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Rhanmarú - Das tote Land (German Edition)

Rhanmarú - Das tote Land (German Edition)

Titel: Rhanmarú - Das tote Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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letztendlich brachte ihre Überzahl den Erfolg. Wutentbrannt prügelten sie
noch auf Aeneas ein, als dieser schon längst zu ihren Füßen lag.
     
     
    Erma schüttelte Lennart. Er erwachte mit brummendem Schädel und rieb sich
die Augen. »Wach auf und sei leise!«, hörte er sie flüstern.
    »Was ist passiert?«, fragte er und sah um sich herum. »Wo sind wir?«
    »Ich habe keine Ahnung. Es sind alle da bis auf Aeneas. Alle haben irre Kopfschmerzen,
blutige Hände und Prellungen am ganzen Körper. Versuch, das mal zu
erklären!«
    »Erklären? Ich kann nicht einmal denken. Außerdem ist es lausig kalt.« Er
setzte sich auf und schlang die Arme um seinen Oberkörper.
    Die anderen kauerten aneinandergekuschelt auf dem Boden.
    »Das letzte, woran ich mich erinnere, ist, dass wir mit den Dragan zusammen
gegessen und getrunken haben. Dann ist Sendepause. Himmel, dröhnt mir der
Kopf!« Er hielt besagten Körperteil fest.
    Sie nickte. »Geht mir genauso. Aber so, wie wir aussehen, haben wir nicht die
ganze Zeit geschlafen. Die müssen uns unter Drogen gesetzt haben oder so etwas.«
    »Die wirkten doch so freundlich. Ich versteh das alles nicht«, erwiderte er.
    Erik gesellte sich zu den beiden. »Was machen wir jetzt? Sollen wir versuchen
zu fliehen?«, fragte er müde und benommen.
    Sie schüttelte den Kopf. »Das macht im Augenblick wenig Sinn. Holly kann
sich kaum auf den Beinen halten, und wenn sich hier jemand nicht so schlapp fühlt
wie ich, soll er sich melden. Ich jedenfalls komme keine hundert Meter weit.«
    Er nickte beklommen. »Holly und Suni weinen und Gerrit versucht krampfhaft,
es nicht zu tun. Karem ist nicht ansprechbar. Aber was machen wir denn jetzt und
wo ist unser Lord?«
    Erma seufzte auf. »Wir versuchen, Kräfte zu sammeln. Sollten wir Besuch
bekommen, tun wir wie benommen. Vielleicht lassen sie uns dann in Ruhe. Und
anschließend werden wir Aeneas suchen. Geh wieder zu den anderen! Ihr solltet
noch etwas schlafen.«
    Er nickte und kroch zu seinen Freunden.
    Lennart überlegte eine Weile und flüsterte schließlich: »Wenn die uns hier
arbeiten lassen, warum setzen sie uns dafür unter Drogen? Sie waren uns zahlenmäßig
weit überlegen.«
    Sie zuckte die Schultern: »Du hast sie doch gesehen. Stark wirkten sie nicht
gerade, sie schienen auch eher ängstlich und zurückhaltend. Vielleicht hatten sie
Angst, wir würden sie angreifen, oder so. Vielleicht haben sie gedacht, sie würden
zuviel Wachen brauchen, um uns zu beaufsichtigen. Ach, ich weiß auch nicht,
mein Gehirn ist noch wie verstopft. Ich versteh das alles nicht. Wenn sie uns unter
Drogen gesetzt haben, warum haben sie jetzt damit aufgehört? Und warum ist
Aeneas nicht hier?« Sie überlief ein Kälteschauer.
    »Er ist jedenfalls nicht tot«, flüsterte er.
    »Und wieso ist er dann nicht bei uns?«, fragte sie erneut mit einem Schluchzen.
    Er hätte gern etwas Aufmunterndes gesagt, fand aber keine plausible Antwort
und legte stumm den Arm um sie.
     
    Irgendwann erwachten sie von fremden Stimmen. Dragan waren in der Höhle
und verteilten die Rationen. »Pass auf, dass essen! Nicht mehr Tote«, sagte einer
von ihnen.
    Lennart musste bei diesen Worten unwillkürlich schlucken und wagte es nicht,
Erma anzusehen.
    Der andere Dragan grummelte unverständlich vor sich hin.
    Erik sah, dass er aus einem Fläschchen etwas in ihren Brei tat. Er starrte seine
Schüssel angewidert an. Sollten sie das Zeug jetzt wirklich essen?
    Lennart überlegte fieberhaft. Wenn sie nicht aßen, würden sie garantiert
Schwierigkeiten bekommen. Aber, wenn sie den Brei gestern auch gegessen
hatten, warum waren sie dann trotzdem wieder klar im Kopf? Er sah, dass Erma
bereits aß und begann, ebenfalls zu löffeln. Die anderen taten es ihnen zögernd
gleich.
    Sie hörten eine Stimme von draußen etwas in der für sie unverständlichen Sprache
der Dragan rufen.
    »Heut Versammlung, heut Pause«, erklärte der Wärter. »Morgen doppelt, dann
Opfer für Drachen.« Er lachte. Offensichtlich machte es ihm Spaß, seine Gefangenen
zu verhöhnen, gleichgültig, ob die ihn verstehen konnten oder nicht. Er sah
seinen Partner an und sagte etwas zu ihm. Sein Begleiter nickte, beide verließen
die Höhle und waren bald nicht mehr zu hören.
    Eine Weile schwiegen alle, dann fragte Anna: »Was haben die uns ins Essen
getan? Schlafen wir jetzt gleich wieder ein?«
    »Ich hoffe nicht«, antwortete Erma. »Wir sollten versuchen, zu verschwinden,

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