Rettungskreuzer Ikarus Band 044 - Zusammenbruch
getrieben wird«, murmelte Siroj vor sich hin, während sie Karten und Pläne auf einem der größeren Monitore verschob.
Offenbar wurden immer wieder ganze Schiffe in Laboratorien umgebaut und mit der Station verbunden. Nicht viel seltener schien es zu geschehen, dass entsprechende Laboreinheiten wieder von der Station abgesprengt wurden.
»Es gibt kaum eine effektivere Art der Schadenbegrenzung. Wenn mal etwas schiefgeht, kann ein komplettes Labor mit eigener Versorgung abgetrennt und notfalls abgeschossen werden. Und die Leute? Werden sie vorher noch evakuiert – oder …?« Siroj schüttelte den Kopf.
Die jeweils an der Station angeflanschten Schiffe waren aufs Notwendigste reduziert worden. Eine eigene Versorgung mit Sauerstoff wurde aufrechterhalten. Die Antriebe wurden ausgeschlachtet und dem überdimensionierten Haupttriebwerk der Station aufgepfropft. Der Traum eines jeden Bastlers musste das sein. Ein Sammelsurium verschiedenster Techniken, das von hervorragenden Ingenieuren irgendwie am Laufen gehalten wurde und die Station über Jahre versorgt und vorangebracht hatte. Auf dieses eigentliche Herz der Station bekam Siroj allerdings nur rudimentären Zugriff; einzig das grundsätzliche Vorhandensein derartiger Maschinen wurde deutlich.
Endlich stieß die junge Frau auf diverse, gut verborgene Sicherheitsprotokolle und versuchte, sich dort einzubringen.
Etwas stimmt nicht, aber es war mehr ein vages Gefühl …
Siroj forschte weiter, sie brauchte Sicherheit. Ein hüstelndes Auflachen. Klar, natürlich! Sicherheit vor der Sicherheit. Das Ganze ist nahezu paranoid , dachte sie bei sich.
Sie fand eine Menge interessanter Daten über den Vorstand.
Die Crew der Demetra hatte sich als vom Vorstand autorisiertes Personal ausgegeben.
Aber die hier vorhandenen Personalien? Und Aktualisierungen?
Sirojs Finger huschten über die Tastatur und verschoben immer wieder Symbole auf dem sensitiven Monitor.
» Verdammt!«
Kapitel 36
Koya Erco führte Pakcheon, Skyta und Taisho über Rollbänder und Lifte in den Kernbereich von HSMA .
Auch hier hingen überall an den Wänden Holografien von Bella Orchidea in ihrer Traumgestalt, von ihren Urkunden und Patentbescheinigungen, die sie für ihre Arbeiten erhalten hatte. Erco wurde nicht müde, seine Begleiter auf einige herausragende Leistungen der Stationsleiterin aufmerksam zu machen. Und ständig reckte er seinen dürren Hals nach links.
Die Personen, die ihnen begegneten, stammten von allen Planeten der bekannten Galaxis und wirkten überaus geschäftig. Die Zahl der Blondinen war auffällig hoch. Hin und wieder fiel ein knapper Gruß, selten blieb jemand zu einem Plausch stehen, meist vor einer der Holografien.
Pakcheon fragte sich, ob Bella Orchidea … dieses Wesen … diese Frau wirklich so intelligent war und – wenn man Erco Glauben schenken durfte – gewissermaßen die Hälfte aller Arzneimittel entwickelt hatte, mit denen die Galaxis versorgt wurde, oder ob sie sich, nach Abzug der angenommenen Übertreibungen, die Forschungsergebnisse der mit ihr geistig verbundenen Angestellten angeeignet hatte. War sie von jeher eine physisch hilfsbedürftige Lebensform gewesen oder, was er für wahrscheinlicher hielt, durch äußere Einwirkungen so geworden, wie sie von niemandem gesehen werden wollte?
Die Forscher und das Stationspersonal waren jedenfalls felsenfest davon überzeugt, eine attraktive und begabte Chefin zu haben, deren Ruhm auf sie alle abfärbte, und dass es eine Auszeichnung war, für sie arbeiten zu dürfen. Bella Orchideas Gedanken wiederum blieben für ihn unlesbar und auf die erschreckend heftige Gier reduziert, die ihm galt.
Was auch immer sie mit den Leuten anstellte, es erinnerte Pakcheon vage an das, wozu Junius Cornelius unter bestimmten Bedingungen fähig war – und doch war es anders. Nicht nur hatte sich der Septimus ungewöhnlich schnell auf die telepathische Kommunikation eingestellt, auch konnte er stärker werdende Suggestivkräfte aufbringen, die vermutlich mit seinem Augenfehler und einem Ritual zusammenhingen, dem er sich auf einer Welt namens Gamorrha III hatte unterziehen müssen, um unter den Eingeborenen zu überleben. Was genau dabei mit ihm passiert war, wusste Cornelius nicht.
Das Erlebnis hatte er lange verdrängt und Zweifel an dieser Fähigkeit gehabt, bis ihn eine ausweglose Situation nach einem Strohhalm greifen ließ und das Resultat ihn selber am meisten überraschte. Seither war er sich selbst unheimlich.
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