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Rettungskreuzer Ikarus Band 047 - Sudekas Traum

Rettungskreuzer Ikarus Band 047 - Sudekas Traum

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 047 - Sudekas Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom / Andreas Möhle
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für die Saat.
    Was auch immer diese war und in welchem Kontext auch die eigene Mission zu sehen war. So viele Informationen, die das Bewusstsein auswertete – und dabei so wenig Klarheit über sich selbst.
    Als der Tausendfüßler bei einer der Kühlkammern angekommen war, die noch intakt waren, entschloss sich das Bewusstsein, jemanden zu wecken, der möglicherweise in der Lage war, Fragen zu beantworten. Es aktivierte die Tür zur Konservationshalle und schloss sie. Niemand würde von dort entkommen.
    Dann fand es in seinen Speichern die richtige Aktivierungssequenz. Die Datenverbindungen waren fehlerhaft, also nutzte das Bewusstsein die Reparatureinheit, um die Befehle manuell einzugeben. Der Roboter gehorchte, kletterte auf die Kühlkammer und nutzte vordere Gliedmaßen, um die Tasten zu drücken.
    Die Sensoren bemerkten sofort, wie die Veränderung eintrat. Die Temperatur erhöhte sich. Der Energieverbrauch stieg.
    Der Tausendfüßler sprang hinab und nahm eine geeignete Beobachtungsposition ein.
    Der Prozess dauerte eine Weile. Bis sich die Kammer öffnete, mussten gut zwanzig Minuten vergangen sein, und damit hatte der Insasse noch nicht das Bewusstsein erlangt und hing immer noch an einer Vielzahl von Schläuchen und Sensoren, die fest mit dem Körper verbunden zu sein schienen. Es war ein humanoides Wesen, mit einer borkenartigen Haut, verrunzelt und dunkel. Der Kopf war halbkreisförmig und saß ohne Hals auf den Schultern, bedeckt von einer Vielzahl an biegsamen Wurmfortsätzen, die offenbar das Sensorium der Intelligenz darstellten. Der Mund war schmal und ohne Lippen, die Nase bestand eher aus einem Gitter an Hautfäden, die über der Atemöffnung lagen. Dass sich diese Fäden zu bewegen begonnen hatten, wies darauf hin, dass das Wesen am Leben war und die autonomen Körperreaktionen eingesetzt hatten. Der Erweckungsprozess war demnach bis jetzt durchaus erfolgreich gewesen.
    Das Bewusstsein ging davon aus, dass dieser Passagier schon so lange hier war, dass es ohne größere Probleme möglich sein würde, eine sinnvolle Konversation zu führen. Warum genau es dieser Überzeugung war, wusste es allerdings nicht. Sollte es nicht klappen, würde es dieses Wesen hier einfach eingesperrt lassen und zu gegebener Zeit auslöschen.
    Der Erweckte machte einen Laut, als die Fortsätze auf dem Kopf sich hektisch zu bewegen begannen. Zuleitungen lösten sich. Der Oberkörper ruckte nach vorne.
    Ein weiterer Laut. Eine Art Schrei. Dunkle Erinnerungen stiegen im Bewusstsein auf. Dieser Laut war dem Bewusstsein durch die Aufzeichnungen in den Datenbanken bekannt. Es war keine artikulierte Äußerung. Das Wesen hatte im Verlauf diverser operationeller invasiver Experimente vergleichbare Laute von sich gegeben. Eine emotionale Äußerung, ganz offensichtlich.
    Das Wesen erhob sich aus der Kammer. Es schien wild um sich zu starren. Es musste viele Hundert Jahre vergangen sein, als es das letzte Mal erweckt worden war. Erneut ein unartikulierter Laut. Das Bewusstsein entwickelte langsam einen gewissen Zweifel, ob eine sinnvolle Konversation mit dieser Präsenz möglich sein würde. Der Tausendfüßler schien die Zweifel des Bewusstseins zu teilen, denn er krabbelte unwillkürlich einige Schritte nach hinten.
    Zu spät.
    Mit einem langen Arm, einer blitzartigen Bewegung, griff das Wesen nach der Reparatureinheit, hob sie in die Luft, legte eine zweite Hand an, eine dritte, eine vierte, und dann hörte das Bewusstsein ein Knirschen und erkannte durch die unzureichenden Innensensoren nur noch, wie der Roboter in Stücke gerissen wurde.
    Erneut der Laut. Wut. Verzweiflung. Zwei Begriffe, mit denen das Bewusstsein langsam auch etwas zu assoziieren begann. Diese Übung regte die Rekonfiguration seiner Speicher wie nichts anderes an.
    Das Wesen sprang nach vorne, riss den in der Nähe stehenden Operationstisch aus der Halterung, kippte ihn um und zertrampelte die ohnehin obsolete Ausrüstung.
    Möglicherweise, so kam das Bewusstsein zu dem Schluss, war die Erweckung ein Fehler gewesen.
    Als das Wesen nach kurzer Orientierung auf die verschlossene Tür zustapfte, einen weiteren Operationstisch aus der Fassung riss und damit die Tür so bearbeitete, dass sie nach gut zehn Minuten aufgebrochen war, stand für das Bewusstsein fest: ein großer Fehler.
     

     
     
    Als Sudeka am nächsten Tag das Panoptikum wieder aufsuchen wollte, um von dort aus ihre Erkundung des Schiffes fortzusetzen, fand sie die aufgebrochene Tür, die

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