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Revelations

Revelations

Titel: Revelations Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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Zivilisation verschwanden auch die organisierten Feuerwehren. Unscheinbare Brandherde entwickelten sich innerhalb von Tagen zu unaufhaltsamen Feuerwalzen, die Menschen, Tiere und ganze Städte verschlangen. Black Forrest war ein Massengrab der vorzeitlichen, selbsternannten Hochkultur. Ein Symbol für den unbeschreiblichen Verlust von Leben, der sich binnen weniger Jahre überall auf der Welt ereignet hatte.
    Bei ihrem letzten Besuch zwang Angel die Eile den unheimlichen Forst bei Nacht zu durchqueren, aber das wollte sie den eingeschüchtert aus den Fenstern blickenden Geschwistern ersparen. Außerdem benötigten sie alle drei eine Rast, weshalb Angel sie zu einer alten Blockhütte am Rande des Waldes führte, die von den Rangern als versteckter Rastplatz vor dem Niemandsland errichtet worden war. Die verkohlten Balken der Außenverkleidung stellten eine perfekte Tarnung zur verbrannten Umgebung dar und mit Hilfe einer mattschwarzen Kunststoffplane wurde auch der treue Humvee nahezu unsichtbar.
    Im Inneren erwarteten sie harte Holzpritschen ohne jeglichen Komfort, die aber kombiniert mit den dazugehörigen Stoffdecken einen angenehmen Unterschied zum unbequemen Steppenboden darstellten. Bei näherer Betrachtung im Taschenlampenlicht fiel jedoch die allgemeine Unordnung der Hütte auf.
    »Jemand hat in meinem Bettchen geschlafen!«, kommentierte Cassidy das offensichtliche Durcheinander.
    »Jemand hat aus meinem Becherchen getrunken!«, stimmte Caiden mit ein, woraufhin die Geschwister gemeinsam lachen mussten.
    Angel fand die Aussicht auf unangemeldeten Besuch alles andere als amüsant und zückte ihre Pistole.
    »Ihr bleibt hier!«, befahl sie mürrisch, verließ das Haus und schlug hinter sich die Tür zu, als wolle sie von weiteren Kommentaren der beiden verschont bleiben. Caiden und Cassidy verging das Gelächter jedoch augenblicklich, als sie den Zettel sahen, der mit einem rostigen Messer an die Innenseite der Tür genagelt worden war. Er zeigte eine symbolisch aufgemalte Sonne, die die Herrschaft über die Erde verlangte. Eine Vielzahl unwürdiger Strichmännchen lag tot auf dem Boden verteilt. Dazwischen kniete eine kleine Gruppe Männer, um deren Köpfe sich eine Schlange gelegt hatte und die zu dem brennenden Stern am Himmel beteten.
    »Snakes«, kommentierte Angel knapp die Skizze, nachdem sie von den Geschwistern zurückgerufen worden war, und schleuderte das Papier zusammengeknüllt aus dem Fenster. »Diese Spinner haben mir gerade noch gefehlt.«
    Unwillkürlich griff Cassidy nach der längst verheilten Schussverletzung an ihrem Hals, die sie im Gefecht mit den Schlangenanbetern in Temple Town erlitten hatte.
    »Die waren aber nicht erst gestern hier«, versuchte Caiden sie zu beruhigen. »Bei dem ganzen Staub auf den Tischen und Bänken muss das einige Wochen her sein.«
    »Black Forrest ist eine einzige Dreckschleuder«, erwiderte Angel kopfschüttelnd, jedoch nicht, ohne eine gewisse Anerkennung für seine Beobachtungsgabe in ihrer Stimme mitschwingen zu lassen. »Jeder noch so kleine Windhauch verteilt den Ascheteppich kilometerweit.«
    Nachdem sie die kalte Feuerstelle und den Grillrost untersucht hatte, fügte sie aber erleichtert hinzu, dass die religiösen Fanatiker schon vor einigen Tagen weitergezogen sein mussten. Wahrscheinlich waren sie genau wie die Ranger auf der Flucht vor den Sicarii.   Ein großes Feuer blieb aufgrund des weithin sichtbaren Lichts dennoch außer Frage. Angel erlaubte lediglich ein paar Kerzen zu entzünden, mit denen sie sich etwas Tee und drei Tassen von Marthas berühmter Hühnerbrühe aufwärmten.
    Die Nacht verlief ruhig. Der tote Wald war bekannt für seine lähmende Stille, die einem die Luft abzuschnüren schien. Jedes noch so leise Knistern verwandelte sich schnell in eine feindliche Armee oder ein blutrünstiges Monster direkt vor der Tür. Dazu gesellten sich die ganz persönlichen Erinnerungen, die in der Dunkelheit die Kontrolle über das Unterbewusstsein an sich rissen.
    Angel erwachte mehrfach beim Anblick des explodierenden Wüstenschlachtschiffs und Caiden wurde abermals von Faiths Mord an Victor verfolgt. Cassidy plagte das Trauma ihrer Entführung durch die Sicarii. Nicht mal während der Gangüberfälle auf ihr Dorf hatte sie sich derart schutzlos und verletzlich gefühlt. Caiden war immer für sie da gewesen. In Brackwood war sie allein unter Fremden, die zwei Tage lang nichts anderes zu tun hatten, als sich die schlimmsten Zukunftsszenarien

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