Rettungskreuzer Ikarus Band 047 - Sudekas Traum
zurückgekehrt. Der Computer hatte keinerlei Nachricht von ihr erhalten.
Es bestand kein Zweifel daran, dass sie mit dem außerirdischen Giganten verschwunden war.
Lordan dachte einen Moment über die Implikationen nach – mehr für sich selbst als für seine Zielperson, die jetzt zweifelsohne für ihn unerreichbar war. Der Vorgang hatte sich vor nunmehr drei Tagen abgespielt, es gab keinerlei Möglichkeit mehr für ihn herauszufinden, wohin das fremde Schiff verschwunden war. Und selbst wenn, beschlich ihn doch das Gefühl, dass diese Sache eine Nummer zu groß für ihn war.
In gewisser Hinsicht aber hatte Pratt seinen Willen bekommen. Sudeka Provost war aus dem Weg geräumt, abgetaucht und würde wahrscheinlich nie wieder zurückkehren. Es blieb Lordan jetzt nur noch, die Spuren ihrer Existenz auf dieser Welt zu verwischen, den Bericht an Pratt zu verfassen und den Rückweg anzutreten, in der Hoffnung, dass sein Boss ihm die Wendung der Ereignisse nicht anlasten würde.
Nach einer guten Stunde kehrte er auf seine Jacht zurück und leitete die Startsequenz ein. Kurz danach erhob sich auch die Solaria, gesteuert allein vom Computer, von der Oberfläche des Planeten.
Im Orbit trafen die beiden Schiffe kurz aufeinander, dann beschleunigte Lordan seine Jacht fort, machte sich auf die Rückreise. Auch das Schiff Sudeka Provosts nahm Fahrt auf, aber auf einem anderen Kurs. Schnell und schneller entschwand es in Richtung der Sonne. Als Lordans Jacht sich weit genug aus dem Orbit entfernt hatte, um den Hypersprung einzuleiten, hielt der Mann inne. Gut, es würde einige Stunden dauern aber …
Pratt wollte immer alles so ganz genau wissen.
Und so brach Lordan erst dann endgültig auf, als ihm die Ortung bestätigte, dass die Solaria in der Korona der Sonne Fagor verglüht war.
Sudeka wusste nicht genau, ob sie sich nun darüber freuen sollte, dass sie Nahrung gefunden hatte – oder lieber nicht. Nachdem sie eine erste Schlafperiode auf dem harten Boden eines leeren Raums zugebracht hatte – von einer Nacht wollte sie nicht sprechen, denn es gab in ihrem Gefängnis nur ständiges Licht und keinerlei Wechsel –, fühlte sie sich rechtschaffen zerknittert. Den Raum hatte sie vor allem deswegen ausgewählt, weil hier die Beleuchtung weitgehend kaputt war. Sie beschloss, eine Schlafgelegenheit zu finden, die geeigneter war als der harte Boden.
Auf der Suche stieß sie schließlich auf eine Räumlichkeit, die an eine Messe erinnerte. Hier war kürzlich erst aufgeräumt und repariert worden, die Spuren waren erkennbar, sogar sauber schien es zu sein. Als sie den Raum betrat, schob sich ein Tablett aus einem Schlitz in der Wand, darauf eine Art Teller, ein Becher mit Flüssigkeit sowie ein Instrument, das wie eine Mischung aus Gabel und Löffel aussah und, wie Sudeka fand, für ihren Mund etwas zu groß war. Die Masse auf dem Teller war undefinierbar, roch aber nach Hühnchen. Die Flüssigkeit im Becher war Wasser, wie sie rasch feststellte, und diesmal ohne Beigeschmack.
Ihre Messinstrumente verrieten ihr über die Nahrung, dass sie essbar war. Tatsächlich erinnerte sie in ihrer Zusammensetzung an ihre eigenen Konzentrate, die sie mit sich führte. Als sie vorsichtig etwas davon zu sich nahm, war der Geschmack in der Tat eine verstärkte Version eines Konzentratriegels, der von sich selbst ebenfalls behauptete, nach Hühnchen zu schmecken. Alles in allem war es grausames Zeug, aber Sudeka vermutete, dass sie nicht verhungern würde.
Sie durchstreifte ihr Gefängnis weiter, ließ ihren Computer einen Lageplan zeichnen und stieß vorwiegend auf viele leere Räume oder solche, in denen meist verfallene Anlagen standen, die einem Zweck gedient haben mochten, den Sudeka mit ihren Mitteln und ihrem Vorwissen nicht zu identifizieren in der Lage war. Ihr größter Fund war ein kleiner Lagerraum, in dem, eingeschweißt in verblichene, spröde Folie, Decken gestapelt waren. Zwei davon, die noch nicht völlig verrottet aussahen, nahm sie mit und entrollte sie auf einem Tisch der Messe. Der muffige Geruch nahm ihr erst einmal jeden weiteren Appetit. Sie hoffte aber, die Decken würden mit der Zeit auslüften. Sie hatte nicht die Absicht, ihren Anzug auszuziehen, demnach würde sie nicht in direkten Kontakt mit ihrer neuen Behelfsmatratze kommen, aber vielleicht würde die kommende Nacht etwas gemütlicher werden.
Als sie müde genug war, um wieder ans Schlafen zu denken, konnte sie keine Ruhe finden. Wenn sie sich
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