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Rettungskreuzer Ikarus Band 047 - Sudekas Traum

Rettungskreuzer Ikarus Band 047 - Sudekas Traum

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 047 - Sudekas Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom / Andreas Möhle
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genauer hin. Ein Kratzen vielleicht? Es wurde wiederholt.
    Sprache! Es war Sprache!
    Der Lautsprecher, irgendwo im Raum verborgen, musste endlos alt sein. Es knarzte, knirschte, summte. Es war nichts zu verstehen.
    Etwas raschelte zu ihren Füßen. Sie sah hinab. Ein Tausendfüßler krabbelte über den Boden, eifrig, wenngleich er etwas lädiert aussah. Sudeka erkannte sofort, dass sie es nicht mit einem Tier zu tun hatte, sondern mit einem Roboter. Sie erhaschte bloß einen kurzen Blick darauf, dann war er in einer Öffnung in der Wand verschwunden. Es raschelte nun hinter der Wand. Sudeka konnte fast den Weg des Roboters verfolgen. Dann tat sich kurz gar nichts.
    Sudeka wartete geduldig.
    Wieder ein Knarzen. Laute. Es formten sich Worte. Jetzt war alles ein klein wenig besser zu verstehen. Der Tausendfüßler war wohl eine Reparatureinheit. Er hatte sicher sein Bestes gegeben. Hoffentlich war es auch genug.
    Sie lauschte aufmerksam. Es war, als würde jemand, der nach einer Lähmung sehr lange nicht zur Artikulation fähig gewesen war, vorsichtig und mit Mühe seine ersten Laute formen.
    Sudeka runzelte die Stirn.
    Jetzt war es deutlich zu hören. Die Stimme sagte: »Neue Welten!«
    Sie nickte sich zu.
    Die Daten aus den Sonden. Der Absender der automatischen Expedition, die Konstrukteure der Droiden. Ein passender und geeigneter Gruß.
    Grund genug, die Anlage nicht unnötig mit politischen Details zu verwirren.
    »Neue Welten!«, sagte sie klar und deutlich und gut artikuliert.
     

     
     
    Randolfo Pratt mochte es nicht, wenn man ihn als Graue Eminenz bezeichnete. Wenn jemand so tituliert wurde und man darüber hinaus über ihn munkelte, er würde im Hintergrund die Fäden ziehen, dann war der Zeitpunkt erreicht, zu dem der Betreffende eben nicht mehr im Hintergrund blieb, keine graue Eminenz war, sondern ein für alle erkennbarer Akteur und damit angreifbar.
    Pratt wollte nicht angreifbar sein.
    Als die Abstimmung im Corpsdirektorium gescheitert war und viele jener, an deren Strippen er über Jahre gezogen hatte, um Sudeka Provost loszuwerden, im anschließenden Feuergefecht ihr Leben aushauchten, wurde deutlich, wie gut es doch war, wenn man tatsächlich nur im Hintergrund agierte und auch dafür sorgte, dass kaum jemand davon etwas ahnte.
    Es verlängerte das Leben.
    Pratt war trotz dieses glücklichen Umstands mit dem Lauf der Dinge nicht einverstanden. Als er Kenntnis von den Geschehnissen bekommen hatte, war es notwendig gewesen, sofort Maßnahmen zu ergreifen. Provost war entwischt. Nominell war sie immer noch Corpsdirektorin, obgleich nunmehr eine provisorische Administration eingerichtet worden war. Doch dieser fehlte es an Legitimation. Die Flucht der Chefin führte dazu, dass sie für ihre Anhänger immer noch am Leben und eine wichtige Akteurin war; und dass sie über Gefolgsleute, darunter wichtige Persönlichkeiten, verfügte, dessen war sich Pratt durchaus bewusst.
    Er musste subtil vorgehen, die Positionen ihrer Getreuen langfristig unterminieren. Aus dem Hintergrund eben. Unangreifbar.
    Und er musste Sudeka Provost finden und beseitigen.
    Ihm standen Ressourcen zur Verfügung. Er hatte Experten. Er hörte Dinge, die andere für geheim hielten, er wusste von Daten, von Kommunikationen, von Gerüchten. Seine Leute sprachen mit all jenen, die niemand auf dem Schirm hatte, den Subalternen, den einfachen Angestellten, den Sekretariatsassistenten, den Boten, den Technikern. Nahm man diese ernst, gab ihnen etwas, eine Kleinigkeit nur – und manchmal allein schon ein offenes Ohr und echte Sympathie für ihr schweres Dasein –, genügte das bereits.
    Es dauerte etwas. Länger, als Pratt es mochte. Er hasste es, wenn er Dinge in Gang setzte und auf der einen Seite genau wusste, dass erst alles in Stellung, in Position gebracht werden musste, damit sich das gewünschte Ergebnis einstellte – und auf der anderen Seite aber so ungeduldig auf eben dieses Ergebnis wartete, dass er manchmal mit der Stirn unentwegt auf die Tischplatte schlagen wollte.
    Ah, dachte er bei sich. Geduld. Die Tugend der Vertrauensseligen.
    Er sah sich in seinem Büro um, blickte kurz auf die Tischplatte, die tatsächlich noch nie Bekanntschaft mit seiner Stirn gemacht hatte, und schaute dann aus dem Fenster. Ein normales Bürohochhaus, das er sich mit Versicherungen, Werbeagenturen, Vertriebsorganisationen, Handelskontoren, kleinen Dienstleistern und anderen ganz normalen Firmen teilte. Seine eigenen Räumlichkeiten waren

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