Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Revelations

Revelations

Titel: Revelations Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Fischer
Vom Netzwerk:
Stadtmauer, Herrin«, erwiderte der Soldat reflexartig. Dann erinnerte er sich an das vorherige Feuergefecht, bei dem er Angel unterbrochen hatte, und hob reumütig den Kopf. »Und zur alten Kanalisation!«
    »Verdammt!«, fluchte sie und hätte dem Sicarii am liebsten mit der Pistole den Schädel eingeschlagen. Der Mann senkte sofort demütig sein Haupt und rechnete offenbar mit genau dieser Bestrafung. Für einen Moment fühlte sich Angel in ihre Vergangenheit bei den Vultures zurückversetzt. Auf einmal wurde ihr bewusst, wie sehr sie diese Art des Gehorsams und der Unterwürfigkeit bei den Rangern vermisst hatte. Sie musste weder Befehle erklären noch Handlungen rechtfertigen. Sie konnte den Sicarii vermutlich auf der Stelle exekutieren und keiner seiner Kameraden würde sich einmischen.
    Ein euphorisches Kribbeln erfasste sie, als plötzlich eine gewaltige Explosion vom anderen Ende der Stadt die Nacht erschütterte. Die Soldaten im Hintergrund erwachten aus ihrer Trance und einige wagten sogar, sich aufzurichten und nach der Herkunft zu suchen.
    »Was war das?«, fuhr Angel sie an und deutete auf die in den Himmel schießenden Flammen. »Was liegt da hinten?«
    »Hauptsächlich Wohnhäuser. Das Händlerviertel«, erwiderte der Anführer gehorsam. Es überraschte ihn nicht im geringsten, dass die vermeintliche Bacchae keine genaue Ortskenntnis besaß. Er freute sich regelrecht, ihr zumindest in dieser Sache behilflich sein zu können. Vielleicht würde sie zum Dank sein Leben verschonen.
    »Wir stehen euch zur Verfügung, Herrin!«, fügte er demütig hinzu. Anstatt auf sein Angebot einzugehen, trat Angel dem noch immer knienden Sicarii gegen die Schulter und schmetterte ihn damit rückwärts zu Boden.
    »Ihr habt mir genug geholfen!«, giftete sie, riss seine Pistole an sich und stürmte an den anderen Soldaten vorbei. »Aus dem Weg!«
    Kaum war Angel außer Hörweite der Patrouille rief sie nach Dog, doch sie erhielt nur statisches Rauschen als Antwort. Sie glaubte nicht an Zufälle, schon gar nicht, wenn es die Sicarii betraf. Mit einem schweren Stein im Magen hetzte sie die engen Gassen entlang, durch die sie zuvor den Attentäter verfolgt hatte. Die Explosion lockte die Einwohner zurück auf die Straßen, was unweigerlich in immer häufiger werdenden Rempeleien endete. Angel hoffte inständig, nicht noch weitere Wachen anzulocken, obwohl ihr die Reaktion der Soldaten mehr gefallen hatte, als sie zuzugeben bereit war.
    Als sie einen Block vor dem zerstörten Gebäude eintraf, konnte sie das zerstörerische Ausmaß der Detonation erkennen. Das zweistöckige Haus bestand hauptsächlich aus Lehm und Holzbalken, die von der Sprengladung regelrecht pulverisiert worden waren. Angel vermochte weder Etagen noch einzelne Räume auszumachen. Lediglich das verbogene Metallbettgestell und ein paar intakte Schranktüren wiesen auf den geringen Komfort des Besitzers hin. Eine große Menschenmenge hatte sich vor den brennenden Holz- und Strohresten versammelt, die als Dämmmaterial genutzt wurden, und versuchte, das Feuer mit Decken und Schaufeln zu ersticken. Wasser war viel zu wertvoll, um es einfach auf die Flammen zu schütten; selbst bei der unmittelbaren Bedrohung der angrenzenden Lehmbauten, von denen einige arg in Mitleidenschaft gezogen worden waren.
    Angel zog sich hinter eine Hausecke zurück und wollte gerade Funkkontakt mit den anderen herstellen, da kreischten die Menschen plötzlich auf, als um das Gebäude herum Schüsse fielen.
    »Dog. Dog! Seid ihr das?«, rief Angel.
    »Nadim ... tot!«, rauschte es extrem verzerrt aus ihrem Ohrstöpsel. Sie konnte nicht einmal erkennen, ob es sich um Cassidy oder Jiaos Stimme handelte. »... Hölle los ... raus!«
    Angel spähte um die Ecke und sah, wie die Leute panisch in alle Himmelsrichtungen flüchteten. Im Flammenschein der brennenden Ruine erblickte sie eine einzelne, verhüllte Silhouette, die sich mit einer Pistole gegen Angreifer zur Wehr setzte, die von den Hausresten verborgen wurden. Es konnte nicht der Mörder von Nadim sein. Selbst mit einem Vorsprung dank der übereifrigen Sicariipatrouille war es unmöglich, dass er sich bis zum Haus des Gewürzhändlers durchgeschlagen und einen Sprengsatz gezündet hatte, ohne Angel dabei über den Weg gelaufen zu sein. Trotzdem war der flüchtende Schatten ihre beste Chance auf ein paar Antworten, zumal der Unbekannte seine Angreifer erfolgreich auszuschalten vermochte.
    »Dog, wenn du mich hörst: Schaff die beiden

Weitere Kostenlose Bücher