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Revelations

Revelations

Titel: Revelations Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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übertriebenen Behutsamkeit selber lachen musste.
    Die Gäste, die sie kurz nach dem Betreten der Schänke noch argwöhnisch als Fremde begutachtet hatten, waren in der Tat zu ihren eigenen Gesprächen zurückgekehrt. Eine Gruppe von Pokerspielern blinzelte einander misstrauisch zu. Kleine Häufchen von Münzen wiesen darauf hin, dass es sich bei ihrem Spielchen nicht nur um das reine Vergnügen drehte. Die größte Anzahl lag dabei ausgerechnet vor einer Frau in brauner Ledermontur, die zudem eine schwarze Pistole an ihrem Gürtel trug. An der Wand hinter ihr lehnte zusätzlich eine Schrotflinte, so dass sie unmöglich zu den Bürgern von Arnac zählen konnte, denen ja keine Langwaffen erlaubt waren.
    An einem anderen Tisch stritten sich zwei Kerle über den Preis für ein Ersatzteil eines Autos, das der potentielle Käufer mit Argusaugen untersuchte. Als er von der Qualität überzeugt war, schob er seinem Partner ein paar Münzen zu und rief anschließend nach je einem Krug Bier für ihn und sich selbst, um das abgeschlossene Geschäft zu begießen.
    Ein halbwegs anständig gekleideter Mann schien vor dem Aufgang zur zweiten Etage mit einer halbnackten Frau zu verhandeln. Zunächst hörte sie ihm vergleichsweise aufmerksam zu, rollte wenig später mit den Augen und riss ihm am Ende sein komplettes Geldsäckchen mit einem gehauchten Kuss auf die Wange aus der Hand. Als sie im Anschluss daran vor seiner Nase die Treppe hinaufstieg und ihm dabei ihren Hintern vors Gesicht hielt, stolperte er dem obszönen Minirock willenlos nach.
    Dann endlich kehrte die Bedienung mit den drei Krügen zurück, von denen keiner dem anderen glich. Einer war sogar größer als einen halben Liter, dafür aber nur zu zwei Dritteln gefüllt.
    »Das macht sechs Sicar.«
    Nun begann das große Suchen in dem kleinen Lederbeutel. Dog bemerkte schnippisch, dass Angel ja auch nicht vorher hätte wissen können, dass man nach einer Bestellung die Rechnung begleichen müsse; was ironischerweise den Tatsachen entsprach. Als Bettys Ungeduld unübersehbar und die Rufe der wartenden Gäste unüberhörbar wurden, drückte ihr Angel wahllos sechs Münzen in die Hand und hoffte, dass ein Sicar die kleinste Einheit war.
    »Danke!«, sagte die verschwitzte Frau überrascht und machte sogar einen Knicks. »Euer Essen kommt sofort!«
    »Was hast du der denn gegeben?«, fragte Dog verwirrt. Angel untersuchte die Kupferstücke genauer und stellte fest, dass sie mehr als das doppelte bezahlt hatte.
    »Du konntest noch nie vernünftig handeln!«, witzelte der Hüne und verschluckte sich kurz darauf aufgrund eines schmerzhaften Tritts an sein Knie. Zwar hatten die Vultures kein Geld gekannt und nur äußerst selten Tauschgeschäfte mit anderen Gangs abgeschlossen, dafür verhandelten sie hin und wieder um zeitweilige Allianzen oder Gebietsansprüche. Angel war dabei nie mit besonderem Fingerspitzengefühl aufgefallen, sondern hatte häufig neue Kriege angezettelt, wenn sie alte beenden sollte.
    »Willst du mir nicht langsam erzählen, was dich an der Schlucht so überrascht hat?«, fragte Dog, während er sein Bier herunterschüttete und auf das Essen wartete. Cassidy versuchte sich ebenfalls an dem bitteren Gebräu, schüttelte sich jedoch schon nach dem ersten Schluck und entschied, dass es auf ewig ihr letzter bleiben würde. Sie holte stattdessen ihre Feldflasche hervor, die Jiao mit süßer Cola gefüllt hatte.
    Angel rutschte auf ihrem Sitz hin und her, blickte zu den anderen Tischen und wollte offenbar sichergehen, dass sie niemand belauschte.
    »Das war Shawn Summers«, hauchte sie. »Scharfschütze bei Ranger-Team Vier.«
    »Das war einer von euch?«, platzte es aus Dog heraus, so dass Angel ihm auf den Fuß stampfen musste, um ihn zur Ruhe zu bringen.
    »Sshhh!«, zischte sie. »Team Vier gilt seit fast drei Monaten als vermisst. Seit die Sicarii Sienna zerstört haben. Frank und ich sind davon ausgegangen, dass Shawn zusammen mit seinem Team getötet wurde.«
    »Wieso arbeitet der plötzlich für die?«, raunte Dog und rieb sich über den schmerzenden Fußrücken.
    Angel zuckte mit den Schultern.
    »Shawn war nie das, was Frank einen Patrioten nennen würde. Er hat für den Kampf gelebt und sich nicht um die Enklaven gekümmert«, überlegte sie und blickte Dog blinzelnd an. »Ihr zwei hättet euch gut verstanden.«
    »Sollten die Ranger nicht auch als Botschafter für die Allianz dienen?«, fragte Cassidy, die sich an ihre kurze Ausbildung erinnerte.

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