Revolte auf Luna
Todesopfer unbekannt geblieben war. Damit stand gleichzeitig fest, daß Wyo nicht nach Hause zurückkehren und sich nicht wieder in eine Blondine verwandeln durfte.
Da ich nicht verdächtigt wurde, bewegte ich mich wie bisher in der !ffentlichkeit, nahm Reparaturaufträge an undverbrachte einen Teil meiner Zeit in unserem Zimmer im Grandhotel Raffles, wo ich mir von Mike aus der Akte Zebra vorlesen ließ. Mike plagte mich mit seinen Witzen, die ich unbedingt abholen sollte; ich mußte mich beherrschen, um nicht zu vergessen, daß die Witze von seinem Standpunkt aus ebenso wichtig wie unser Freiheitskampf waren.
Ich fragte mich ohnehin schon, ob ich den Verwaltungskomplex betreten konnte, ohne festgenommen zu werden. Wir wußten, daß Prof verdächtigt wurde; sein Aufenthaltsort war bekannt -aber niemand verhaftete ihn. Als wir hörten, daß versucht worden war, Wyo festzunehmen, wurde ich nervös. Lag ein Haftbefehl gegen mich vor? Sollte ich unauffällig aus dem Verkehr gezogen werden? Das mußte ich wissen.
Ich rief also Mike an und forderte ihn auf, eine Störung zu simulieren. Er tat es, und ich wurde gerufen -dieser Teil war nicht weiter schwierig. Alles verlief wie gewöhnlich; ich mußte nur zweimal meinen Paß vorzeigen. Ich unterhielt mich mit Mike, nahm tausend Witze mit, die ich in den folgenden Wochen beurteilen würde, ließ ihn die Störung beseitigen und verabschiedete mich, um dem Chefingenieur eine gesalzene Rechnung vorzulegen.
Von dann ab besuchte ich Mike etwa einmal monatlich. Das war völlig ungefährlich, denn ich kam nur auf Aufforderung und führte tatsächlich längere Reparaturen durch, die kein Mißtrauen erregen konnten, weil Mike den jeweiligen Defekt überzeugend simulierte. Nach jedem meiner Besuche arbeitete er wieder perfekt, so daß ich unersetzlich wurde.
Inzwischen hatte ich mir zu Hause ein winziges Zusatzgerät ausgedacht, das es Mike ermöglichen sollte,ganz auf seine künstliche Stimme zu verzichten, wenn er telefonierte. Statt dessen würde er elektrische Signale auf einem bis zwanzig verschiedenen Kanälen ausstrahlen, die als Schallwellen aus dem Telefonhörer seines Gesprächspartners dringen würden.
Als das Gerät fertig war, mußte Mike wieder einmal simulieren. Eine halbe Stunde später kam bereits ein Anruf für mich.
Mike hatte sich einen guten Trick einfallen lassen; die >Störung< bestand aus wilden Schwankungen der Klimatisierung der Gouverneurswohnung. Er ließ die Heizung alle elf Minuten auf vollen Touren laufen und wieder kälter werden, während er den Luftdruck alle zwei Sekunden heftig schwanken ließ, so daß der Gouverneur Ohrenschmerzen bekam.
Mike war in bester Laune. Diese Art von Humor gefiel ihm wirklich. Ich hatte Verständnis dafür und ließ ihn weitermachen, während ich mein Werkzeug ausbreitete und den kleinen schwarzen Kasten anschloß, wo ihn niemand finden würde.
Dann klopfte plötzlich der wachhabende Computertechniker an die Tür. Ich ließ mir Zeit, nahm den Arm Nummer fünf ab und hielt ihn in der rechten Hand; das regt die meisten Leute auf.
»Was willst du hier?« erkundigte ich mich.
»Hör zu«,antwortete er, »der Gouverneur ruft ständig an!
Weißt du noch nicht, was mit der verdammten Maschine los ist?«
»Sag dem Gouverneur einen schönen Gruß, und ich regle die Klimaanlage manuell, sobald ich den Fehler gefunden habe -wenn ich nicht wieder durch dumme Fragen aufgehalten werde.
Wie lange willst du eigentlich noch die Tür offenhalten,damit Staub in die Maschinen kommt? Nächstes Mal kannst du sie reparieren; ich bleibe lieber in meinem warmen Bett.Das kannst du deinem dämlichen Gouverneur ebenfalls bestellen.«
»Vorsichtig mit solchen Ausdrücken, Kumpel.«
»Danke gleichfalls, Sträfling. Machst du jetzt endlich die Tür zu? Oder soll ich nach Hause gehen?« Ich hob den Arm Nummer fünf wie eine Keule.
Er schloß die Tür. Ich hatte den armen Kerl nicht beleidigen wollen. Aber es gehörte zu unseren Grundsätzen,anderen die Arbeit für die Verwaltung so unerträglich wie möglich zu machen.
»Soll ich das Programm verändern?« wollte Mike wissen.
»Hmmm, am besten machst du noch zehn Minuten weiter und hörst dann plötzlich auf. In der nächsten Stunde läßt du nur den Luftdruck schwanken, bis es Zeit für den Schlußeffekt ist...
Kannst du sein WC rückwärts laufen lassen,Mike?«
»Natürlich! Alle?«
»Wie viele hat er denn?«
»Sechs.«
»Schön, dann läßt du alle überlaufen, damit die
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