Rettungslos verliebt
anders kann ich es mir sowieso nicht vorstellen, überlegte er zu seiner eigenen Verblüffung. Jedenfalls fand er sie mit der herrlich wilden Mähne, die ihr feines Gesicht umrahmte, ganz bezaubernd.
Lydia schüttelte den Kopf und blickte sich irritiert um. "Bin ich hier auf der Katerina Station im Northern Territory, die von den Simpsons geleitet wird, oder hat man mich entführt?" fragte sie.
"Nein, natürlich nicht..."
"Wieso sind Sie nicht in Baimain? Und was machen Sie ausgerechnet hier?"
"Das wollte ich Ihnen gerade erklären. Sarah Simpson ist meine Schwester", antwortete er geduldig.
"Sind Sie etwa der Bruder, dem die Hälfte der Farm gehört?" Lydia sah ihn ungläubig an.
"Genau der. Es ist nicht meine Art, es bei jeder Gelegenheit auszuposaunen", fügte er bescheiden hinzu. "Nachdem Sie bei mir gewesen waren, fiel mir plötzlich Rolfs Bemerkung ein. Tim müsse vorzeitig nach Hause, aber eine ehemalige Studienkollegin würde ihn vertreten, hatte er erzählt. Was für ein interessanter Zufall, wenn ausgerechnet Lydia Kelso diese Tierärztin wäre, dachte ich dann."
"Ich bin sprachlos", erklärte Lydia in Anspielung auf seine eigene Bemerkung vor drei Tagen.
Joe Jordan richtete sich auf. "Das waren Sie aber bei unserer ersten Begegnung nicht."
Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. "Weshalb sind Sie ausgerechnet jetzt hier?"
"Ach, ich wollte mich mal wieder um das Ganze kümmern und mich persönlich vergewissern, wie kompetent unsere neue Tierärztin ist.
Haben Sie etwas dagegen?" fragte er, während es in seinen Augen irgendwie schadenfroh aufblitzte.
"Ja. Sie sind der Letzte, von dem ich ständig beobachtet werden möchte."
"Was stört Sie denn daran?" Seine Stimme klang betont unschuldig.
"Sie sollten erleichtert sein, dass ich nicht mehr in der Nähe Ihrer Schwester bin."
Lydia blickte ihn an. "Es stört mich, weil die Umstände, unter denen wir uns begegnet sind, nicht gerade glücklich waren", erwiderte sie.
"Haben Sie meine Schwester etwa einfach sitzen lassen?"
"O nein, ganz bestimmt nicht", antwortete er ironisch. "Ich habe ihr mitgeteilt, dass ich eine Zeit lang nicht in der Stadt bin."
"War sie sehr unglücklich?" fragte Lydia.
"Wenn sie es war, hat sie es sich nicht anmerken lassen. Ich hatte mich schon darauf vorbereitet, mich auf die sanfte Art von ihr zu verabschieden, ohne sie zu verletzen, so in der Art, wie Sie es vorgeschlagen hatten. Doch dazu bin ich gar nicht gekommen, denn Daisy hat mir die Worte sozusagen aus dem Mund genommen. Sie fand die Idee gut, dass wir uns einige Wochen nicht sehen, was meiner Meinung nach beweist", fuhr Joe Jordan fort und zog eine Augenbraue hoch, "dass sie das Interesse an mir verliert und den Gedanken aufgegeben hat, von mir ein Kind zu bekommen."
Nein, das stimmt nicht, sie macht ihm nur etwas vor, überlegte Lydia.
Sie fühlte sich plötzlich ziemlich mutlos und befürchtete, dass ihre schöne Schwester ihre Pläne noch längst nicht aufgegeben hatte.
"Ich kann es mir nicht vorstellen", sagte sie schließlich. "Aber ich hatte mich wirklich auf die Arbeit hier gefreut."
Er runzelte die Stirn. "Meine Anwesenheit kann Ihnen doch bestimmt nicht die Freude verderben, oder?"
"Es ist jedenfalls nicht unproblematisch, dass Sie hier sind", erwiderte sie.
Nachdenklich blickte er sie an. "Heißt das, Sie waren von mir genauso fasziniert wie ich von Ihnen, liebe Lydia?" fragte er.
Normalerweise errötete sie nicht leicht, doch ausgerechnet jetzt passierte es. Sie spürte, wie sich die Wärme über ihren Hals und das ganze Gesicht ausbreitete, was auch Joe nicht entging. Prompt verzog er belustigt die Lippen.
Am liebsten hätte Lydia sich irgendwo versteckt, aber sein amüsiertes Lächeln machte sie zornig. "Wie können Sie es wagen, die eine Schwester abzuservieren und sich der anderen zuzuwenden? Glauben Sie, Sie brauchten nur mit den Fingern zu schnippen?"
Jetzt musste er lachen. "Genau das frage ich mich auch. Dazu fällt mir nur eine Erklärung ein: Ihre Schwester hat mich ohne mein Zutun aus der Masse ausgewählt, während wir beide, Sie und ich, ganz anders zusammengekommen sind."
"Wir sind nicht zusammengekommen", wandte Lydia ein, "sondern haben uns nur durch meine Schwester kennen gelernt."
"Wie auch immer." Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
"Jedenfalls hat unser gemeinsames Interesse unbeabsichtigt etwas ganz anderes ausgelöst. Und damit hat Daisy ni chts zu tun."
"Ich kann aber nicht zugeben ..." Sie biss sich auf
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