Rettungskreuzer Ikarus Band 048 - Kaiser und Gott
Offensichtlich war das eine Art gesicherte Verbindung, über die der Hairaumer Dateninput überhaupt zuließ. Wenn es sich nicht um Daten handelte, die in seiner eigenen Überwachungshoheit gewonnen wurden, natürlich.
Botero hatte sich mit den Systemen zwar außerordentlich zufriedenstellend befasst und konnte nahezu alles bedienen, aber tief in seinem Inneren war er sich nicht sicher, ob es nicht doch noch Bereiche gab, die sich ihm verschlossen. Und ähnlich mochte es mit dem Zentralcomputer auf dieser Welt sein. Ryndon.
Namen würde man ändern können, wenn er, Noël Botero, die Herrschaft übernommen hatte.
:: information notwendig. persönliche anwesenheit registriert.
Botero atmete tief durch. In der folgenden Stunde war auf der Kommandobrücke des Raumers nur das leise Klicken der Tastatur zu hören, über die der Wissenschaftler mit dem Zentralcomputer kommunizierte.
Es wurde schon bald deutlich, dass diverse Bereiche der großen Zentrale auf Ryndon nicht mehr funktionierten:
– Speicherbereiche waren mit Daten überschrieben worden, die den ursprünglichen und teils wichtigen Inhalt nicht wiederherstellen ließen.
– Aus Mangel an Materialien konnte nicht alles ausgetauscht werden, was über die Jahrhunderte hätte ausgetauscht werden müssen.
– Leitungsschäden hatten Bereiche stillgelegt, die notwendig gewesen wären, um zum Beispiel das Signal von Rynyda auswerten und umsetzen zu können.
Diese Informationen gewann Botero mithilfe der Analyseprogramme seines Raumers. Unbemerkt vom Hauptspeicher der Zentraleinheit konnte er nach und nach tiefer in das System vordringen.
Während Botero, als vermeintlicher Vorbote der Sammler, das Signal einspielte und das System daraufhin beinahe einen Kollaps erlitt, waren es rein logische Erwägungen, die Ryndon in Boteros Hände fallen ließ.
Innerhalb kürzester Zeit hatte der Hairaumer sämtliche Kommunikationswege auf Ryndon übernommen. Botero begann sofort mit der Reaktivierung aller auf dem Planeten befindlichen Systeme.
Er war nicht wirklich überrascht, als nach wenigen Stunden die Stand-by-Aktivierung einer weiteren Sendeanlage gemeldet wurde.
»Das ist meine Zentralwelt, selbstverständlich gibt es hier eine Sendeanlage!«
Der Wissenschaftler überprüfte die Daten und stellte als vordringlichste Aufgabe die vollständige Aktivierung des Senders ein.
Die bisher auf den Kontinenten ›verstreut lebenden‹ Rekruten, die sich bisher nur um ihre jeweiligen eigenen Belange gekümmert hatten, wurden nun für die übergeordnete Aufgabe herangezogen: die Wiederherstellung des großen Reichs.
»Mein Reich«, murmelte Botero triumphierend, während er die Meldungen auf den Monitoren in seinem Schiff verfolgte.
Er hatte nur kurz mit dem Gedanken gespielt, sich selbst in den Zentralrechner zu begeben. Bei Abwägung aller Für und Wider hatte er sich dann aber doch zum Bleiben entschlossen. Seine Möglichkeiten waren im Raumer wesentlich umfassender. Vor allem seit er direkte Zugänge in den Zentralcomputer schalten konnte und Vince als sein Vertreter in den Rechnerräumen unterwegs war.
Dass er auch die Option für eine möglichst schnelle Flucht nicht aufgeben wollte, hätte er zwar nie zugegeben, da er sich ›seiner‹ Rekruten sicher war, aber tief in seinen Gedanken war auch die Minimierung aller Risiken für seine Person als ein wichtiger Grund mit in die Entscheidung eingeflossen.
Kelár erwachte in einem der großen Säle der Stern und wusste sofort, dass etwas anders war. Ohne zu zögern, zog er die angetrocknete Schleimschicht vom ganzen Körper ab und ließ sie durch das Bodengitter fallen.
Nur keine Ressourcen verschwenden! Wenn er daran dachte, dass der Trockenschleim früher einfach entsorgt und vernichtet worden war, konnte er sich nur über die gedankenlose Verschwendung der früheren Generationen wundern.
Er schüttelte den Kopf, während er seine übliche Arbeitsmontur anlegte, und machte sich auf den Weg zum Ausgang. Um ihn herum bewegten sich die meisten anderen Rekruten ebenfalls zum Rapportpunkt. Dort würden sie erfahren, was zu tun war. Selbst wer jetzt von einer Schicht zurückkam und an sich ruhen sollte, wollte wissen, was vor sich ging, und ließ sich von der Masse zum Sammelpunkt treiben.
Die Menge staute sich am Ausgang. Kelár blieb wie alle anderen stoisch stehen und ließ sich auch von der Enge nicht irritieren.
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