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Rhanmarú - Das tote Land (German Edition)

Rhanmarú - Das tote Land (German Edition)

Titel: Rhanmarú - Das tote Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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ist vorbei, Schatz.
Beruhige dich!«
    Erma wollte sich gerade an ihn schmiegen, als sie Adrians Stimme hörte. »Alle
unter Achtzehn bitte die Augen schließen!« Sie sprang fast zurück.
    Aeneas sah ihn mit funkelndem Blick an. »Das merke ich mir jetzt, mein
Freund.«
     

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    Kapitel 10
    Nach kurzer Wanderung beschlossen sie, ihr Nachtlager aufzuschlagen. Ein
Felsen, der ihre Rücken deckte, und ein kleines Areal, das nicht von hohem Gras
bewachsen war, luden dazu ein. Zumindest konnten sie darauf gefahrlos ein Feuer
entfachen, um die verbliebenen Vögel zu rösten. Groß wie Gänse würden sie den
Hunger aller stillen. Nur war zunächst das Rupfen der Federn angesagt. Jeder
beteiligte sich reihum daran, da es niemand richtig konnte. Es war eine mühselige
Arbeit, bis die Beute endlich über dem Feuer hing. Nach kurzer Zeit verbreiteten
sie einen Duft, der viele Mägen spontan knurren ließ.
    Nach langer Wartezeit zerging ihnen das zarte Fleisch auf der Zunge. Alle
schwärmten, nur Aeneas blieb bei Brot und Brühe. Allein der Gedanke an Fleisch
bereitete ihm Übelkeit. Plötzlich stutzte er. Er vernahm Geräusche.
    »Leise! Es kommt wer oder was«, raunte er.
    »Eine Menge wer oder was«, flüsterte Gerrit und legte traurig seine Keule weg.
    »Halbkreis, dicht am Berg«, befahl der Ringlord. »Haltet die Schwerter bereit.«
    Erma, Lennart, Adrian und Gerrit legten wie Aeneas erst die Bögen an. Anna
und Holly hielten ihre Kurzschwerter in der Hand. Erik, der noch keine Erlaubnis
hatte, eine Waffe zu tragen, stand mit Suni und Karem hinter den Kämpfern und
kam sich selten dämlich vor. Fast überlagerte die Scham die Angst, die langsam in
ihm aufstieg.
    »Ganz ruhig! Nur auf mein Zeichen schießen«, befahl der Ringlord.
    Erik starrte zwischen seinen bewaffneten Freunden hindurch. Die ersten Körper
wurden im hohen Gras sichtbar. Wir sind auf dem Planeten der Affen, kam ihm in
den Sinn. Stark behaarte »Neandertaler« kamen in großer Zahl auf sie zu. Sie
waren kleiner als Gerrit, breit und trugen bis auf einen Gesichtsausschnitt Fell. In
der Hand hielten sie Holzstöcke.
    »Nicht schießen, aber bereithalten!«, raunte Aeneas.
    Die Geschöpfe kamen auf sie zu und blieben zirka fünf Meter vor ihnen stehen.
Ein Affenmensch löste sich aus der Gruppe und grunzte etwas.
    »Die Sprache kenne ich jetzt gar nicht«, gab der Ringlord zu. Er senkte den
Bogen, ging auf den Fremden zu und setzte zu einer Begrüßung in allen ihm
bekannten Sprachen an.
    Erik war beeindruckt, wie viele er beherrschte.
    Ein Ankömmling löste sich aus der Gruppe und sagte freundlich: »Willkomm,
in unser Land. Wir, Dragan, sagen Willkomm. Wir Frieden mit euch. Ihr keine
Waffen braucht.« Er wies auf seinen Stock. »Wir kein Waffen ham. Ihr unser
Gäst.«
    Die Gruppe um ihn herum setzte sich bereits in Bewegung. Ihr Gastgeber
machte eine einladende Geste.
    Aeneas drehte sich zu seinen Begleitern um. »Steckt die Waffen ein«, forderte
er laut. »Bleibt wachsam«, fügte er leise hinzu.
    Sie folgten den Fremden und erreichten einen größeren Platz, der zwischen
einem Berg und einem Wald lag. Auf dem Platz waren mehrere roh gezimmerte
Tische und Bänke. Ein Feuer brannte in der Mitte und röstete ein undefinierbares
Tier. Zirka fünfzig Dragan beäugten die Neuankömmlinge neugierig.
    Ihnen wurde ein Tisch zugewiesen und es wurden Becher und Holzschalen
gebracht. Der sprachbegabte Dragan erzählte, dass sie schon immer in dieser
Gegend lebten. Ihre Behausung wäre der Berg. Die Drachen stellten für sie keine
Bedrohung dar. Bevor das Feld der Illusionen entstanden wäre, hätten sie mit
Bewohnern von der anderen Seite Handel getrieben. Die hätten genauso gesprochen
wie er. In der Hoffnung auf erneuten Handel war die Sprache weiterhin
gelehrt worden.
    Sie wurden mit Wasser, Fleisch und einem grünen Brei bewirtet. Das Fleisch
schmeckte gut, der Brei blieb unberührt. Selbst Gerrit hatte kein Verlangen, ihn zu
probieren.
    Sie wurden eingeladen, die Nacht in den Höhlen zu verbringen. Ihr Gastgeber
machte ihnen allerdings wenig Hoffnung, den Vulkanberg zu erreichen. Ihr Land
grenzte an das Feld der Illusionen. Böse Magie stürzte jeden, der hineingeriet, in
tiefe Alpträume: Träume, aus denen es kein Entrinnen gab. Dragan, die versehentlich
oder aus Neugier den Nebel betreten hätten, hätten schreiend ihr Leben ausgehaucht,
nach Stunden, oft erst nach Tagen. Nur einer war jemals zurückgekehrt. Er

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