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Revierkönige (German Edition)

Revierkönige (German Edition)

Titel: Revierkönige (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Gerlach
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lachten. Der schlafende Volker ließ einen fahren und schnarchte weiter. Hansi schüttelte den Kopf. „Mann, jetz fuuazt der aunoch, ej!“
    „Willste den nich ma wecken?“
    „Nee, lass den ma pennen, der hat gestern duachgemacht.“
    „Muss der nich sein Auge rausnehmen?, zum Schlafen, mein ich.“
    „Hä, hä, Auge muss sein Auge rausnehmen, das iss gut, ej,“ lachte Migge und war richtig lieb.
    „Weiß ich nich“, meinte Hansi. „Wieso? Klebt dat dann fest, oder so?“
    „Bäh, hört auf, ej!“
    „Nee, aber wegen der Durchblutung, glaub ich.“
    „Hmm, stimmt eigentlich. Wenne son Glasding da drin hass ..., das iss ja ´n Fremdköapa.“
    „Quatsch!“, meinte Migge. „Der iss doch schon tausendmal eingepennt mit dem Knicker im Auge. So oft wie der besoffen iss.“
    Sie rauchten eine Weile schweigend und Olaf bemerkte die Abwesenheit von Musik. Eine Stille, die das Gespräch zwischen drei Personen übertönte. Die vierte Person schnarchte mit der Stille um die Wette. Sein alter Kumpel Volker, der ihm die ersten Akkorde auf der Bassgitarre beigebracht hatte. Sie hatten sogar mal ein Demo-Band aufgenommen, weil sie es richtig ernst meinten mit der Musik. Eine tolle Stimme hatte der, sah gut aus, hatte was auf dem Kasten, ein Vorbild damals, und jetzt nur noch ´n Häufchen Elend, zu nichts mehr zu bewegen. „Ich hab meine bewegten Zeiten gehabt“, sagte er einmal, „hat zwar nicht lange gedauert, aber ich war da, wo was los war, immer mittendrin.“ Dann wurde man eben ne arme Sau mit Glasauge, ja und? Und wenn die arme Sau ihren Moralischen kriegte, dann sang man schon mal die letzte Strophe, das Ende vom Lied. Aber zum Sprung von der Autobahnbrücke fehle ihm der Mut, meinte Volker, „da sauf ich mich lieber tot.“
    Draußen war es bewölkt und hier drinnen stank es. Was machte er eigentlich hier? Es war wie ein Zurückkehren in vergangene Zeiten, aber nun war es wie ein Betreten leerer Räume, kalter, ungemütlicher Zimmer, die man mit seinen persönlichen Wahngebilden ausstatten konnte. Hier, in Hansis Wohnung, war die Scheiße immer noch da. Die Scheiße von früher und die Scheiße von jetzt, weil man nichts anderes kannte und nichts anderes sah und nichts anderes fabrizierte als immer nur Scheiße. Sie hatten sie unter den Sohlen ihrer Stiefel, die sie das ganze Jahr nicht auszogen und schleppten sie überall mit rum. Er musste hier raus und überlegte, welchen Vorwand er erfinden könnte, damit niemand sauer wurde.
    „Hasse noch deine Freundin?“, fragte Hansi plötzlich.
    „Vera?“
    „Wie die heißt, weiß ich nich! Die aus München da oder wo die wech war.“
    Spargel nickte. „Hmm, ja.“
    „Und?“
    „Was und?“ „Kommße da klar mit?“
    Spargel grinste verschämt und nickte.
    „Wie, so richtig Liebe und so?“ Spargel zuckte mit den Schultern.
    „Och, was heißt: richtig Liebe ..., ich fahr einfach total ab auf die Frau.“
    „Musse uns ma voastelln, wennse kommt, wa Migge? Der alte Spargel muss uns doch ma seine Braut voastelln!“
    „Jau, find ich auch.“
    Hier war nicht der Ort, um über Vera zu sprechen. Er merkte, wie sein Herz einen Satz machte und schneller schlug. Vera. Ein Name. Ein Gesicht, eine Stimme, ein schöner Brief, den man mindestens fünfmal las. Vera, ein Schmerz und ein Geschmack nach bitteren Mandeln. Er hoffte, dass Hansi und Migge Vera niemals zu Gesicht bekämen.
    „Klar, kann ich machen“, sagte er und kam sich ganz abwesend vor. „Äh, ich wollte eigentlich noch beim Motte vorbei, ich muss dem noch was bringen, der wartet da schon drauf. Kommt doch mit, oder was happter noch vor?“
    „Iss der denn jetz da?“, fragte Migge.
    „Motte iss immer da“, meinte Hansi und stand schwerfällig von seiner Matratze auf.
    Spargel war enttäuscht, dass sie doch mitkamen und versuchte, seine Nervosität zu verbergen. Wenn er nicht binnen zwei Minuten hier raus käme, würde er ganz laut schreien.
    „Ich muss noch den Lottoschein wechbringen.“
    Migge zog sich sein T-Shirt an und befestigte seine Hosenträger. Spargel sah auf seine Uhr. Hansi beobachtete ihn. „Dauert nich lange. So viel Zeit wirste wohl noch haben.“
    „Nee, überhaupt kein Problem, ich hab dem Motte nur gesagt, ich komm vor halb acht vorbei.“
    Hansi wühlte in einer Schublade herum. Schlüssel, die in kein Schloss passten, Kaugummi, Tabakkrümel, ein Schlagring, ein kaputtes Stachelhalsband und alte Lottoscheine. „Hier findet man aber auch nix mehr! Da, einer

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