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Revelations

Revelations

Titel: Revelations Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
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gegeben?«
    »Warum hat sie mich nicht umgebracht? Warum hat sie mich zu euch geschickt? Warum hat sie Sharon beinahe erschießen lassen?«, antwortete Angel und riss dabei die Arme hoch. »Wenn ich sie finde, werde ich sie fragen. Verlass dich drauf!«
    Jiao seufzte resigniert, da sich bereits eine Gruppe von Bettlern und Straßenhändlern um den Wagen gebildet hatte. Sie holte ihr kleines Geldsäckchen hervor, reichte es Angel und zeigte auf das mehrstöckige Gebäude mit der Markise.
    »Da drin bekommt ihr etwas zu essen. Eine normale Mahlzeit kostet fünf Sicar pro Person, also lasst euch nicht über den Tisch ziehen. Es gibt auch Fleisch auf dem Marktplatz, aber das würde ich euch nicht empfehlen.«
    »Und wo gehst du hin?«, fragte Cassidy erstaunt.
    »Ich treffe mich mit unserem Kontakt in der Stadt. Es hat Gründe, warum ich allein kommen soll. Wenn er uns zusammen sieht, verschwindet er spurlos«, erklärte sie und nickte wiederholt auf das Gebäude zu. »Amüsiert euch, aber versucht um Himmels willen nicht noch mehr aufzufallen!«
    Die drei wirkten zunächst etwas hilflos, nachdem Jiao davongefahren war. Sie standen nun inmitten ihrer Feinde, die völlig ahnungslos an ihnen vorbeiliefen, sich über alltägliche Dinge wie die Ernte oder die mit jedem Jahr schwieriger werdende Wasserversorgung unterhielten. Die schweren Waffen hatten sie im Pick-up zurückgelassen und mit ihrer verschmutzten Kleidung fielen sie niemandem auf.
    Sprachlos beobachteten sie die Einwohner wie Touristen aus einem fernen Land. Viele der Menschen trugen Basecaps, Cowboyhüte oder Kopftücher gegen die Sonneneinstrahlung. Generell schien es keine Grenzen oder Modestile in der Garderobe zu geben. Angel scherzte, dass hier nicht einmal Kim auffallen würde, vorausgesetzt, dass sie sich vor dem Betreten der Stadt kurz im Sand gewälzt hätte. Nur die Legionäre konnte man leicht an ihren Militäruniformen erkennen, die ebenfalls von einem halben Dutzend verschiedener Armeen stammen mussten. Einige waren olivfarben, andere mit hellen Brauntönen der Wüste angepasst. Wie schon in Brackwood trugen alle Soldaten identische, scharlachrote Baretts mit silbernen Emblemen in Form des imperialen Adlers. Zwischen all den Menschen gab es jedoch keine Kinder. Die jüngsten Einwohner waren Babys, die von ihren Müttern auf dem Rücken getragen wurden, gefolgt von Teenagern in Cassidys Alter.
    Lumpensammler standen an beinahe jeder Straßenecke und boten ihre Kleider an. Es war ein krisensicherer Beruf. Wenn sie ihre Beute nicht gerade verkauften, folgten sie der Armee, freischaffenden Söldnern oder einfach dem Leichengeruch in den Städten und zogen den Toten ihre Sachen aus. Erfahrene Sammler, die etwas auf sich hielten, wuschen sie vor dem Verkauf sogar. Eine ordnungsgemäße Reinigung war die Grundvoraussetzung für den Handel mit den Freien Enklaven gewesen.
    Auf der Straße fuhr ein Eselgespann, dessen zweiköpfige Besatzung an jeder Ecke Müllcontainer auf dem Anhänger entleerte. Ein paar kräftige Männer wuchteten Kohlesäcke von einem Ochsenwagen und trugen sie in die umliegenden Häuser hinein. Von einigen Ständen duftete es verführerisch nach frisch gegrillten Fleischspießen, aufgehängtem Trockenfisch und Schüsseln voller Dörrobst.
    Unter einem Sonnenschirm mit vier Standbeinen hatte eine Gruppe grimmig blinzelnder Händler ein beeindruckendes Waffenarsenal ausgebreitet. Die einfachen Bürger durften die Gewehre und Pistolen jedoch scheinbar nur begutachten und nicht kaufen. Im Vorbeigehen erfuhr Angel, dass sie aufgrund des Kriegsrechts lediglich Kopfgeldjäger und Söldner aus anderen Provinzen versorgten. Dog nahm die passende Munition für sein Maschinengewehr unter die Lupe, aber bevor er nach dem Preis fragen konnte, zerrte Angel ihn davon. Ihr Amulett hätte vermutlich als Genehmigung genügt, doch sie wollte ihr Glück nicht unnötig auf die Probe stellen.
    Plötzlich rief ein Fleischhändler hinter Angel nach den Wachen, woraufhin sie reflexartig ihre Pistole zog und neben einem Fass voller Jagdflinten in Deckung ging. Dog war ebenso überzeugt, dass sie aufgeflogen seien, und bereitete sich darauf vor, die herbeieilenden Legionäre zu Boden zu schicken. Da hetzte auf einmal ein junger Mann mit einem Grillspieß im Mund an ihnen vorbei, den er offensichtlich von dem Markthändler gestohlen hatte. Angel konnte in Cassidys Augen sehen, wie sie der ausgemergelten Gestalt helfen wollte, und Dog würde ohnehin jede Chance

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