Rettungskreuzer Ikarus Band 048 - Kaiser und Gott
Schuppen rieben aneinander, vor Aufregung abgesonderter frischer Schleim tropfte zu Boden, und nur nach und nach schoben sich die Rerrco nach vorne zum Rapport. Die Luft war stickig und schwül, durchsetzt vom Duft nach Krrit und Marrt. Kelár sog die Aromen durch die Nasenschlitze tief ein. Er genoss diese seltenen Momente der Aufregung, der Spannung. Er war nicht der Einzige, alle empfanden dabei ein noch größeres Zusammengehörigkeitsgefühl, die Stärke der Masse, der Einheitlichkeit. Es war einfach gut so!
Auf dem großen Infomonitor liefen in einer Endlosschleife die Tagesaufträge für jeden Rekruten auf Boas von oben nach unten durch. Kelár brauchte einen Augenblick, um zu realisieren, dass es ungleich länger als sonst üblich dauerte, bis sein Name erneut auf dem Bildschirm auftauchte.
Deshalb waren so viel mehr Rerrco erwacht und unterwegs: Etwas hatte begonnen!
Nach und nach setzte sich die Erkenntnis bei allen Rekruten durch, und langsam war tatsächlich ein Erwachen zu spüren; eine Art Energie schien auf einmal über allem zu liegen.
»Es hat begonnen.«
Das oder Ähnliches war aus allen Richtungen zu hören. Auf allen Gesichtern war ein zufriedenes Lächeln zu sehen, alle bewegten sich noch schneller und hatten neben den zu erledigenden Aufträgen augenscheinlich ein gemeinsames Ziel vor Augen: Kampf den Feinden der Kallia!
Doch dazu mussten nach wie vor die gleichen Aufgaben erledigt werden wie bisher. Auch wenn Kelár grundsätzlich in besserer Stimmung war und die Aussicht auf die bevorstehenden Kämpfe ihn noch euphorischer in die nahe Zukunft sehen ließ …
Als er sich in den Kontrollsessel fallen ließ, konnte er ein leises Aufstöhnen nicht unterdrücken. »Muss es denn ausgerechnet die Futterfabrik sein?«
Av’rro, der ebenfalls mit ihm eingeteilt worden war, zuckte grinsend mit den Schultern, bevor er sich an seinen Platz begab.
Aber dann nahm die Datenflut, die auf den Monitoren angezeigt wurde, Kelár wie auch seine Mitstreiter gefangen, und sie hatten alle Hände voll zu tun, die Station am Laufen zu halten.
Zum ersten Mal wurde ihnen bewusst, was sie dort tatsächlich überwachten. Die bisherigen Daten hatten nur einen kleinen Teil dessen widergespiegelt, was die Anlage tatsächlich zu leisten imstande war. Andererseits wurden für die jetzt geforderten Höchstleistungen auch Reparaturen notwendig, die schon seit Generationen nicht mehr ausgeführt worden waren.
Jeweils eine Hälfte der Kontrollmannschaft versuchte, Leitungen zu flicken, Generatoren zu aktivieren oder einfach nur Reparaturrobotern die richtige Richtung zu weisen, während die andere Hälfte sich über die Monitore beugte und sich bemühte, den Überblick zu behalten und die wenigen Kräfte sinnvoll einzuteilen.
Kelár erkannte schon bald, dass es nicht nur darum ging, größere Mengen Glurk und Proteinriegel zu erstellen. Ein nicht unerheblicher Teil der Biomasse wurde zu den Fabriken geleitet. Die bestehenden Brutorganismen wurden der Verwertung zugeführt, um allem Anschein nach neue und mehr Rekruten in kurzer Zeit aktivieren zu können.
Als seine Schicht beendet war, war Kelár zum ersten Mal seit Langem überhaupt sowohl körperlich als auch geistig erschöpft. Und ebenfalls zum ersten Mal gab es eine kurze Übergabebesprechung, in der Av’rro der Folgeschicht einen kurzen Überblick über die erledigten und noch ausstehenden Aufgaben gab.
Als Kelár mit den anderen nach draußen trat, wurde er von dem ungewohnten Lärm schier überrollt. Statt dem bisherigen, eher leisen Hintergrundbrummen der wenigen Generatoren und Aggregate waren nun laute Maschinen und – tatsächlich! – startende Kleintransporter die beherrschende Geräuschkulisse.
Ja, anscheinend wurden einige der bisher dem Kampfschiff vorgelagerten Wohnraumer wieder so weit zusammengeflickt, dass sie flugtauglich waren. Den aufsteigenden Rauchzylindern am Horizont war allerdings zu entnehmen, dass nicht alle noch zum Fliegen taugten. Im Gegensatz dazu frästen sich gewaltige Maschinen durch die Waldgebiete, und Schwebetransporter brachten die gewonnene Biomasse zu den Fabriken. Nur dank ihrer ausgeprägt schnellen Reflexe wurden viele Rekruten nicht von den des Öfteren nicht den offiziellen Straßen folgenden Transportern überfahren und konnten Verletzungen vermeiden.
Insgesamt schien es Kelár ein eher den Kallia unwürdiges Schauspiel zu sein. Ohne dass Chaos
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