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Revelations

Revelations

Titel: Revelations Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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Weigerung, Gehstöcke benutzt zu haben. Genau wie Dog war er verglichen mit den anderen völlig erschöpft.
    Als die Sonne hinter dem Horizont verschwunden war und die Nacht das Tal mit ihrem schwarzen Schleier bedeckte, wünschte sich Cassidy den Schutz der dunklen Autobahntunnel zurück. Nachtaktive Jäger, die seit Generationen keinen Menschen mehr zu Gesicht bekommen hatten, schlichen neugierig um das Lager herum. Es waren Bergpumas, deren Augen das Lagerfeuerlicht reflektierten und sie unheimlich funkeln ließen. Und das nicht nur am Boden, sondern auch in den Ästen der umliegenden Bäume oder auf den Anhöhen der Felswände. Angel versuchte, ihre Schülerin zu beruhigen, und erklärte ihr, dass die Wildkatzen keine Rudeltiere seien und Menschen nicht in ihr Beuteschema passen würden; viel half das aber nicht. Sie konnte Dog gerade noch davon abhalten, ein paar Warnschüsse auf die herumstreunenden Raubkatzen abzugeben, was man im ganzen Tal gehört hätte. Das Feuer allein ging schon wider ihre Natur, war jedoch aufgrund der kalten Gebirgsnächte bitter nötig. Der Lichtschein wurde durch die dichte Vegetation zumindest etwas eingedämmt. Am Ende befahl sie eine vierköpfige Nachtwache, die nach vier Stunden von den anderen abgelöst werden sollte. Nur Sharon durfte durchschlafen.
    Sie schwitzte als läge sie unter der heißen Wüstensonne und zitterte manchmal minutenlang, ohne dabei die Augen zu öffnen. Mit Schwangerschaften hatte niemand Erfahrungen und im Crashkurs der Ranger war darauf ebenfalls kein Wert gelegt worden. Außerdem stand noch nicht mal genau fest, dass sie wirklich nur schwanger war. Cole baute während der Nacht mit Butchs Hilfe eine Trage, da Sharon am nächsten Tag kaum mehr laufen können würde. Angel überließ ihnen dafür bereitwillig den Hightech-Kampfstab, wodurch sie nur noch einen stabilen Ast in der Dunkelheit finden mussten.
    Angel bereute bereits, nicht auf ihren Verstand gehört zu haben, der sie davor gewarnt hatte, Sharon mitzunehmen. Es war ihre erste vollkommen eigenständige Entscheidung gewesen, für die sie niemanden außer sich selbst verantwortlich machen konnte, aber einen Weg zurück gab es nicht mehr. Insgeheim hoffte sie, dass Jade sie nicht nur benutzte, sondern dass am Ende der Reise tatsächlich Hilfe auf sie wartete. Sie hoffte es - um Jades Willen.
     
    ***
     
Am sechsten Tag führte Kim die erschöpfte Gruppe weiter auf dem verwilderten Wanderweg in Richtung Norden. Seit dem Aufbruch hatten sie weder ihre Kleider noch sich selbst waschen können. Die Nahrungsvorräte gingen ebenso wie das Wasser zur Neige. Die Männer wechselten sich regelmäßig beim Tragen von Sharon ab, die inzwischen wieder bei Bewusstsein aber kaum ansprechbar war. Sie hatte keine Schmerzen, sondern wirkte einfach nur völlig kraftlos. Aufgrund ihres bedenklichen Zustands gab sie mittlerweile zu, dass sie und Jason schon vor ihrem Aufbruch zur unterirdischen Militärbasis miteinander geschlafen hätten, und eine Schwangerschaft zumindest im Bereich des möglichen läge. Als Cole das hörte, vermutete er bereits einen weiteren Konkurrenten, bis Angel ihm von Jasons grausamem Schicksal erzählte.
    Zur Mittagszeit erreichte die Gruppe das erste Etappenziel des Tages. Eine verrostete Bahnstrecke, die sie laut dem Reiseführer direkt zu einem Eisenbahntunnel führen sollte, der dann fast schnurgeradeaus in Richtung Norden verlief. Zwar konnten sie so kaum noch vom Wege abkommen, stolperten stattdessen aber gefährlich auf dem staubigen Schotterbett entlang.
    Bei Einbruch der Nacht hatten sie es geschafft und zwängten sich an einem Passagierzug vorbei, der zur Hälfte außerhalb des Tunnels stand. Wahrscheinlich war die Stromversorgung während der Fahrt zusammengebrochen. Bei näherer Begutachtung vermochte das Team keine Anzeichen eines Überfalls zu erkennen. Die Passagierabteile waren verlassen, der Zug und die Lokomotive unbeschädigt. Es gab auch einen Speisewaggon, in dem noch immer mumifizierte Reste auf den Tellern lagen. Nach so langer Zeit schien es völlig hoffnungslos, in diesem Chaos etwas Genießbares zu finden, doch nach gründlichem Durchwühlen der Schränke kamen ein paar eingeschweißte Fertigsoßen und Teebeutel zum Vorschein. Satt wurde davon niemand, aber der Geschmack war eine willkommene Abwechslung.
    Die Nacht verbrachte die Gruppe im geradezu luxuriösen Schlafwagen, dessen Bettzeug sie allerdings aus Sicherheitsgründen entsorgten. Nach zwei Jahrzehnten

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