Rettungskreuzer Ikarus Band 044 - Zusammenbruch
könnt mich genauso gut gleich wieder rauslassen, Miss Schluttnick«, zischte Siroi, eine junge Frau, Anfang zwanzig mit roten, kurzen Haaren und viel zu vielen Sommersprossen im Gesicht. Die schlanke Figur wurde durch enge Hosen noch betont, während die weiten, mehrlagigen Shirts etwas unpassend und unordentlich wirkten und dem Auftreten einen betont lässigen Anstrich verpassen sollten.
»Das ist gut zu wissen, denn genau das hatte ich vor«, antwortete Skyta ruhig und dachte: Nervige Teenie-Göre, hab ich dich also richtig eingeschätzt.
»Ihr wisst nicht, worauf Ihr Euch einlasst und –« Siroj blickte Skyta mit großen, grünen Augen an. »Wie war das?«
»Wie Sie vielleicht bemerkt haben, fahren wir nicht auf direktem Weg zum Raumhafen. Ich muss noch etwas erledigen. Und da ich Sie nicht in unnötige Gefahr bringen möchte …«
»… werft Ihr mich vorher einfach raus?« Soroi lächelte und schien mit einem Mal viel ruhiger und entspannter zu werden. »Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie dankbar ich Euch bin!«
»Das waren auch ungefähr die Worte Eures Vaters, der –«
»Stiefvater. Dem ist es letztlich egal. Er will mich nur loswerden. Nein, nein, keine Sorge, ich werde jetzt nicht irgendwelche Hasstiraden bezüglich Stiefväter im Allgemeinen und Krew im Besonderen beginnen. Er mag mich, und ich kann mich nicht beschweren, aber die Möglichkeiten auf Inod sind einfach zu eingeschränkt und –«
»Wir sind da«, unterbrach wiederum Skyta die junge Frau.
Sie blickten beide nach draußen. Der Gleiter hatte einen der großen Kuppelplätze erreicht, die Treffpunkte und Erholungsgebiete auf vielen Monden darstellten.
»Der Gimec-Platz, sehr schön.« Siroj reichte Skyta die Hand. »Ich wünsche Euch weiter gute Geschäfte und vor allem keine Probleme durch mein Verschwinden.«
»Keine Sorge, das bekomme ich schon geregelt. Nur eine Frage noch: Könnten Sie mir sagen, wo ich eine Zillpalme finde? Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwer wäre, einen bestimmten Baum auf einem Mond zu finden, aber die Vegetation hier ist doch üppiger, als ich gedacht habe. Ihr würdet mir helfen, viel Zeit zu sparen.«
Siroj, die schon halb aus dem Gleiter ausgestiegen war, ließ sich wieder auf den Rücksitz fallen und zog die Tür zu.
»Wie konnte ich nur so blind sein?« Sie wandte sich erneut Skyta zu und reichte ihr ein zweites Mal die Hand. »Mein Name ist Siroj. Ich bin die Tochter des Administrators von Inod, habe mein Cybermatik-Studium mit Auszeichnung abgeschlossen und möchte endlich weg von Inod. Ihr habt nach jemandem wie mir gesucht.«
Skyta war sich nicht ganz sicher, was sie von dem plötzlichen Meinungswandel halten sollte, aber dann begriff sie. »Sie können ganz gut mit Computern umgehen und sind ein recht cleverer Hacker …, Osiris ?«
»Bin ich.«
»Sind Sie sich wirklich sicher, dass Sie den Job haben wollen? Es kann gefährlich werden.«
»Alles ist besser, als hier zu versauern. Lieber ein kurzes, aufregendes Leben, als vor Langeweile frühzeitig verblöden, oder nicht?« Sirojs Augen funkelten.
»Hoffentlich bereust du deine Entscheidung nicht schon bald«, murmelte Skyta nur für sich hörbar.
Sie betätigte den Signalgeber für den Chauffeur und der Gleiter bewegte sich nun endlich zum Raumhafen. Dass sie ihre geheimnisvolle Verabredung so schnell gefunden hatte und der Deal so unkompliziert über die Bühne gegangen war, sie nun sogar das Versprechen gegenüber Administrator Krew einlösen konnte, hätte sie eigentlich freuen sollen, aber …
Ausgerechnet eine Teenie-Göre! Warum ich? Was erwartet mich noch?
Kapitel 20
Pakcheon hatte die Datenbank der Kosang mit allen relevanten Informationen über die bekannte Galaxis versehen, die er auf Vortex Outpost erhalten konnte. In diesem einzigen Punkt war das Wissen der Vizianer tatsächlich mehr als bescheiden.
Meweb war ein künstlicher Satellit, der den Planeten Podi umkreiste, einen Gasriesen mit faszinierenden Atmosphärenmustern, bei dem es sich wiederum um den einzigen Begleiter einer orangen Sonne handelte, die unter der Bezeichnung Blackberry eingetragen war. Vermutlich war der Namensgeber farbenblind , mutmaßte Pakcheon.
Die Geschichte Mewebs begann bereits vor der Großen Stille. Kolonisten hatten in diesem Bereich der Galaxis eine Welt mit günstigen Lebensbedingungen besiedeln wollen, doch war ihnen unterwegs der Treibstoff ausgegangen. Sie schafften es, ihre Schiffe miteinander zu verbinden und dieses
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