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Rhanmarú - Das tote Land (German Edition)

Rhanmarú - Das tote Land (German Edition)

Titel: Rhanmarú - Das tote Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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niemand ernsthaft in Erwägung zieht, das
Ding da zu benutzen«, erklärte Adrian unumwunden.
    »Ich denke, die Brücke ist stabiler, als sie aussieht. Sie ist nur alt«, widersprach
Aeneas, um einen zuversichtlichen Tonfall bemüht.
    Erma stöhnte: »Du willst doch nicht wirklich da rübergehen? So verrückt
kannst selbst du nicht sein.«
    »Was glaubst du, warum hier eine Brücke ist?«, fragte der Ringlord. »Vermutlich,
weil es keine Straße hinübergibt. Wenn wir zum Vulkanberg wollen, müssen
wir auf die andere Seite. Ich teste sie.« Mit diesen Worten betrat er auch schon vorsichtig
die Hängebrücke. Sie schwankte und knirschte bedrohlich. Ein Holz brach
unter seinen Füßen weg und segelte wie ein böses Vorzeichen in die endlose Tiefe.
    Der Ringlord kehrte nach zirka vier Metern wieder um und erklärte munter:
»Sie wird halten. Holt eure Seile raus! Wir bauen eine Sicherheit ein.«
    »Noch eine?«, fragte Anna mit Unschuldsmiene. »Ist das nicht etwas übertrieben?«
    »Sicher ist sicher.« Aeneas zwinkerte ihr zu.
    »Das ist völlig verrückt«, schimpfte Erma. »Du wirst da nicht rübergehen!«
    »Ich lass dir gern den Vortritt, wenn du darauf bestehst«, erwiderte ihr Verlobter
lächelnd.
    Sie schnaubte: »Aeneas van Rhyn, bist du wahnsinnig geworden?«
    Er lachte. »Du verstehst dich doch so gut mit meiner Oma. Frag die! Sie wird
dir bestätigen, dass ich das schon immer war. Hör auf zu schimpfen! Du siehst hoffentlich
selbst, dass es keinen anderen Weg gibt.«
    Sie wollte etwas erwidern, aber er legte ihr den Finger auf den Mund, sah sie
ernst an und schüttelte leicht den Kopf. Sie schluckte und wandte sich ab.
     
    Suri und Karem sahen erstaunt zu, wie die Rhan Dosen aus ihren Rucksäcken
kramten, und auf Knopfdruck dünne Seile daraus hervorschossen.
    Zwei davon wurden aneinander geknotet. Ein Ende des nun zirka vierzig Meter
langen Taus banden sie um einen Baum, der dem Abgrund am nächsten war. Das
andere schnürte Aeneas um seine Taille und machte sich erneut auf den Weg über
die Brücke. Lennart hielt das Seil straff, um seinen Freund zu sichern. Erma,
Adrian und Erik unterstützen ihn.
    »Mut hat er«, bemerkte der. »Alles, was recht ist.«
    »Du meinst Übermut«, murmelte sie, ohne den Blick von der Brücke zu lassen.
    Holly legte ihr tröstend die Hand auf den Arm. »Wird schon gutgehen! Aeneas
weiß, was er macht. Er hat sie doch getestet. Außerdem ist er gesichert.«
    Erma sah sie dankbar an. Was für eine verkehrte Welt. Eigentlich wäre es ihre
Aufgabe gewesen, die Jugendlichen zu beruhigen. Nur im Moment war sie einfach
nicht in der Lage dazu.
    Anna stimmte Holly zu. »Du musst wirklich keine Angst haben. Aeneas wirkt
zwar manchmal leicht verrückt, ist das aber nicht. Glaub mir, das ist so eine
Masche von ihm. Wir kennen ihn schon zu lange, um darauf reinzufallen.«
    Erma hätte sie am liebsten geküsst.
    Gerrit gesellte sich zu ihnen. »Das sieht doch gut aus. Sie wird halten.«
    Die Brücke schwankte bedrohlich. Er schluckte und fasste wortlos am Seil mit
an.
    »Die hält nie. Er wird in die Tiefe stürzen und uns allein lassen. Was wird dann
aus uns?«, stöhnte Karem.
    »Noch ein Wort, und du musst dir um deine Zukunft keine Gedanken machen,
weil du dann keine mehr hast«, knurrte Anna wütend und packte zusammen mit
Holly am Seil mit an.
    Gerrit brüllte plötzlich: »Aeneas, ich mag dich lieber als einen Braten. Pass gut
auf dich auf!«
     
    Der Ringlord tastete sich Stück für Stück über die Brücke. Testete jedes Brett
erst einmal an, bevor er sein Gewicht verlagerte. Er riskierte einen Blick in die
Tiefe und ihm brach der Schweiß aus. Er konnte keinen Grund sehen. Die Schlucht
schien endlos zu sein. Vorsichtig schob er sich weiter: Holz für Holz. Er hörte
Gerrit rufen und musste lächeln. Weiter: Brett für Brett! Wenn es sein Gewicht
hielt, würde es auch seine Begleiter tragen. In der Mitte schwankte die Hängebrücke
bedrohlich hin und her. Er hatte Mühe, das Gleichgewicht zu halten. Die
Seile knirschten überlaut in seinen Ohren. Sein Puls beschleunigte sich. Er musste
blinzeln, weil Schweiß ihm in die Augen lief. Die Brücke neigte sich nach rechts.
Er verlagerte unwillkürlich sein Gewicht. Das Holzstück unter seinem linken Fuß
brach, sein Bein sackte in die Tiefe. Er klammerte sich an den morschen Handlauf.
Die Brücke schwang hin und her. Das Holz unter seinem anderen Bein knarrte
immer mehr. Hinter sich hörte er Ermas

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