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Revelations

Revelations

Titel: Revelations Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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der Stelle angelangt waren, bei der es um Coles Bezahlung seiner Schulden ging, hörten sie Angel plötzlich leise lachen.
    »Das ist doch nie passiert!«, rief Caiden empört vom Dach herein.
    »Hier lebt in Wahrheit niemand, oder?«, fragte Cassidy zögerlich.
    »Nein!«, erwiderte Angel und wischte sich beim Anblick ihrer schockierten Schülerin eine Träne aus dem Auge.
    Cassidy verzog mürrisch das Gesicht und setzte sich trotzig auf die Rückbank, ohne noch ein weiteres Mal aus dem Heckfenster zu sehen. Auch Caiden sicherte das Dachgeschütz und lehnte sich betont entspannt zurück. Keiner von beiden wollte sich noch länger von Angels Geistergeschichten einschüchtern lassen. Und trotzdem genügte schon ein kurzer Tritt auf die Bremse oder ein argwöhnisches Stirnrunzeln, um die Geschwister in der unheimlichen Gegend wieder in höchste Alarmbereitschaft zu versetzen.
    Eine Stunde vor Einbruch der Abenddämmerung tauchte endlich der langersehnte Waldrand am Horizont auf. Erleichtert tauschte Angel mit Cassidy die Plätze und konzentrierte sich auf die Suche nach einem geeigneten Rastplatz. Da sie sich nun in ehemaligem Vulturegebiet befanden, beteiligte sich Caiden am Studieren der Karten. Sein erster Einsatz fand in dieser Gegend statt und er erinnerte sich an eine verlassene Farm, die Faith und ihm Schutz vor den überraschend angreifenden Sicarii geboten hatte.
    Als die Sonne sich langsam dem Horizont näherte und sich die Temperatur auf ein erträgliches Maß reduzierte, erreichten sie die Überreste des alten Gutshofs. Angel gefiel das verrottete Herrenhaus, da es sich hervorragend vom Dachboden aus verteidigen lassen würde. Bei näherer Betrachtung offenbarten sich unzählige Einschusslöcher, kürzlich zerstörte Möbel und frisch zerbrochene Fensterscheiben. Caiden erklärte ihnen, dass Faith und er an diesem Ort zum ersten Mal auf die Sicarii getroffen waren. Im Glauben daran, dass lediglich eine der Scavengergruppen aus den Großstädten den Aufstand probte, verbrachten sie hier die Nacht, um am nächsten Tag in den nördlichen Vulturelagern nach dem Rechten zu sehen. Ursprünglich sollten Faith nur drei erfahrene Männer begleiten, aber Dog hielt es für klug, ihr den Neuen mitzugeben, auf dass er von ihr lernen würde. Außerdem schien sie während seines schmerzhaften Sklavenaufstands sehr von ihm angetan gewesen zu sein. Umsomehr wunderte es den Hünen, dass sie auf einmal vehement gegen diese sogenannte Zusatzbelastung protestierte. Dogs Entscheidung stand jedoch fest und dementsprechend frustriert nahm sie den neuen Rekruten mit in die Wüste.
    Den ganzen Tag lang hatten sie nicht ein Wort gesprochen und Caiden begann allmählich, die Schuld für ihren unvorhersehbaren Sinneswandel bei sich selbst zu suchen. Als bei Einbruch der Nacht auch noch ein Sandsturm über der Steppe aufzog, schlugen sie ihr Lager im Schutz des Dachbodens auf. Die   erbarmungslose Naturgewalt beschränkte die Sicht außerhalb des Herrenhauses auf wenige Meter. Wie aus heiterem Himmel befahl Faith plötzlich, dass Caiden mit seinen neuen Kameraden den Schlafplatz bewachen sollte, während sie einem Geräusch aus der Umgebung nachgehen wollte. Cassidys Bruder vermochte sich beim besten Willen nicht vorzustellen, wie sie innerhalb des heulenden Sturms etwas anderes als den Wind hören konnte. Da sein verletztes Auge und der dicke Verband um den Kopf aber noch immer seine Sinne trübten und er, genau wie die übrigen Vultures, ohnehin kein Mitspracherecht hatte, blieb er folgsam nickend zurück.
    Mit jeder verstreichenden Minute wurde er unruhiger, doch ohne Uhr ließ sich die Zeit nur schwer einschätzen. Nach einer gefühlten halben Stunde hielt Caiden es nicht mehr aus und wollte sie suchen gehen, obwohl ihm die anderen Männer mit deutlichen Worten davon abrieten.
    Im tosenden Sandsturm konnte er kaum etwas erkennen und schlich sich vorsichtig an der staubigen Außenmauer des Haupthauses zum Buggy, wo er Faith am ehesten vermutete. Der Motor war kalt und Faith nirgends zu sehen. Nach ihr zu rufen war inmitten des Sturms ebenfalls zwecklos. Als er schon beinahe erfolglos den Rückweg angetreten hätte, hörte er die nahe Scheunentür im Wind gegen den Türrahmen schlagen. Caiden war sich sicher, dass der Eingang bei ihrer Ankunft mit einem schweren Balken versperrt gewesen war, doch bevor er seiner Vermutung nachgehen konnte, zischten plötzlich Kugeln an ihm vorbei. Seine getrübten Sinne brauchten einen Moment, ehe er

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