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Rhanmarú - Das tote Land (German Edition)

Rhanmarú - Das tote Land (German Edition)

Titel: Rhanmarú - Das tote Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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standen in der Höhle und verteilten Essenrationen. Seine Begleiter saßen auf dem
Boden und nahmen schweigsam ihr Brot entgegen. Eine Wache stellte einen Krug
Wasser und Becher vor sie hin. Dann verteilte er aus einem Topf Brei in Schüsseln.
Der andere Dragan griff in die Tasche und brachte eine kleine Flasche zum Vorschein.
Er tröpfelte jeweils einen Tropfen in jede Schüssel und gab diese an die
Gefangenen weiter.
    Aeneas beeilte sich, seinen Begleitern die Schalen aus den Händen zu reißen,
sobald die Dragan im Gang verschwunden waren. Nur Gerrit wehrte sich ein bisschen
dagegen. Der Ringlord roch an dem Brei: Morgentau! Eine sehr seltene und
wirksame Droge zur Beeinflussung oder Unterdrückung des Willens. Es war wohl
das erste Mal, dass er dankbar über seinen nach wie vor empfindlichen Magen war.
Zumindest schien er ihn davon abgehalten zu haben, das Zeug zu essen. Er schob
den Schüsselinhalt in einen größeren Riss im Boden und hatte Glück. Er sickerte
durch.
    Eine Unterhaltung mit seinen Schützlingen konnte er nicht führen. Völlig apathisch
starrten sie vor sich hin und kauten an ihrem Brot.
    »Verfluchter Mist«, murmelte er vor sich hin. In ihrem Zustand war an Flucht
gar nicht zu denken. Außerdem hatte er keine Ahnung, wo sie sich befanden und
wie viele Dragan hier waren. Magie konnte er immer noch nicht anwenden. Er
hatte schon versucht, die Wache dazu zu bringen, die Flasche fallen zu lassen. Es
hatte nicht geklappt. Dann musste es eben anders gehen. Fürs Erste war es wohl
das Beste, die Feinde glauben zu lassen, dass auch er nach wie vor unter Drogen
stand. So, wie sein Kopf dröhnte, schien das gar nicht weiter schwierig.
     
    Es wurde sehr viel schwieriger, als er sich das vorgestellt hatte. Sie mussten,
aus für ihn unerkennbaren Gründen, Löcher in den Berg schlagen beziehungsweise
graben. Seine Begleiter arbeiteten, schwitzten, taumelten und wurden mit Stockschlägen
zur Arbeit getrieben. Sie stöhnten und hackten weiter. Seine Hände
begannen, vor Zorn zu zittern. Er blickte sich um. Vier Dragan bewachten die
Gruppe. In einem von ihnen erkannte er die Wache wieder, die die Droge verteilt
hatte.
    Erma stolperte und brach neben ihm fast zusammen. Ein Wärter stieß ihr einen
Stock in den Rücken, und sie rappelte sich auf und grub weiter. Je länger die Arbeit
dauerte, desto häufiger wurden die Stöcke eingesetzt. Seine Schützlinge arbeiteten
mit Blasen an den Händen, fielen und wurden geschlagen. Seit Stunden ging es
schon so. Seine Hände verkrampften sich um die Hacke. Er fand keine Lösung. Es
waren nur vier Wärter. Mit ihnen würde er fertig werden. Doch was dann? Wenn er
seinen Begleitern jetzt half, würde er sie kaum aus der Höhle bringen können. Er
musste warten. Nur worauf?
    Die Entscheidung wurde ihm abgenommen. Holly brach zusammen. Ein Wärter
brüllte sie an und prügelte auf sie ein. Ihr zierlicher Körper zuckte unter den Schlägen,
sie stand aber nicht mehr auf. Der Dragan schlug wie besessen auf sie ein.
    Aeneas stürzte sich wutentbrannt auf ihn. Ein kurzer Ruck, und er hörte, wie
das Genick brach. Er bekam einen Stock ins Kreuz, wirbelte herum und trat seinem
Angreifer in den Unterleib. Der knickte ein, stieß jedoch erneut zu. Der Ringlord
wich nicht zurück, sondern griff stattdessen nach dem Stock und entwand ihn den
Händen des Wärters. Erbarmungslos schlug er damit zu. Brüllend kamen jetzt die
beiden anderen Dragan auf sie zu. Stockschwingend erreichten sie die Kämpfer.
Eigentlich nur noch einen. Die zweite Wache war bereits unter dem wütenden
Angriff zu Boden gegangen. Aeneas war im Gegensatz zu seinen Feinden ein
geschulter Nahkämpfer. Es dauerte nicht lang und auch die zwei anstürmenden
Dragan lagen besinnungslos oder tot vor ihm. Er konnte es nicht erkennen und es
war ihm schlicht egal. Aus dem Gang hörte er Schreie und sich nähernde Schritte.
Er suchte fieberhaft in den Taschen des einen Wärters, fand endlich die Flasche
und wollte sie schon zerstören, als ihm eine andere Idee kam. Er leerte sie auf den
Boden, füllte sie mit Wasser aus dem Krug und steckte sie wieder zurück. Gerade
noch rechtzeitig. Die Dragan kamen und sie kamen zahlreich. Er sah sich um.
Seine Begleiter standen mit leerem Blick wie angewurzelt auf der Stelle.
    Die Angreifer waren keine Kämpfer, doch ihre zahlenmäßige Überlegenheit
war zu groß. Viele gingen unter dem zornigen Angriff des Ringlords zu Boden.
Aber

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