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Rettungskreuzer Ikarus Band 047 - Sudekas Traum

Rettungskreuzer Ikarus Band 047 - Sudekas Traum

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 047 - Sudekas Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom / Andreas Möhle
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Schlafsaal, verströmten ein Bild von kühler Grausamkeit, das Sudeka unwillkürlich schaudern ließ. Sie konnte sich nur mühsam ausmalen, was hier stattgefunden hatte, als dieses Schiff noch voll funktionsfähig gewesen war, wie viel Leid und wie viel vergebliches Flehen um Gnade oder Rettung mit diesen Operationstischen verbunden war. Anordnung und Aufbau ließen Sudeka nicht darauf schließen, es hier mit einem Hospital zu tun zu haben, als sie am Kopfende des Raums zahllose kleinere Kühlelemente fand, in denen Körperteile und Organe lagen, zum Teil halb vermodert in Konservierungsflüssigkeiten, deren bewahrenden Eigenschaften schon vor langer Zeit nachgelassen hatten, zum Teil frisch, dort, wo sie tiefgekühlt wurden und die Energieversorgung noch einigermaßen funktionierte.
    Sudeka lief dieses Panoptikum des Schreckens entlang und musste sich unwillkürlich fragen, ob sie selbst auch auf so einem Tisch oder in einer der Kühlkammern gelandet wäre, hätte das Schiff noch alle Kapazitäten und volle Funktionsfähigkeit besessen. Dann hatte sie alles abgewandert, stand wieder am Eingang und fragte sich, was sie jetzt tun sollte.
    Insgesamt vierzehn der Kühlkammern hatten auf sie einen soliden und unbeschädigten Eindruck gemacht, mit Anzeigen, deren genaue Bedeutung sie nicht hatte erfassen können, die sie aber so weit interpretierte, dass hier noch Lebenszeichen angezeigt wurden. War es nicht ihre Pflicht, zumindest bei diesen vierzehn eine Erweckung einzuleiten? Oder war das Risiko, damit den Tod der Schlafenden in Kauf zu nehmen, einfach zu groß? Sudeka fühlte sich zwischen den verschiedenen Optionen hin und her gerissen. Vielleicht, wenn es ihr gelang, zusätzliche Verbündete zu gewinnen, konnten sie gemeinsam ihren Entführer unter Kontrolle bringen, vor allem im aktuellen, so geschwächten Zustand. Andererseits konnten in den Tanks auch gebrochene, geistig gestörte Wesen liegen, die bereits vor langer Zeit an ihrem Schicksal verzweifelt waren und sich in den Irrsinn geflüchtet hatten – und somit eine veritable Gefahr für sie selbst darstellten, gegen die sie das Schiff gerade aufgrund seines Zustandes nicht würde verteidigen können.
    Sudeka betrachtete die Kontrollen. Sie waren ihr fremd. Sie kannte sich mit der eigenen Tiefschlaftechnologie kaum aus; wie sollte es ihr da gelingen, die richtige Sequenz zur Erweckung dieser Exemplare zu aktivieren?
    Ihr wurde klar, dass das Risiko in der Tat viel zu groß war. Sie würde mehr Schaden damit anrichten, als Gutes tun. Die Wesen taten ihr leid. In gewisser Hinsicht schämte sie sich für ihre Feigheit. Aber unter diesen Umständen war es die richtige Entscheidung.
    Schweren Herzens sah sich Sudeka Provost noch einmal um, dann zuckte sie mit den Schultern und verließ das Panoptikum, um ihr Basislager aufzusuchen. Ihre geistige und körperliche Erschöpfung war jetzt so groß, dass sie davon ausgehen konnte, leicht Schlaf zu finden.
    Allerdings war sie ebenso überzeugt, dass sie lebhafte Albträume haben würde.
     

     
     
    Das Bewusstsein fand die eigenen Geheimnisse durchaus faszinierend. Es gönnte sich den Luxus, einen der Wartungsroboter noch eine Weile in der Konservationshalle umherspazieren zu lassen, da die Sensoren des Tausendfüßlers deutlich besser waren als die Innenkameras, die sich mühsam reaktiviert hatten. Datenfetzen stiegen aus längst stillgelegten Datenbanken empor und verwirrten das Bewusstsein mehr, als dass sie in der Lage waren, Klarheit zu schaffen. Die Saat zu erstellen wie auch die Untersuchung von biologischen Präsenzen in bestimmten Abschnitten der Sterneninsel hingen miteinander zusammen.
    Da sich die Prozessorkapazität des Bewusstseins ganz langsam verbesserte, je mehr die unermüdlichen Roboter vor allem von den internen Leitungen wieder online brachten, hatte das Bewusstsein mittlerweile auch damit begonnen, die Datenpakete zu analysieren, die es mit Hilfe der Assimilierungssporen den fremden Sonden entlockt hatte. Genug, um die relativ einfache und nur übersichtlich schwer geschützte Datensphäre des Raumfahrzeuges zu infiltrieren, mit dem die derzeit aktive Präsenz auf der Welt gelandet war. Genug, um einen Haufen Rohdaten abzusaugen und zu speichern. Begriffe wie Commonwealth, Raumcorps und Multimperium hatten noch keine Bedeutung für das Bewusstsein; es war sich aber sicher, dass sich dies in Kürze ändern würde. Auch diese Informationen waren wichtig, langfristig wichtig, und auch das ganz sicher

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