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Revelations

Revelations

Titel: Revelations Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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»Wieso hat General Monroe ihn behalten?«
    »Weil er verdammt gut war!«, erklärte Angel. Nach einer Pause fügte sie mit unterschwelligem Stolz hinzu, »Schließlich hab ich ihn selbst ausgebildet.«
      »Und zum Dank geht der einfach auf dich los!?«, raunte Dog.
    »Er hat doch gar nicht auf mich geschossen«, erwiderte sie kopfschüttelnd. »Sein Auftrag war Sharon. Nur einer von uns konnte sie auf so große Distanz bei Nacht wiedererkennen. Jade muss ihn irgendwie dazu gebracht haben.«
    »Warum hast du uns das nicht schon an der Schlucht gesagt?«, fragte Cassidy.
    »Weil sie dieser verwöhnten Göre mit ihren Hightech-Spielzeugen nicht über den Weg traut!«, antwortete ihr Dog und schnitt Angel damit das Wort ab.
    »Jiao scheint Verbindungen zu allen Seiten zu haben«, pflichtete sie ihm widerwillig bei. »Zu ihrem Vater und dieser Ärztin Karen, die sich mit Yuen nicht versteht. Außerdem kennt sie Jade weitaus besser als jeder von uns, schweigt sich aber darüber aus, was zwischen ihnen vorgefallen ist. Dann hat sie auf einmal Quellen mitten im Sicariigebiet wie Charles, der ihr bereitwillig seinen Wagen überlässt, oder ihren Kontaktmann, den sie natürlich allein treffen muss.« Angel schüttelte ernst den Kopf. Sie verstand, wie sehr Cassidy die impulsive Rebellin mit ihrer Zauberwelt, in der das Wasser aus der Wand kam und in sprudelnden Zuckersirup verwandelt wurde, als Freundin gewinnen wollte. »Ehe wir nicht wissen, auf wessen Seite sie wirklich steht, sollten wir vorsichtig damit sein, was wir ihr erzählen.«
    In diesem Moment mussten sie das Gespräch abbrechen, da Betty sich mit drei dampfenden Keramikschüsseln durch die hungrigen Gäste kämpfte, ohne auf deren Rufe zu reagieren. Stattdessen bewirtete sie Angel und ihre Kameraden mit geradezu liebevoller Hingabe. Niemand sonst bekam saubere Tischservietten oder blitzblank poliertes Silberbesteck. Sogar einen Korb mit frischen Brotscheiben stellte sie dazu und wünschte den großzügigen Besuchern freundlich lächelnd einen guten Appetit. Die Vorzugsbehandlung blieb freilich nicht unbemerkt. Bis auf die komatösen Alkoholiker drehten sich nun alle Köpfe zu den unbekannten Neuankömmlingen um.
    »Nicht auffallen, hm?«, kommentierte Dog schadenfroh das Ergebnis von Angels völlig aus dem Ruder gelaufener Aufklärungsmission. Angel vergrub ihr Gesicht inzwischen hinter einem Bierkrug; natürlich ohne daraus zu trinken.
    »Vielleicht wird sie uns ja nun ein paar Fragen beantworten?«, schlug Cassidy vor. Die Kellnerin bewirtete mittlerweile wieder die anderen Gäste, behielt ihre Vorzugskunden dabei aber ständig im Auge, falls die spendable Gruppe noch einen weiteren Wunsch haben sollte. Als Angel ihr zuwinkte, kam sie sofort herbeigeeilt.
    »Wir würden gern etwas mehr über die Gegend erfahren«, begann sie, woraufhin die Frau misstrauisch das Gesicht verzog. »Wir überlegen, vielleicht hierherzuziehen.«
    »Pah!«, antwortete Betty augenrollend. »Wer will schon freiwillig in diesem Dreckloch wohnen!«
    Angel fürchtete bereits, dass sie ihren ungeschickten Bluff durchschauen und zu ihrer Arbeit zurückkehren würde, doch stattdessen setzte sie sich ungefragt an den Tisch und begann theatralisch über Arnac herzuziehen.
    »Hier gibt's nicht als Bauern und Säufer! Seit der Krieg im Süden begonnen hat, haben wir nichts als Ärger! Erst besetzen die Legionäre unsere Stadt und verlangen unbezahlte Dienste, dann nehmen sie uns die Kinder weg und vor einem halben Jahr hauen sie plötzlich ab und schicken uns so viele Gefangene, dass die Arbeitslager überlaufen. Nun ist eins davon geplatzt, weshalb sich die Mistkerle wie eine Seuche ausbreiten und unsere Höfe überfallen, so dass wir fast verhungern. Und wo sind die glorreichen Legionen jetzt?«
    Die fette Frau sah keineswegs aus, als nage sie am Hungertuch. Trotzdem täuschte Angel ein verständnisvolles Nicken vor.
    »Was haben die Soldaten denn mit euren Kindern gemacht?«, wollte Cassidy mit einem leicht erschrockenen Unterton wissen. Sie erinnerte sich an die Geschichten über die Snakes, die Kinder entführten, um sie als ihre eigenen großzuziehen, nachdem sie alle Erwachsenen ermordet hatten. Betty kniff die Augen zusammen und schien zu überlegen, ob sich das junge Ding über sie lustig machte oder ihr eine Fangfrage stellte.
    »Mein Sohn Nico ist natürlich da, wo alle unsere Kinder sind. In Alexandria!«, sagte sie mit Bedacht. »Der Lümmel sollte mir hier eigentlich zur Hand

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