Revolte auf Luna
heraus als ich.
Wir merkten allmählich, welche Vorteile dieses System hatte.
Ich ließ mir von Mike ein weiteres Null-Zeichen für Mum geben, damit sie mich notfalls überall erreichen konnte. Sie freundete sich mit Mike an und hielt ihn weiterhin für einen Mann. Das sprach sich innerhalb der Familie herum Als ich eines Tages nach Hause kam, sagte Sidris: »Liebling, dein Freund mit der sympathischen Stimme hat angerufen. Mike Holmes. Du möchtest zurückrufen.«
»Danke, wird gemacht.«
»Wann lädst du ihn zum Abendessen ein, Mannie? Er ist bestimmt nett.«
Ich erzählte ihr, Genösse Holmes leide an Zahnfäule, sei ein Trunkenbold und hasse Frauen.
»Du willst nur nicht, daß ich ihn sehe, weil du Angst hast,daß er mir gefällt«, warf Sidris mir vor. Ich ließ ihr diese Überzeugung und erzählte Mike und Prof davon. Mike flirtete daraufhin noch mehr mit meinen Frauen; Prof wurde nachdenklich,äußerte sich aber vorläufig nicht dazu.
Prof hatte darauf hingewiesen, daß das Zellensystem die einzige Möglichkeit bot, Verluste durch Spitzel möglichst gering zu halten. Selbst Wyo gab zu, daß eine Aufteilung nötig war, seitdem sie wußte, wie viele Spitzel es in ihrer früheren Organisation gegeben hatte. Aber mir gefiel die zögernde Nachrichtenübermittlung des Zellensystems nicht; es dauerte meistens zu lange, eine Nachricht übermitteln und bestätigen zu lassen.
Deshalb sprach ich mit Mike.
Wir verzichteten auf das System, das ich Prof vorgeschlagen hatte. Wir behielten die Zellen bei, überließen die Weitergabe von Nachrichten jedoch Mike,der auch für die Geheimhaltung verantwortlich war.
Nachrichtenverbindungen: Wir bauten eine Pyramide aus >Parteinamen< auf -Vorsitzender: Genosse Adam Selene (Mike) Exekutivzelle: Bork (ich), Betty (Wyo) und Bill (Prof) Borks Zelle: Cassie (Mum), Colin und Chang Bettys Zelle: Calvin (Greg), Cecilia (Sidris), und Clayton Bills Zelle: Cornwall (Finn Nielsen), Carolyn und Cotter -und so weiter. Auf der siebten Ebene leitete George eine Zelle, der Herbert, Henry und Halie angehörten; auf dieser Ebene brauchten wir bereits 2187 Namen, die mit H begannen, aber unser Computer hatte genügend gespeichert oder erfand sie einfach. Jedes neue Mitglied erhielt einen Parteinamen und eine Telefonnummer, über die er notfalls direkt mit >Adam Selene< sprechen konnte.
Geheimhaltung: Wir hielten uns an das Prinzip, daß man keinem Menschen in irgendeiner Beziehung, aber Mike in jeder Beziehung trauen konnte.
Die erste Hälfte dieses Grundsatzes stand von Anfang an fest.
Mit Hilfe von Drogen und anderen unschönen Mitteln läßt sich jeder Mensch zum Sprechen bringen. Der einzige Ausweg ist dann der Selbstmord, der aber vielleicht unmöglich ist. Oh, es gibt natürlich winzige Giftkapseln,die in einem Zahn verborgen sind -Prof hatte dafür gesorgt,daß wir alle entsprechend ausgerüstet wurden. Trotzdem war vorstellbar, daß wir keine Gelegenheit haben würden,das Gift rechtzeitig zu schlucken.
Aber Mike würde nie Selbstmord begehen müssen, reagierte nicht auf Drogen und empfand keine Schmerzen. Unsere Geheimnisse waren hundertprozentig sicher bei ihm, weil niemand auf die Idee gekommen wäre, sie dort zu vermuten. Und Mike lieferte uns die Geheimnisse der Gegenseite aus, wenn wir danach fragten -zum Beispiel einen vertraulichen Bericht, den Alvarez in die Maschine diktierte,um die »Spezialakte Zebra< zu ergänzen.
Alvarez beschrieb darin die Ereignisse des denkwürdigen Abends im Stiljagi-Saal. Seine Version erwähnte etwa hundert Teilnehmer (insgesamt waren es knapp dreihundert gewesen); auf der Liste standen Shorty Mkrum, Wyo, Prof und Finn Nielsen, aber nicht ich -offenbar hatten seine Spitzel mich übersehen. In dem Bericht wurde erwähnt, daß neun Angehörige des Sicherheitsdienstes, die im Auftrag des Gouverneurs für Ruhe und Ordnung gesorgt hatten, ermordet worden waren. Drei unserer Toten waren ebenfalls angeführt.
Eine Woche später wurde der Bericht um die Behauptung ergänzt, daß »die notorische Aufwieglerin Wyoming Knott aus Hongkong auf Luna, deren Rede am 13. Mai die Unruhen ausgelöst hat, bei denen neun tapfere Angehörige des Sicherheitsdienstes den Tod gefunden haben, weder in Luna City verhaftet noch in Hongkong gesehen worden ist,so daß angenommen werden kann, daß sie bei dem von ihr angestifteten Massaker selbst den Tod gefunden hat«.
Dieser Zusatz enthielt das Eingeständnis, daß die Leichen fehlten, so daß die genaue Zahl der
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