Ja, das hatte Skyta gerade eben versehentlich, als ein kleinwüchsiges Wesen mit einem halben Dutzend Augen an ihr vorbeidrängte und sich mit einem Tritt revanchierte. Leise stöhnend humpelte sie weiter. Ob es, wenn sie hier wieder raus war, noch eine einzige Stelle an ihrem Körper geben würde, den kein blauer Fleck zierte? Wahrscheinlich sah sie jetzt schon aus wie eine Vizianerin …
»Nein«, gab sie über das Kehlkopfmikro in ihrem Halskettchen zurück.
Zu ihrer eigenen Überraschung verstand sich Skyta ausgesprochen gut mit der jungen Computerspezialistin, die wiederum problemlos auf die Bedürfnisse der Söldnerin eingehen und ihr genau dort zur Hand gehen konnte, wo diese sich Unterstützung erhofft hatte. Besser hätte es gar nicht laufen können. Nachdem sich die Frauen sehr schnell zusammengerauft hatten, hatte Skyta von ihrer Begleiterin kein einziges Mal mehr als nervigem Teenie gedacht, sondern war richtig beeindruckt gewesen, wie sich Siroj in eine versierte, ideenreiche Computer-Spezialistin verwandelte, kaum dass sie sich das Headgear übergestülpt hatte.
Ja, alles hatte wunderbar geklappt. Bis hierher. Aber das war es dann auch schon.
Skyta brauchte außerdem eine Söldnertruppe, die zu so ziemlich allem bereit war. Dass sie sich mit einer bunt gemischten Gruppe Unbekannter auch entsprechende Probleme an Bord holen würde, war ihr klar. Leider war es nach den jüngsten Vorkommnissen nicht möglich, auf die eigenen Leute zurückzugreifen, da sich nicht abzuschätzen ließ, wem zu vertrauen war und wem nicht. Wer hätte gedacht, dass sie eines Tages Fremden gegenüber Mitgliedern der Schwarzen Flamme den Vorzug geben würde? Die Direktive war eindeutig und so musste Skyta, wie früher schon öfter, auf die Suche nach einem passenden Team gehen.
Die Überlegung, eine handverlesene Gruppe zusammenstellen zu wollen, hatte Skyta recht bald aufgegeben. Siroj, die zuerst widersprochen hatte, da sie zunächst nur die Vorteile eines solchen Vorgehens sah, hatte der erfahrenen Söldnerin aber schon bald zugestimmt, nachdem es die letzten beiden potenziellen Kandidaten – Sprengstoffspezialisten – nicht mehr bis zum Raumhafen auf Dearlec geschafft hatten. Zwei komplette Wohnkuppeln mussten evakuiert werden und die
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