Rettungslos verliebt
Auto. Und als Joe sie seiner Schwester und seinem Schwager vorstellte, tat er so, als wäre überhaupt nichts geschehen.
Sarah Simpson hieß Lydia herzlich willkommen und führte sie nach der allgemeinen Begrüßung auf ihr Zimmer, weil Lydia sich vor dem Lunch noch kurz zurechtmachen wollte.
Sie wusch sich die Hände in dem an das Schlafzimmer angrenzenden Bad und bürstete sich die Haare. Wie sie sich Joe Jordan gegenüber beim Lunch und in den nächsten sechs Wochen verhalten sollte, war ihr noch völlig unklar. Sie legte die Bürste hin und stützte die Hände in die Hüften. Ich muss an Daisy denken, sie hat sich offenbar dazu entschlossen, meinen Rat zu befolgen, da täusche ich mich bestimmt nicht, überlegte Lydia.
"Rolf und ich brauchen unbedingt Urlaub, obwohl es die arbeitsreichste Zeit im Jahr ist", erklärte Sarah Simpson wenig später beim Lunch.
Sie war ungefähr Anfang dreißig und sah ihrem Bruder sehr ähnlich.
Auch wenn sie irgendwie kräftig wirkte, war sie recht attraktiv. Das Gespräch drehte sich immer wieder um Pferde. In dem
Verandazimmer, wo der Lunch serviert wurde, standen Pokale und andere Preise, die Sarah beim Dressur-und Springreiten gewonnen hatte. Außerdem trug sie eine Reithose zu der pinkfarbenen Bluse, was ihre Liebe zu Pferden und zum Reitsport unterstrich.
Zum Lunch gab es kalten Braten, Salat, frisches Obst und Käse.
"Du kannst in der Küche schalten und walten, wie du willst, Lydia", sagte Sarah. Sie hatte ihr schon gleich zu Anfang angeboten, dass sie sich untereinander duzten. "Ich kann nicht gut kochen und tue es auch nicht gern."
"Wenn du nicht aufpasst, Lydia", warnte Joe, "dann benutzt man dich nicht nur als Tierärztin, sondern auch als Köchin."
"Nur weil du besser kochen kannst als ich, Joe, brauchst du nicht so selbstgefällig zu tun. Wir sind Zwillinge", fügte Sarah an Lydia gewandt hinzu. "Manchmal habe ich das Gefühl, unsere Gene sind falsch verteilt. Eigentlich hätte ich die künstlerische Ader haben müssen, seinen Charme auch, aber ..." Sie zuckte die Schultern.
"Moment mal, meine Liebe", unterbrach Joe seine Schwester. "Pass auf, dass du mich nicht in Misskredit bringst."
Sarah blickte ihren Bruder an. "Darling, man kann doch kaum noch die Frauen zählen, denen du das Herz gebrochen hast."
"Jetzt hast du es wirklich geschafft, Sarah!" antwortete Joe verletzt und beleidigt.
"Was meinst du?" fragte seine Schwester betont unschuldig.
"Lydia hält mich sowieso schon für einen Casanova."
Interessiert sah Sarah Lydia an. "Joe hat erwähnt, dass er dich kennt, aber nicht, wie gut."
"Er ist mit meiner Schwester befreundet", entgegnete Lydia kühl.
Rolf Simpson, ein schweigsamer, großer, schlanker Mann mit klaren blauen Augen, hatte sich bisher kaum an dem Gespräch beteiligt. Jetzt meldete er sich jedoch zu Wort,
"Es ist nie gut, sich mit zwei Schwestern gleichzeitig einzulassen, mein Lieber."
Lydia warf Joe einen triumphierenden Blick zu, ehe sie sich auf das Essen konzentrierte.
"Ich nehme es zur Kenntnis." Joe trank einen Schluck Bier. "Aber eins muss ich klarstellen: Ich habe mich weder mit der einen noch mit der anderen Kelso-Schwester eingelassen."
"Oh!" rief Sarah begeistert aus. "Die Sache scheint interessant zu werden. Vielleicht sollten wir hier bleiben, Rolf?" Sie wandte sich an Lydia. "Ich spüre deutlich, dass sich zwischen euch beiden etwas abspielt. Glaub mir, ich würde mich sehr freuen, eine Tierärztin zur Schwägerin zu bekommen. Stell dir vor, wie nützlich das wäre für meine Pferde und die ganze Farm."
Joe Jordan warf Lydia einen viel sagenden Blick zu.
"Wann wollt ihr fahren, Sarah?" fragte Lydia.
"In vierzehn Tagen. Wir bleiben drei Wochen weg. Keine Angst, du bist hier nicht allein, Joe ist da."
"Ich befürchte, Lydia sieht die Sache etwas anders", mischte er sich sogleich ein.
"Wieso?" Sarah war verblüfft.
"Das wird sie dir sicher selbst erzählen. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, unsere Lydia."
"Joe, ich wünschte, du würdest nicht in Rätseln sprechen", beschwerte Sarah sich, ehe sie sich lächelnd an Lydia wandte. "Du siehst so jung aus, man traut dir gar nicht zu, dass du schon Tierärztin bist."
"Sie ist sechsundzwanzig, aber du hast Recht, sie sieht jünger aus", mischte Joe sich schon wieder ein. "Verlass dich darauf, sie ist sehr stark."
"Ignorier ihn einfach, Lydia", riet Sarah ihr. "Manchmal ist er wirklich unmöglich."
Und dann wechselte glücklicherweise Rolf das Thema. Während Lydia
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