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Revelations

Revelations

Titel: Revelations Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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den Schusswechsel im Herrenhaus zu orten vermochte und die Lichtblitze der Feuerstöße durch die zerbrochenen Fenster erblickte.
    Ohne lange nachzudenken, lehnte er sich gegen den Sandsturm auf, um seinen neuen Kameraden zu Hilfe zu eilen. Die Vultures hatten das Lagerfeuer gelöscht und seinen Augen fiel es schwer, in der Dunkelheit Freund von Feind zu unterscheiden. Erst das wilde Kampfgeschrei und ziellose Feuern ließ eine eindeutige Identifizierung zu. Die unbekannten Angreifer kämpften im Gegensatz zu den Vultures diszipliniert und vor allem leise. Lediglich Caidens anfängliche Abwesenheit wurde ihnen zum Verhängnis, da sie die zurückgebliebenen Vultures in das Dachgeschoss verfolgten und sie ihm somit den Rücken zukehrten. Mit ein paar gezielten Schüssen aus seiner Pistole streckte er die Sicarii auf kurze Distanz nieder, doch einer der Angreifer schleuderte zuvor noch eine Handgranate die Treppe hinauf, deren Explosion die Nacht kurzzeitig hell erleuchtete.
    Sofort wollte Caiden nach seinen Kameraden sehen, da spürte er den kalten Lauf eines Gewehrs auf seinem Genick. Er hatte einen der Sicarii übersehen, der sich in einer dunklen Ecke versteckt hielt. So schnell hatte der frischgebackene Vulture nicht mit seinem Ableben gerechnet und suchte fieberhaft nach einem Ausweg, doch Faith kam ihm zuvor. Ein kurzes, schmerzhaftes Stöhnen und das Geräusch einer rasiermesserscharfen Klinge, die durch blutiges Fleisch getrieben wurde, schon sackte der Mann leblos zu Boden.
    »Wo zum Teufel warst du?«, fragte Caiden und wunderte sich selbst über den barschen Ton gegenüber der berüchtigten Killerin. Sie antwortete ihm nicht sondern stieg die Treppe hinauf, um nach ihren Kameraden zu sehen.
    Einer der drei Vultures war bereits im Erdgeschoss getötet worden, einen anderen hatte der Sprengsatz augenscheinlich sofort umgebracht. Der einzige Überlebende wies ebenfalls schwerste Verletzungen auf. Unzählige Metallsplitter hatten seinen blutgetränkten Körper durchbohrt und er wand sich vor Schmerz stöhnend auf dem Dachboden. Faith blickte ihren erschütterten Rekruten einen Augenblick lang an. Dann zog sie ohne zu fragen die Pistole aus seiner Hose und versetzte dem Vulture einen Gnadenschuss in den Kopf, ehe sie Caiden die Waffe mit einem selbstverständlichen Gesichtsausdruck zurückgab.
    Er erinnerte sich noch lebhaft an die Fassungslosigkeit, mit der er Faith hinterhersah, die scheinbar völlig unbeeindruckt die Treppe hinunterstieg und die Angreifer durchsuchte. Da die meisten Vultures mit geradezu hinterwäldlerischer Ausrüstung ausgestattet waren, freute sie sich über die reichen Gaben der Sicarii. Caiden wies sie sein schwarzes, russisches Sturmgewehr zu, dem letzten Nachfolgemodell der berühmten Kalaschnikow, dessen Präzision und Feuerkraft er schon bald sehr zu schätzen lernte.
    Faith hatte nie den Anschein erweckt, etwas mit dem Überfall zu tun gehabt zu haben. Eine knappe Erklärung an Dog mit der Aussage, dass, wer auch immer die Vultures angreifen würde, seinen Weg gen Süden fortsetzte, war alles, was sie zu dem Vorfall zu sagen hatte. Durch ihren Mord an Victor rückten die Ereignisse jedoch in ein gänzlich anderes Licht.
    Caiden hatte sich erneut für die Nachtwache einteilen lassen und stahl sich auf den Spuren von Faith davon, als er überzeugt war, dass Angel und Cassidy schliefen. Die im Sandsturm gegen die Lagerhalle schlagende Holztür war sein erstes Ziel. Sein Gedächtnis hatte ihn nicht im Stich gelassen. Noch immer lag das schwere Kantholz neben dem Eingang, das sich keinesfalls von selbst gelöst haben konnte.
    Im Inneren der Scheune stapelten sich alte Strohballen, in denen wahrscheinlich unendliche Kolonien von Krabbeltieren ein zu Hause gefunden hatten, weswegen Caiden sie vorerst ignorierte. Stattdessen leuchtete er mit seiner Taschenlampe auf der Suche nach Auffälligkeiten an den Wänden entlang. Zwischen einer Vielzahl von verrotteten Overalls, wie sie bei Farmarbeitern üblich gewesen waren, entdeckte er eine kleine schwarze Ledertasche. Zwar war das hochwertig wirkende Etui verstaubt wie alles andere in der Scheune, wirkte jedoch völlig deplatziert. Vorsichtig öffnete Caiden die im Taschenlampenlicht glänzende Silberschnalle und zog einen zusammengefalteten Briefumschlag heraus, der mit einem Wachssiegel verschlossen worden war. Das Siegel zeigte den Kopf einer Frau mit verbundenen Augen. Aus irgendeinem Grund kam ihm dieses Symbol bekannt vor, doch er konnte es

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