Rework
sich an. Und Berge von Arbeit werden gern ignoriert, irgendwann hastig erledigt oder komplett entsorgt. Die einzelnen Probleme in den Stapeln bleiben dadurch oft ungelöst.
Wann immer es möglich ist, sollten Sie aus »Denken wir noch ein bisschen darüber nach« ein »Entscheiden wir jetzt« machen. Schieben Sie Entscheidungen nicht auf die lange Bank. Manchmal stellt sich die perfekte Lösung nie ein. Treffen Sie eine Entscheidung und widmen Sie sich der nächsten Aufgabe.
Sie müssen einen gewissen Rhythmus entwickeln. Wenn die Entscheidungsfindung erst einmal in Gang gekommen ist, gewinnt sie immer mehr an Schwung. Entscheidungen bedeuten Fortschritt. Jede Entscheidung, die Sie treffen, ist ein Baustein in Ihrem Fundament. Auf »entscheiden wir später« kann man nicht aufbauen, auf »erledigt« dagegen schon.
Problematisch wird es, wenn Sie Entscheidungen in der Hoffnung hinausschieben, dass Ihnen später die perfekte Lösung einfallen wird. Sie wird Ihnen nicht einfallen. Die Wahrscheinlichkeit, einen Treffer zu landen, ist heute genauso groß wie morgen.
Ein Beispiel aus unserer Firma: Lange Zeit vermieden wir es, ein Affiliate (Partnerprogramm) für unsere Produkte zu entwickeln, weil die »perfekte« Lösung viel zu kompliziert schien: Wir dachten, wir müssten Zahlungen automatisieren, Schecks verschicken, uns mit den Steuergesetzen in den jeweiligen
Bundesstaaten und Ländern unserer Partner beschäftigen und so weiter. Der Durchbruch kam, als wir fragten: »Was können wir jetzt gleich ohne Probleme machen, das uns zufrieden stellt?« Die Antwort: den Partnern ihre Erlöse gutschreiben, statt sie an sie auszuzahlen. Und genau das taten wir.
So verfuhren wir und entwickelten erst im Lauf der Zeit ein Auszahlungssystem. Und das ist ganz wichtig: Eine Entscheidung ist nicht für die Ewigkeit. Wenn Sie einen Fehler machen, können Sie ihn später korrigieren.
Egal, wie viel Sie im Vorfeld planen, irgendetwas geht trotzdem schief. Machen Sie es sich nicht noch schwerer, indem Sie alles endlos analysieren und vor sich her schieben. Langfristige Projekte sind schlecht für die Moral. Je länger die Entwicklung dauert, desto unwahrscheinlicher ist die Fertigstellung. Legen Sie los, machen Sie voran und bringen Sie etwas zustande – solange Sie noch genug Motivation und Schwung haben.
Werden Sie Kurator
Ein gutes Museum entsteht nicht dadurch, dass man sämtliche Kunstwerke der Welt in einen Raum stopft. Das ist ein Lagerhaus. Gut wird ein Museum durch das, was nicht an der Wand hängt. Irgendjemand sagt Nein. Ein Kurator trifft bewusste Entscheidungen, was bleiben soll und was weg muss. Dieser Auswahlprozess ist unverzichtbar. Es gibt viel mehr Kunstwerke, die nicht an den Wänden hängen, als Kunstwerke, die an den Wänden hängen. Das Beste ist die Auswahl der Auswahl aller Möglichkeiten.
Wichtig ist das, was Sie weglassen. Achten Sie daher ständig darauf, was Sie weglassen, vereinfachen und straffen können. Gehen Sie wie ein Kurator vor. Halten Sie sich an das wirklich Wichtige. Reduzieren Sie alles auf ein Minimum, bis wirklich nur noch das Wichtigste übrig bleibt. Und dann machen Sie das Ganze gleich noch mal. Wenn nötig, können Sie später immer noch etwas hinzufügen.
Zingerman’s ist eines der bekanntesten Delikatessengeschäfte der USA. Das liegt daran, dass seine Inhaber sich wie Kuratoren verhalten. Sie stellen nicht einfach Ware in die Regale. Sie treffen eine gezielte Auswahl.
Jede Olivenölsorte wird aus einem ganz bestimmten Grund angeboten: Die Ladeninhaber sind von seiner Qualität überzeugt. Normalerweise kennen sie die Produzenten seit Jahren. Sie haben sie besucht und mit ihnen Oliven geerntet. Deshalb können sie für den authentischen, vollen Geschmack der Öle die Hand ins Feuer legen.
Sehen wir uns einmal an, wie der Inhaber von Zingerman’s das Olivenöl von Pasolivo auf der Website des Unternehmens beschreibt:
Ich habe dieses Öl vor Jahren zum ersten Mal probiert, aufgrund einer zufälligen Empfehlung und einer Probeflasche. Es gibt zahlreiche Öle in schönen Flaschen mit wunderbaren Geschichten dazu – dieses Öl war da keine Ausnahme -, aber die meisten schmecken einfach nicht so toll. Pasolivo dagegen weckte meine Interesse, kaum dass ich es probiert hatte. Es ist kräftig, voll und fruchtig. Es hat alles, was mir an einem Öl gefällt, ohne Wenn und Aber. Es gehört immer noch zu den besten Olivenölen Amerikas, auf gleichem Niveau wie die großen
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