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Revolte auf Luna

Revolte auf Luna

Titel: Revolte auf Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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ertönte. Ich griff nach dem Mikrophon und ließ den Bildschirm ausgeschaltet.
    »Wer da?«
    »Genosse Bernard O. Smith mit einer Nachricht für Genosse Smith«,antwortete eine brüchige Stimme.
    Ich öffnete die Tür und ließ Professor Bernardo de la Paz eintreten. Er sah wie ein alter Trunkenbold aus, der nachts im Rinnstein schläft -schmutzig, in Lumpen gekleidet, ungekämmtes Haar, ein Arm verkrüppelt, das linke Auge blind.
    Sobald ich hinter ihm abgeschlossen hatte, richtete er sich auf, sah wieder normal aus, starrte Wyo an und pfiff leise.»Die Erinnerung täuscht -die junge Dame ist in Wirklichkeit noch hübscher!«
    Wyo lächelte, obwohl sie noch wütend war. »Vielen Dank, Professor. Aber wir sind hier unter Kameraden, deshalb sage ich lieber Prof wie Mannie.Einverstanden?«
    »Natürlich!« versicherte er ihr und sah sich unauffällig in unserem Zimmer um.
    »Hör auf, nach Beweisen zu suchen, du schmutziger alter Mann«, befahl ich ihm. »Wir haben letzte Nacht nur über Politik gesprochen.«
    »Das ist nicht wahr!« warf Wyo ein. »Ich habe mich stundenlang gewehrt. Aber er war doch zu stark für mich. Wie werden solche Übeltäter hier in Luna City bestraft,Prof?«
    Prof runzelte nachdenklich die Stirn. »Manuel, das überrascht mich wirklich. Das ist ein ernster Fall, meine Liebe -wahrscheinlich muß der Betreffende eliminiert werden. Aber zuerst ist eine Untersuchung angezeigt. Bist du freiwillig hergekommen?«
    »Er hat mich betäubt.«
    »Oh? Kannst du blaue Flecken vorweisen?«
    »Die Eier werden kalt«, warf ich ein. »Können wir mich nicht nach dem Frühstück eliminieren?«
    »Eine gute Idee«, stimmte Prof zu. »Manuel, hast du einen Liter Wasser für deinen alten Lehrer übrig, damit er sich etwas ansehnlicher machen kann?«
    »Das Bad ist dort drüben. Aber beeil dich, sonst bekommst du, was das kleinste Schweinchen bekommen hat.«
    »Danke, Sir.«
    Er zog sich zurück; wir hörten Wasser rauschen. Wyo half mir den Tisch fertigdecken. »Blaue Flecken«, sagte ich vorwurfsvoll.
    »Stundenlang gekämpft.«
    »Du hast es verdient,du hast mich beleidigt.«
    »Wie?«
    »Weil du mich nicht beleidigt hast, nachdem du mich hierher geschleppt hattest.«
    »Hmmm. Das muß Mike für mich analysieren.«
    »Michelle hätte Verständnis dafür«,behauptete Wyo.
    Prof kam aus dem Badezimmer und war kaum wiederzuerkennen. »Wie hast du das geschafft, Prof?« erkundigte ich mich verblüfft.
    »Durch lange Praxis, Manuel; ich bin schon wesentlich länger Revolutionär als ihr jungen Leute. Vor vielen, vielen Jahren habe ich es einmal in Lima gewagt, ohne derartige Vorkehrungen dieser Art einen Spaziergang zu machen... und das hat mir die Deportation eingebracht. Ah, dieser herrliche Frühstückstisch!«
    »Sitzt du neben mir, Prof?« forderte Wyo ihn auf. »Ich will nicht neben ihm sitzen.Sittlichkeitsverbrecher!«
    »Hört zu«, erklärte ich ihnen, »erst essen wir, dann eliminieren wir mich. Prof, greif zu und berichte, was gestern abend passiert ist.«
    »Darf ich eine Programmänderung vorschlagen? Manuel,wir Revolutionäre führen ein schweres Leben, und ich habe schon vor Jahrzehnten gelernt, daß Essen undPolitik nicht zusammenpassen. Das stört die Verdauung und führt zu Magengeschwüren, der Berufskrankheit des Untergrunds.
    Mmmm! Der Fisch riecht wirklich gut.«
    »Fisch?«
    »Der rosa Lachs«, antwortete Prof und deutete auf Schinken.
    Eine halbe Stunde später lehnte er sich zurück, seufzte leicht und sagte: »Vielen Dank, Genossen, das war wunderbar. Ich weiß nicht mehr, wann ich zuletzt so völlig zufrieden war. Ah, richtig, wir wollten von gestern abend sprechen. Nun, ich habe nicht allzuviel gesehen, denn als ihr verschwunden wart, habe ich mich in die Kulissen verdrückt und bin erst wieder zum Vorschein gekommen,als alles vorbei war. Die meisten Teilnehmer waren gegangen und die Posten waren tot.« (Später habe ich mehr erfahren: Während ich versuchte, Wyo in Sicherheit zu bringen, zog Prof eine Handfeuerwaffe, schoß über die Köpfe der anderen hinweg und erledigte drei Gelbjacken,darunter den Mann mit dem Lautsprecher. Ich weiß nicht, wie er es geschafft hat, die Waffe von der Erde mitzubringen oder auf Luna zu erwerben -aber seine und Shortys Anstrengungen gaben jedenfalls den Ausschlag.Keiner der Gelbjacken kam mit dem Leben davon.) »Nur einer der Posten lebte noch«,fuhr der Professor fort.
    »Shorty Mkrum, unser tapferer Kamerad, hatte zwei an der Tür erledigt -und ich

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