Revolte auf Luna
»Ich habe noch nicht zugestimmt.Was soll das alles?«
»Wir beseitigen jetzt die Verwaltung«, behauptete Prof einfach.
»Wie? Werfen wir mit Steinen?«
»Das stellt sich noch heraus. Wir befinden uns erst im Planungsstadium.«
»Prof, du kennst mich«, sagte ich nachdrücklich. »Du weißt, daß ich gern etwas riskiere -wenn ich eine Chance sehe. Ich habe Wyo gestern gesagt, daß ich mit geringen Chancen zufrieden bin...«
»Eins zu zehn,Mannie.«
»Richtig, Wyo, das habe ich gesagt. Aber sind unsere Aussichten wenigstens so gut?«
»Das kann ich nicht beurteilen,Mannie.«
»Was soll dann das Geschwätz? Ich sehe überhaupt keine Chance.«
»Ich auch nicht, Manuel«, gab Prof zu. »Aber ich mache Revolution um der Revolution willen, obwohl unsere Aussichten gleich Null sind.«
»Mannie«,schlug Wyo vor, »wir könnten Mike fragen.«
»Ist das dein Ernst?«
»Natürlich! Mike müßte unsere Chance berechnen können, nicht wahr?«
»Hmmm. Möglich.«
»Wer ist Mike?« wollte Prof wissen.
Ich zuckte mit den Schultern.»Oh, ein Freund von mir.«
»Mike ist Mannies bester Freund. Er ist Spezialist für Wahrscheinlichkeitsrechnungen.«
»Ein Buchmacher? Meine Liebe, wenn wir einen vierten aufnehmen, verstoßen wir von Anfang an gegen das Zellenprinzip.«
»Warum?« fragte Wyo. »Mike könnte Leiter der nächsten Zelle werden.«
»Hmmm... richtig. Gut, ich ziehe den Einwand zurück. Ist er zuverlässig? Verbürgst du dich für ihn? Oder du, Manuel?«
»Er ist unehrlich, kindisch, spielt gern dumme Streiche und interessiert sich nicht für Politik«,antwortete ich.
»Stimmt nicht, Professor«, warf Wyo ein. »Er ist ganz anders -und wir brauchen ihn. Am besten würde er sogar unser Vorsitzender; dann wären wir die Exekutivzelle unter ihm.«
»Bist du übergeschnappt,Wyo?«
»Ich habe weniger getrunken als du, Mannie. Stell dir nur vor, wie praktisch das wäre!«
»Ich muß gestehen«, sagte Prof, »daß ich diese widersprüchlichen Berichte sehr widersprüchlich finde.«
»Mannie?«
»Schön, meinetwegen.« Wir erzählten also Prof von Mike, der eines Tages aufgewacht und mit mir Freundschaft geschlossen hatte. Prof hörte geduldig zu, ohne einmal mit der Wimper zu zucken.
»Das ist also der Computer des Gouverneurs?« erkundigte er sich dann. »Warum laden wir nicht gleich den Gouverneur selbst zu unseren Zusammenkünften ein?«
Wir versuchten ihn zu beruhigen, aber er wandte ein: »Warum soll eine Maschine uns gegenüber loyal sein, wenn sie nicht einmal ihrem Besitzer treu ist?«
»Ich weiß, daß Mike mich nicht verraten würde«, versicherte ich ihm und berichtete, wie und wodurch Mike mir geholfen hatte.
»Warum rufen wir ihn nicht gleich an, Mannie?« schlug Wyo vor. »Wir brauchen ihm keine Geheimnisse zu erzählen,Prof,bevor du selbst mit ihm gesprochen hast.«
»Gut,einverstanden.«
»Ich habe ihm schon einige Geheimnisse mitgeteilt«, sagte ich und erzählte ihnen, daß ich die gestern gehaltenen Reden aufgenommen und sie Mike am späten Abend eingegeben hatte.
Der Professor runzelte besorgt die Stirn, aber Wyo legte ihm eine Hand auf den Arm und sagte: »Ich vertraue Mike, Prof -und du kannst es auch.«
»Die Aufzeichnung hat eigentlich nichts zu bedeuten«, gab Prof zu. »Bei dieser Versammlung waren vermutlich einige Spitzel anwesend, die vielleicht ebenfalls Aufzeichnungen gemacht haben. Aber als führendes Mitglied einer Verschwörung darfst du dir keine Indiskretionen erlauben,Manuel.«
»Ich war gestern noch kein Mitglied dieser Verschwörung -und werde auch keins, solange die Aussichten unverändert schlecht sind.«
»Richtig; du warst nicht indiskret. Aber bist du wirklich der Meinung, daß diese Maschine die Erfolgsaussichten einer Revolution berechnen kann?«
»Keine Ahnung.«»Ich glaube,daß er es kann!« sagte Wyo.»Augenblick, Wyo. Prof, er könnte es, wenn er genügend Informationen zur Verfügung hätte.«
»Das meine ich eben, Manuel. Ich bezweifle nicht, daß diese Maschine Probleme bewältigen kann, die für mich zu schwierig wären. Aber ist sie dieser gigantischen Aufgabe gewachsen? Dazu müßte sie das gesamte menschliche Wissen in sich gespeichert haben!«
»Ist das alles?« »Ist das alles! Mein lieber Junge!«»Wie viele Geschichtsbücher hast du gelesen,Prof?«»Das weiß ich nicht.Bestimmt über tausend.« »Mike liest tausend an einem Nachmittag; er könnte die Informationen sogar wesentlich schneller aufnehmen, wenn sie entsprechend
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