Revolte auf Luna
und Terror.
Ich hoffe, daß du mir ein offenes Wort nicht übelnimmst aber unsere Angelegenheiten sind bisher unbeholfen organisiert worden.«
Wyo schüttelte den Kopf. »Was verstehst du unter nichtiger Organisation?«
»Funktionelle Organisation. Wie konstruiert man einen Elektromotor? Würdest du eine Badewanne verwenden, nur weil zufällig eine zur Verfügung steht? Wäre ein Blumenstrauß nützlich? Ein Felsbrocken? Nein, du würdest ihn so einfach und so groß wie nötig bauen -und du würdest einen Sicherheitsfaktor berücksichtigen. Die Funktion bestimmt das !ußere.
Das trifft auch auf Revolutionen zu. Die Organisation darf nicht größer als unbedingt nötig sein -man darf nie jemand aufnehmen, nur weil er es selbst wünscht. Jede Revolution beginnt zunächst als Verschwörung; deshalb müssen sie so aufgebaut sein, daß ein Verrat möglichst wenig schadet -es gibt immer Verräter.
Eine Lösung dieses Problems ist das Zellensystem, und bisher hat noch niemand eine bessere Methode gefunden.
Es gibt verschiedene Theorien über die beste Größe einer Zelle.
Ich bin der Meinung, daß die Geschichte uns zeigt, daß Dreierzellen am besten sind -mehr als drei Menschen können sich nicht darüber einigen, wann sie essen wollen, und schon gar nicht darüber, wann der große Schlag geführt werden soll. Manuel, du kommst aus einer großen Familie; stimmt ihr ab, wann es Abendessen geben soll?«
»Natürlich nicht! Das entscheidet Mum.«
»Aha.« Der Professor zeichnete etwas auf seinen Notizblock.
»Das ist ein Baum aus Dreierzellen, Freunde. Hätte ich die Absicht, eine Revolution auf Luna durchzuführen, würde ich mit uns drei beginnen. Einer von uns müßte als Vorsitzender fungieren.
Wir würden nicht abstimmen; das wäre überflüssig -oder wir wären nicht die richtigen drei. Wir würden die nächsten drei Zellen mit insgesamt neun Leuten kennen... aber jede Zelle würde nur einen von uns kennen.«
»Sieht wie ein Computerdiagramm aus«, stellte ich fest. »Ternäre Logik.«
»Wirklich? Auf der nächsten Stufe gibt es zwei Möglichkeiten: Dieser Kamerad auf der zweiten Stufe kennt seinen Zellenleiter, seine beiden Zellenmitglieder und auf der dritten Stufe die drei in seiner Subzelle -vielleicht auch die Unterzellen seiner Kameraden. Kennt er sie, kann er mehr Leute verraten; kennt er sie nicht, sind weniger gefährdet -aber der Schaden ist nicht so leicht zu beheben, wenn die Verbindung einmal abreißt. Gut, nehmen wir an, daß er die Unterzellen seiner Zellenmitglieder nicht kennt wie viele kann er dann verraten,Manuel?«
»Sechs«, antwortete ich. »Seinen Boß, die beiden Zellenmitglieder und die drei in der Unterzelle.«
»Sieben«, korrigierte mich der Professor, »denn er verrät sich selbst ebenfalls. Nun sind also sieben Verbindungen auf drei Ebenen zu reparieren.Wie?«
»Das ist überhaupt nicht mehr möglich«,behauptete Wyo.
»Wenn alles so zersplittert ist, fällt die ganze Sache zusammen.«
»Manuel?«
»Nun... die Kerle müssen imstande sein, eine Nachricht über drei Ebenen hinweg zu befördern. Sie brauchen den Empfänger nicht zu kennen; sie müssen nur wissen, wie sich das machen läßt.«
»Genau!«
»Aber es gibt noch ein besseres System, Prof«, wandte ich ein.
»Tatsächlich? Diese Methode ist von unzähligen Revolutionären überprüft und verwendet worden, Manuel.Ich habe solches Vertrauen zu ihr, daß ich dir eine kleine Wette anbieten möchte -sagen wir zehn zu eins.«
»Ich hätte gute Lust, dir das Geld wirklich abzuknöpfen.Paß auf, man nimmt die gleichen Zellen und ordnet sie in einer offenen Pyramide aus Tetraedern an. Wo die Spitzen aneinandertreffen, kennt jeder Kerl einen anderen aus der Nachbarzelle -er weiß, wie er ihm eine Nachricht zukommen lassen kann; mehr braucht er nicht. Die Nachrichtenverbindungen reißen nie ab, weil sie vertikal und horizontal verlaufen. Das menschliche Gehirn funktioniert auf ähnliche Weise. Selbst wenn ein Teil zerstört wird, arbeitet der Rest weiter, weil die Gehirnströme einfach umgeleitet werden.«
»Kannst du das aufzeichnen, Manuel?« fragte Prof zweifelnd.
»Die Idee scheint nicht übel zu sein, aber sie weicht so sehr von den bisher gebräuchlichen Methoden ab, daß ich mich erst daran gewöhnen muß.«
»Gut, ich versuche es aufzuzeichnen«, stimmte ich zu. Eine Heidenarbeit -hunderteinundzwanzig Tetraeder in einer fünfstöckigen Pyramide!
Einige Minuten später sagte ich: »Hier, seht euch das an.Jede
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