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Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition)

Titel: Revolverherz: Ein Hamburg-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Buchholz
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Faller.
    »Schön, dass Sie anrufen«, sage ich.
    »Äh, ja«, sagt er, »ich wollte Ihnen eigentlich nur erzählen, dass Eisen-Siggi natürlich auf Margaretes Beerdigung war, und jetzt raten Sie mal …«
    »Ja«, sage ich, »das klingt ja großartig.«
    Ich hoffe, dass der Faller mein absurdes Gesprächsverhalten richtig interpretiert und schnell anfängt, Ja-Nein-Fragen zu stellen.
    »Chastity«, sagt er, »möchten Sie mir etwas sagen?«
    Bingo.
    »Ja«, sage ich, »das passt mir gut.«
    »Sind Sie bei Zandvoort?«, fragt er.
    »Nein«, sage ich.
    »Ist er bei Ihnen?«
    Der Faller, die alte Schlaubirne.
    »Richtig«, sage ich.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragt er.
    »Nein«, sage ich.
    »Gut«, sagt er, »ich …«
    Und in diesem Moment verlässt mein Telefon mein Ohr und wird zugeklappt. Ich habe den Lauf einer Waffe in meinem Nacken. Scheiße. Wo kommt die denn plötzlich her? Wenn er abdrückt, bin ich tot.
    »Wer war das?«
    Zandvoorts Stimme klingt schmal und tonlos. Mir drohen jede Minute meine Knie wegzusacken, und ich bete, dass das nicht passiert, denn dann habe ich eventuell eine Kugel im Kopf. Ich antworte nicht. Der Druck auf meinen Nacken erhöht sich.
    »Wer war das?! War das einer von Ihren Bullen?«
    »Nein«, sage ich, und mir fällt nichts Blöderes ein als: »Das war nur die Reinigung.«
    Ich kneife die Augen zusammen. Er kann mir das unmöglich abkaufen. Er sagt nichts. Er atmet.
    »Geben Sie mir die Knarre«, sage ich.
    »Nicht doch«, sagt er, »nicht doch.«
    Er bugsiert mich ans Fenster, die Knarre drückt in meinen Nacken. »Sehen Sie sich diese Straße an«, sagt er.
    Unter dem Fenster sehe ich meine Straße liegen, meine Heimat, mein Zuhause, den Ort, an dem ich mich aufgehoben fühle, und mir kommt der Gedanke, dass es nicht das Schlechteste wäre, mit Blick auf meine Straße abzutreten. Pathetische Scheiße. Ich beschließe, dass es reicht, wenn hier einer durchdreht, und wische den Gedanken weg.
    »Sie ist nichts Besonderes«, sagt er, »genauso wenig wie dieses Viertel und diese ganze Stadt.«
    »Das ist nicht wahr«, sage ich.
    »Halt den Mund«, sagt er und drückt die Knarre fester in meine Haut.
    Ich merke, dass meine Beine anfangen zu zittern.
    »Das ist doch immer die gleiche Scheiße mit euch blöden Weibern«, sagt er. »Ihr haltet euch und eure kleine Welt für was ganz Besonderes.«
    Aha.
    »Ihr denkt, ihr habt alles im Griff«, sagt er. »Meine Alte hat auch gedacht, sie hat gedacht, sie kann alles alleine. Sie braucht mich nicht, hat sie gesagt. Sie hat mich nur geheiratet, damit sie besser aussieht. Erfolgreiche Unternehmerin und Theatermann, verstehst du? Kommt gut an bei der lokalen Prominenz. Ich war so ein Idiot, dass ich das nicht früher begriffen habe. Ich hab’s erst kapiert, als sie mich längst im Sack hatte. Sie hat mich nicht mal mehr in ihr Bett gelassen, die Kuh. Hat mich immer nur kleingemacht. Geh duschen, hat sie gesagt, geh duschen und hau dir die Pappe raus, aber lass die Finger von mir. Sie hat gesagt, ich wäre ekelhaft. Ein halbes Jahr ging das so. Weißt du, wie lange sechs Monate werden können, wenn du in einer Tour gedemütigt wirst? Ich war kein übler Typ, als ich sie geheiratet habe, aber sie hat mich fertiggemacht. Und dann kam endlich der Lastwagen und hat ihr den Kopf abrasiert.«
    Daher weht also der Wind. Nicht gut. Der Druck der Knarre in meinem Nacken lässt ein bisschen nach.
    »Ich hab damit nichts zu tun«, sage ich.
    »Halt die Schnauze!«, sagt er. »Halt endlich die Schnauze! Du bist genau wie sie. Du latschst selbstherrlich durch deine Stadt und denkst, du bist der Chef. Und du siehst ihr so verdammt ähnlich. Du weißt nicht, wie ähnlich du ihr siehst.«
    John. Deshalb hat der mich so angestarrt. An den Landungsbrücken, als er auf dem Poller saß und ich nichts kapiert habe. Was für ein blöder Zufall. Was für ein beschissener, verdammter Zufall. Hat der gerade wirklich gesagt, ich sei selbstherrlich? Er drückt mir die Knarre wieder heftiger in den Nacken, er drückt seinen Körper an meinen Rücken, und dann tut er was, womit ich nicht gerechnet habe, und das ist echt ekelhaft: Er schiebt seine Hand unter meinen Bademantel, schnell und hart, und er fasst mir von hinten zwischen die Beine, brutal und gemein. Fuckin’ Hell.
    »Spürst du da was, du Nutte?«
    Ich merke, wie mir die Augen wegrutschen.
    Es wird brenzlig. Es war ein Fehler, ihn zu reizen. Ich muss mich auf meine Atmung konzentrieren. Bitte nicht umkippen,

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