Return Man: Roman (German Edition)
Killer moralisch in einer ungünstigeren Position ist als das Opfer. Doch trotz des ganzen intellektuellen Hokuspokus und der theologischen Folgerungen sind Zombies auch heute noch meine Lieblings-Monster. Wahrscheinlich aus dem gleichen Grund wie damals, als ich zwölf war: Ich kann mir nämlich keinen übleren Tod vorstellen als den, von hungrigen, toten Leuten umzingelt und zerrissen zu werden.
Bevorzugen Sie schnelle Zombies
oder langsame Zombies?
Langsame Zombies vermitteln mir das unheimliche, schreckliche Gefühl, dass ich meinen eigenen Tod auf mich zuschleichen sehe, einen quälend langsamen Schritt nach dem anderen. Langsame Zombies sind für mich der totale Horror: eine schwarze, unbegreifliche Aufwallung im Magen, Furcht einflößend und faszinierend zugleich. Schnelle Zombies versetzen dich in Angst und Schrecken; dich überkommt eine von Adrenalin befeuerte Angst, das Herz schlägt bis zum Hals, und der » Kämpfen-oder-Fliehen«-Instinkt wird ausgelöst. Unter dem Aspekt der Horroroptimierung bevorzuge ich die langsamen Romero-Zombies– aber um ehrlich zu sein, sind sie mir auch deshalb lieber, weil bei ihnen meine Überlebenschancen besser stehen. Schnelle Zombies würden mir in den Arsch treten.
Wer oder was beeinflusst Sie
beim Schreiben?
Mit Blick darauf, wie ich schreibe und worüber ich schreibe, haben mich viele große Autoren beeinflusst (und tun es auch jetzt noch)– Ray Bradbury, Richard Matheson, Paul Auster, Jack Ketchum, David Morrell, Bentley Little, John Banville, John Gardner, Shirley Jackson, nur um ein paar zu nennen. Ein anderer unvermeidlicher Einfluss scheint mir meine persönliche Unsicherheit in Bezug auf Religion zu sein. Die Frage, ob es einen Gott gibt oder nicht, scheint sich in viele meiner Geschichten einzuschleichen, auch wenn ich das vielleicht gar nicht beabsichtigt hatte.
Zu wem würden Sie vom Charakter her
eher tendieren– zu Marco oder Wu?
Ich bin wahrscheinlich eher wie Marco– introvertiert, zynisch und agnostisch. Ich baue eher auf Empirie und Wissenschaft und vertraue weniger auf eine höhere Macht. Nur dass mir Schlagfertigkeit völlig abgeht. Mir fällt nie etwas Gescheites ein, wenn ich mich mit meiner Frau streite.
Was hat Sie dazu inspiriert,
den Schauplatz der Handlung
nach Kalifornien und Arizona
zu verlegen?
Meine Frau und ich haben unsere Flitterwochen in Arizona verbracht, und deshalb ist mir das spontan eingefallen– die Landschaft ist auf ihre karge Art wunderschön, in allen Brauntönen in Stein gemeißelt. Es war wie eine andere Welt im Vergleich zu Neuengland, wo ich lebe und wo man von Bäumen und grünem Gras umgeben ist, so weit das Auge reicht. Als ich schließlich so weit war, den Ort der Handlung auszuwählen, fiel mir spontan Arizona als perfekte Kulisse für eine Zombie-Apokalypse ein– an der Oberfläche tot und öde und doch angefüllt von Leben, das sich der Umgebung angepasst hat. Außerdem versinnbildlichte Arizona Marcos geistige Verfassung, quasi als Echo seiner Verbannung aus der zivilisierten Gesellschaft in den weit entfernten Sicheren Staaten. In dieser Hinsicht verlegte ich mich darauf, Marcos spirituellen Fortschritt durch die Angabe von Himmelsrichtungen messbar abzubilden– jede Bewegung nach Osten, in Richtung der Sicheren Staaten, war positiv, während eine Bewegung nach Westen einen Rückschritt darstellte. Um seine Ziele zu erreichen, musste Marco sich räumlich von den Sicheren Staaten entfernen und sich seinen Fehlern der Vergangenheit zu stellen. In einem guten Heldenmythos wird dem Helden die Erlösung in dem Moment zuteil, wo er am weitesten von ihr entfernt scheint, und aus diesem Grund streben die Ereignisse in Return Man in Kalifornien ihrem Höhepunkt entgegen– so weit westlich wie nur möglich.
Welche Recherchen haben Sie beim
Schreiben des Romans betrieben?
Mein Hauptaugenmerk galt unter anderem den Details der Landschaft von Arizona– der Flora, Fauna, der Geografie und den Besonderheiten der Wüste. Ein wesentlicher Punkt war auch die » wissenschaftliche« Basis der Auferstehung; ich wollte mich nicht mit der üblichen » Viren-oder-Bakterien«-Erklärung begnügen und habe mich deshalb intensiv mit den Proteinen befasst, die man Prionen nennt. Und natürlich habe ich mich auch mit Sunset-Limited-Speisewagen beschäftigt, mit Mandarinenten-Messern, Gefängnisanlagen, der chinesischen Geschichte, wie man eine Lokomotive fährt, wie man Geburtsasphyxie behandelt und wie Zapfsäulen
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